Kummt Senf druff

Willkommen zuhause, Toppi!

Bundesliga-Rekordtorschütze Klaus Toppmöller ist zurück beim 1. FC Kaiserslautern! Wie der Verein gestern mitteilte, erhält „Toppi“ mit sofortiger Wirkung einen Sitz im Aufsichtsrat und die sportliche Verantwortung auf dem Betzenberg. Das Aufsichtsratsmandat muss satzungsgemäß noch auf der Mitgliederversammlung am 14. Dezember bestätigt werden - wohl reine Formsache.

Als der in Rivenich an der Mosel lebende Klaus Toppmöller 1972 von Eintracht Trier zum 1. FC Kaiserslautern kam, ahnte noch niemand, dass er eines Tages einen festen Platz in der Historie des vierfachen Deutschen Meisters einnehmen sollte. Die FCK-Chronik „Bastion Betzenberg“ zitiert wie folgt: „Augenzeugen erinnern sich noch an jenen Tag, als dieser Klaus Toppmöller zum ersten Mal bei einem Vorbereitungsspiel zur neuen Saison über das Gras stampfte, bei jedem Schritt ein wenig mit den Knien einknickte, so als würde er jeden Moment zusammenbrechen. 'Der soll Tore schießen? Mit den falsch eingehängten Füßen?' höhnte mancher Zuschauer und meinte, dass einer mit solchen X-Beinen unmöglich den Ball oft im Torgeviert unterbringen könne.“

Toppmöller konnte. In den sechs Saisons von 1973 bis 1979 schoss er nur einmal weniger als 17 Tore, wurde über die Jahre mit 108 Treffern in 204 Bundesligaspielen zum Rekordtorschützen der Roten Teufel. Wenn „Toppi“ 1976 nicht einen schweren Autounfall gehabt hätte, so mutmaßt eine weitere FCK-Chronik namens „Die Fußball-Könige aus der Pfalz“, wäre er vielleicht sogar Mittelstürmer der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 1978 geworden. So reichte es jedoch „nur“ zu drei Länderspielen gegen Spanien (ein Tor), Malta und die Türkei.

Doch Toppmöller genoss während seiner Zeit auf dem Betzenberg nicht den Heldenstatus anderer Spieler, was wohl auch an seiner selbstsicheren Außendarstellung lag. „Bastion Betzenberg“ hierzu: „Pfiffe und Beifall wechselten in unglaublicher Schnelligkeit und zermürbten schließlich einen Profi, der nach einigen Jahren überzeugt war, dass ihm der Fan einen Fehltritt verzeiht. Doch der Ingenieur für Haushaltstechnik wurde verbittert und nahm, als er nach einer schweren Knieverletzung keinen Anschluss mehr fand, seinen Hut. Sang- und klanglos.“ Es folgte ein kurzes Intermezzo bei den Dallas Tornados (USA), ehe Toppmöller 1981 mit nur 30 Jahren seine Profikarriere verletzungsbedingt beenden musste.

Mitte der 1980er Jahre wurde Klaus Toppmöller schließlich Trainer, um über Jahre hinweg die Verbundenheit zu „seinem“ Verein mit folgender Aussage zu untermauern: „Ich habe den Trainerschein gemacht, um eines Tages Trainer beim FCK zu werden.“ Dennoch trennten sich die Wege von „Toppi“ und dem 1. FC Kaiserslautern zunächst für mehr als ein Vierteljahrhundert. Während die Roten Teufel in den 1990er Jahren große Erfolge feierten, startete Toppmöller eine erfolgreiche Trainerkarriere. Seiner ersten Station beim FSV Salmrohr, Nachbardorf von Rivenich und gleichzeitig kleinster Ort aller Zeiten im deutschen Profifußball, folgten weitere Erfahrungen beim SSV Ulm und Erzgebirge Aue. Mit Waldhof Mannheim spielte er Anfang der 1990er Jahre um den Bundesligaaufstieg mit, ehe er als Trainer von Eintracht Frankfurt erstmals bundesweit für Schlagzeilen sorgte. Legendär wurde sein Spruch „Bye bye, Bayern“ - noch heute behaupten nicht wenige, dass der souveräne Herbstmeister Frankfurt am Saisonende den Titel geholt hätte, wenn sich Torjäger Anthony Yeboah nicht schwer verletzt hätte. So wurden die Bayern am Ende doch Meister und Toppmöller vorzeitig entlassen, die Eintracht wurde unter seinen Nachfolgern zur Fahrstuhlmannschaft.

Nächste Station war der VfL Bochum, wo „Toppi“ von 1994 bis 1999 arbeitete und die ewige graue Maus 1997 sogar sensationell in den UEFA-Cup führte. Während seiner darauf folgenden Zeit beim 1. FC Saarbrücken, in der die Saarländer sogar für kurze Zeit vom Durchmarsch aus der Regionalliga in die erste Liga träumten, bekam er dann erstmals ein Angebot für „seinen Traum“. Der FCK wollte ihn nach der Trennung von Otto Rehhagel als Trainer verpflichten, doch der FCS verlangte entgegen anders lautender Absprachen eine hohe Ablöse für seinen Trainer. Der Wechsel platzte und Toppmöller wurde kurze Zeit später entlassen, nachdem er seiner Enttäuschung freien Lauf ließ und für Außenstehende nur noch mit halbem Herz in Saarbrücken arbeitete. Es folgte das Engagement bei Bayer Leverkusen, wo er im Jahr 2002 neben dem Champions League Finale gegen Real Madrid auch das Endspiel im DFB-Pokal und die Deutsche Vize-Meisterschaft erreichte - das erfolgreichste Jahr in der Geschichte des Werksclubs vom Rhein. Drei Mal „Vize“, doch zumindest Toppmöller erreichte noch einen persönlichen Erfolg: Er wurde erster „Trainer des Jahres“ in Deutschland, vor Meistertrainer Matthias Sammer und Vize-Weltmeister Rudi Völler. Weitere Trainerstationen waren der Hamburger SV und die Nationalmannschaft von Georgien, wo Toppmöller noch heute arbeitet. Hier sprangen zwar bisher noch nicht die ganz großen Erfolge wie bei seinen vorigen Vereinen heraus, dennoch leistete er solide Arbeit und genießt zurzeit in Georgien ein sehr hohes Ansehen.

Wie schon zu seinen Zeiten als Spieler sorgte Klaus Toppmöller auch in seiner Zeit als Trainer für geteilte Meinungen. „Zu große Töne gespuckt“ und „Immer nur kurzfristig erfolgreich“ lauten die Vorwürfe seiner Kritiker, dem halten die Toppi-Fans die nachweislichen Erfolge und die auf fast allen Trainerstationen erzeugte Euphorie entgegen.

Nun also wieder der Betzenberg, über 28 Jahre nach seinem letzten Pflichtspiel für die Roten Teufel, in dem er auch sein letztes Bundesligator erzielte. Die überwiegende Mehrheit der FCK-Fans empfängt „Toppi“ mit offenen Armen und setzt große Hoffnungen in den Mann, den man in Köln wohl als „Messias“ bezeichnen würde. Toppmöller, der weiterhin Nationaltrainer Georgiens bleiben will, soll das alleinige Sagen im sportlichen Bereich erhalten und somit auch Vorgesetzter von Trainer Kjetil Rekdal und Sportdirektor Michael Schjönberg werden. Sofort nach seiner Aufnahme in das Führungsgremium des 1. FC Kaiserslautern setzte er sich mit potentiellen Verstärkungen für den Spielerkader in Verbindung, auch auf Sponsorenebene könnte alleine der Name Toppmöller die eine oder andere bisher verschlossene Tür öffnen. In den nächsten zwei Wochen wird „Toppi“ allerdings nur nebenbei für den FCK arbeiten und die Georgier im letzten EM-Qualifikationsspiel gegen Litauen betreuen. Danach stehen bis zur Sommerpause nur noch zwei Länderspiele an, so dass er häufig von der Mosel auf den Betze pendeln und das große Ziel verfolgen kann: Den existenzbedrohenden Abstieg vermeiden und die Weichen wieder auf „Auswärtstrend“ zu stellen.

Nicht vergessen werden dürfen bei aller berechtigten Freude über die Rückkehr Klaus Toppmöllers aber die nach wie vor bestehenden Baustellen im Verein. Der Vorstandsvorsitzende Erwin Göbel sowie der Aufsichtsrat müssen sich auf der Jahreshauptversammlung am 14. Dezember kritischen Vereinsmitgliedern gegenüber sehen, die im Sinne des Vereins knallharte Fragen stellen und dann mit viel Bedacht über das weitere Vorgehen und mögliche Hilfestellungen zur Gesundung des FCK entscheiden.

Ansonsten bleibt für den heutigen Tag nur zu sagen: „Willkommen zuhause, Toppi!“

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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