Kummt Senf druff

Der FCK - ein Biotop für Bekloppte

Der FCK - ein Biotop für Bekloppte


Immer wieder gerne wird in Fußball-Fan-Kreisen der von mir hoch geschätzte Nick Hornby, den ich vor 2 Jahren auch einmal kennenlernen durfte, zitiert:„90 % des Lebens eines Fußballfans bestehen aus Demut, Leiden und Verzweiflung. Aber für die anderen 10 % lohnt es sich, immer wieder zu kommen.“ Für FCK-Fans sind diese 10 % noch zu hoch gegriffen, da ist man bereits seit längerem im Minusbereich.

Ich bin jetzt in der 34. Saison dabei, davon 25 Jahre Dauerkarte. Und ob wir nach erneut jämmerlicher Leistung und dem 1:1 gegen den sicheren Absteiger aus Braunschweig endlich mal den absoluten Tiefpunkt in der FCK-Nachkriegsgeschichte erreicht haben, kann auch keiner sagen. Wie reagiert man als Fan auf eine solche Situation? Viele wenden sich mit Grauen ab, andere erstarren in Sarkasmus, wieder andere ertränken ihren Frust im Suff. Die Nerven liegen halt blank. Ich sehe mich als relativ hartgesottenen FCK-Fan, den so schnell nichts nachhaltig umhaut. Aber selbst ich hatte kürzlich nach dem 0:3-Debakel gegen Duisburg zum Erstaunen meiner Mitstreiter mein vorzeitiges Saisonende ausgerufen. Mein FCK-Boykott hielt immerhin für das Spiel im 651 km entfernten Burghausen. Gegen Fürth war ich schon wieder da. So viel zu diesem Thema.

Nun nach dem erneuten Katastrophenkick am Sonntag konnte man endgültig ruhigen Gewissens nach einer miserablen Rückrunde die Saison beenden, da patzt die gesamte Konkurrenz auf eine Art und Weise, die niemand erwarten konnte. Und als am Montag auch noch der Saisonversager 1. FC Köln in Duisburg gewann, begann wieder die Rechnerei. Geht da doch noch was? Also schnell mal Jena in den Routenplaner eingegeben: 417 km. Dann ein kurzer Rundruf: Fabio, Mattes, Kevin. Wir fahren jetzt doch hin. Astrein, Männer! Zumal Jena einer der wenigen Grounds ist, den ich noch nicht kenne. Eigentlich wollte ich meine Tickets schon vor Wochen verkaufen, aus offenbar gutem (?) Grund habe ich es nicht getan. Vernünftig erklären kann man das alles zugegebenermaßen nicht. Aber irgendwie freue ich mich schon wieder darauf, die ganzen anderen rot-weiß-gekleideten Bekloppten auf dem Weg zum Stadion zu sehen - da weiß man wenigstens, wo man hingehört.

Auf die so genannte Mannschaft freut man sich indes weniger. Unseren Betze bezeichne ich trotz der vergangenen gruseligen Jahre als meinen Zweitwohnsitz. Vor zwei Jahren hat irgendein Pfalz-Magazin mal einen Bericht über mich verfasst und von meinem zweiten Wohnzimmer Betzenberg geschrieben. Da muss ich also zwangsläufig regelmäßig hin, um nach dem rechten zu sehen. Der FCK folglich als Lebensinhalt ohne jegliches Hinterfragen in Sachen Qualität auf dem Spielfeld? Anscheinend. Obwohl ich beruflich eigentlich selbständig bin, meinen manche, ich sei hauptberuflich FCK-Fan. Vielleicht ist da was dran, aber mittlerweile haben selbst einige meiner Kunden nur noch Mitleid mit mir in Bezug auf mein Hobby FCK.

Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt. Dass der FCK den Aufstieg nicht verdient hätte, ist klar, aber sind die anderen wirklich besser? Ich sage, da steigen neben dem KSC zwei absolut Blinde auf. Vermutlich wird es für uns nicht mehr reichen, es wäre ja auch schon zu verrückt. So winken uns immerhin in der nächsten Saison einige Auswärtsstadien, die man noch nicht kennt. Magdeburg, Hoppenheim, Wiesbaden (Wehen). Kommt man da halt auch mal hin. Dazu wieder die Derbies gegen Koblenz und die Landeshauptstädter. Gegen den Lieblingsgegner aus Köln, gegen Mönchengladbach und eventuell Aachen. Gar nicht so uninteressant, diese kommende Zweitligasaison. Oder fahren wir am Ende vielleicht doch noch nach Schalke?

Man wird diese Gedanken einfach nicht los. Da wäre vielleicht mal wieder ein lang gedehnter Urlaub angesagt, aber spätestens zehn Tage nach Saisonschluß wartet man doch schon wieder darauf, dass endlich der Spielplan für die neue Spielzeit veröffentlicht wird. Das ist das Schöne am Fan-Sein. Es geht immer weiter. Gleichzeitig ist das auch die tragische Komponente des Ganzen.

Als Atze Friedrich vor fünf Jahren abdankte und das finanzielle Desaster offensichtlich wurde, sagten viele, dass die kommenden Jahre verdammt bitter werden würden. Aber so bitter? Ein dauerhafter Erdrutsch? Geht's nie wieder nach oben? Werden wir am Ende dieser Entwicklung noch unaufsteigbar? Schöner Mist, aber dann müssen wir eben noch zehnmal nach Paderborn fahren. Soll ich deswegen den FCK aufgeben? Wohl kaum!

Mein Lebensmotto ist: Die guten Zeiten sind vorbei, die besten kommen. Gilt das auch für den 1. FC Kaiserslautern? Klingt irgendwo fast schon absurd in diesem Zusammenhang.

Demnächst steht also meine 26. Dauerkartensaison an. Vielleicht sollte ich beim Vorstand mal eine Dauerkarte auf Lebenszeit beantragen, die hätte ich mir verdient! Wenn nicht ich - wer dann? Denn wie ich mich kenne, hänge ich noch 30 Jahre Betzenberg dran. FCK - wer hat mir das nur eingebrockt? Aber irgendwann beim nächsten UI-Cup-Spiel des FCK irgendwo in Litauen werde ich auf der Tribüne sitzen - auch wenn das vielleicht nicht vor September 2027 der Fall sein wird. Der legendäre Manager des FC Liverpool, Bill Shankley, sagte einmal in den 1960er Jahren: „Es gibt Menschen, die behaupten, dass es im Fußball um Leben und Tod geht. Ich bin von dieser Einstellung sehr enttäuscht. Ich kann Ihnen versichern, es geht um viel mehr.“

In diesem Sinne: Forza FCK. Trotzdem könntet Ihr ja irgendwann mal wieder einen vernünftigen Fußball spielen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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