Kummt Senf druff

Stehen Trainer beim FCK unter Artenschutz?

Angesichts der aktuell wieder einmal deprimierenden Situation rund um den 1. FC Kaiserslautern und seinen Trainer Wolfgang Wolf lohnt es sich, einen Blick auf die Entwicklung unter den Lautrer Cheftrainern der letzten zehn Jahre zu werfen. Vor zehn Jahren, also 1997, lagen sich die FCK-Fans nach dem sofortigen Wiederaufstieg ihrer Truppe in den Armen und feierten den Trainer Otto Rehhagel. Im Folgejahr wurde man sogar Deutscher Meister. Eine einmalige Erfolgsgeschichte! Doch von nun an ging es unaufhaltsam bergab.

1999 redete man sich noch das Erreichen eines UEFA-Cup-Platzes schön, obwohl man am letzten Spieltag auf peinliche Art und Weise mit 1:5 beim Abstiegskandidaten Frankfurt verlor und dadurch die Qualifikation zur Champions League vergeigte. Der Anfang vom Ende für „König Otto“ auf dem Betzenberg, der durch diese Pleite viel an Ansehen verlor. Er durfte jedoch bei nun immer magereren Spielen und Ergebnissen noch bis zum Herbst 2000 bleiben und wurde erst nach einem jämmerlichen 1:1 gegen Cottbus entlassen. Für die meisten Fans ein viel zu später Abgang, Rehhagel hätte zudem aufgrund seiner früheren Verdienste einen besseren Abschied verdient gehabt. Hätte man nur beizeiten gehandelt!

Nun kamen mit Andreas Brehme und Reinhard Stumpf zwei ehemalige FCK-Haudegen in die Verantwortung. Verliefen ihre ersten Monate auf dem Trainerstuhl noch sehr erfolgreich, so wurde unter ihrer Regie im Frühsommer 2001 aufgrund einer beispiellosen Niederlagenserie kurz vor Saisonende noch der sicher geglaubte UEFA-Cup-Platz und der Einzug ins UEFA-Cup-Finale verspielt. Das Trainerduo verpasste auch in der Folgesaison trotz eines Traumstarts von sieben Siegen zu Saisonbeginn den Europapokal erneut knapp. Die Fans waren nach dem 3:4 am letzten Spieltag im Mai 2002 in Stuttgart stinksauer und hielten beispielsweise das Transparent „Danke für Nichts“ in den Stuttgarter Abendhimmel. Doch was ein wirkliches „Nichts“ bedeuten würde, das bekam man erst Jahre später zu sehen. Brehme und Stumpf durften noch bis zum 3. Spieltag der neuen Saison bleiben, bevor nach weiteren katastrophalen Ergebnissen der erneut verspätete Schlussstrich gezogen wurde.

Nun durfte der renommierte Erik Gerets ran. Nach großen Anfangsschwierigkeiten schaffte er schlussendlich doch den Klassenerhalt und wurde dafür entsprechend gefeiert. Doch in der Folgesaison schien schon im Oktober klar, dass er der Mannschaft, die erneut leblos im Tabellenkeller taumelte, keine Impulse mehr geben konnte. Entlassen wurde er jedoch erst vier Monate später, als es bereits fast zu spät für eine Rettung war.

Sein Nachfolger wurde im Februar 2004 Kurt Jara. Dieser erreichte tatsächlich noch den Klassenverbleib, und auch in der darauf folgenden Saison platzierte er die Mannschaft im unteren Mittelfeld. Doch er machte frühzeitig den Fehler, sich mit den Fans anzulegen und unternahm nicht die geringsten Anstalten, von sich aus auf die treuen FCK-Anhänger zuzugehen und mögliche Missverständnisse auszuräumen. Insofern war dann fast jeder froh, als er sieben Spieltage vor Saisonschluss entlassen wurde und das monatelange Theater rund um seine Person beendet wurde. Für den Rest der Spielzeit wurde er durch Hans-Werner Moser ersetzt.

Zur neuen Saison 2005/06 wurde der ewige Hitzfeld-Assistent Michael Henke als Cheftrainer präsentiert. Trotz eines passablen Starts war bereits nach drei Monaten klar, dass er eine Fehlverpflichtung war. Es gab grottenschlechte Leistungen am laufenden Band und einen erneuten Sturz in die hintersten Tabellenregionen. Entlassen wurde er aber erst sechs Wochen später. In diesen Wochen hätte sein Nachfolger die am Ende fehlenden ein bis zwei Punkte durchaus noch sammeln können.

Dieser Nachfolger wurde schließlich Wolfgang Wolf. Er wäre es nicht geworden bei einer früheren Entlassung von Henke, da Wolf zu dieser Zeit noch in Nürnberg unter Vertrag stand. Wolf konnte die Mannschaft nach der Winterpause durch den Einbau junger Eigengewächse deutlich stabilisieren, den Abstieg aber nicht mehr verhindern. Dennoch verdiente er sich Respekt durch seine mutigen Personalentscheidungen. Wer nun aber dachte, dass mit diesen inzwischen zahlreichen eigenen Nachwuchsspielern eine bessere Zukunft des FCK zu erwarten war, sah sich schnell getäuscht. In Liga 2 spielten die meisten dieser Jungspunde nur eine Nebenrolle, stattdessen versuchte Wolf mit einem zusammen gewürfelten Haufen und strikter Defensivtaktik gegen zumeist wenig durchschlagskräftige gegnerische Teams über weite Strecken der Spielzeit hinweg, den Wiederaufstieg zu schaffen. Spätestens seit dem Remis in Burghausen muss auch diese Mission als gescheitert angesehen werden.

Und nun stellt sich die Frage, warum man den taktisch nicht eben flexiblen Trainer Wolf intern nicht spätestens seit Anfang März auf den Prüfstand stellte, als der Aufstieg tatsächlich noch drin war, die Leistungen aber bereits seit der Winterpause, und dies trotz fünf Neuzugängen im Januar, nur noch als erbärmlich zu bezeichnen waren? Nur weil ein Konzept auf angeblich zwei Jahre zweite Liga angelegt war? Wenn es denn überhaupt so ist. Spielen deutlich sichtbare Tendenzen und Entwicklungen über Monate hinweg da keine Rolle? Diese Geschichte wiederholt sich immer wieder. Warum zieht man nicht einmal zeitig die Konsequenzen? Bewährt hat sich dies zumindest beim FCK leider selten.

Warum nicht einfach jetzt, da die Saison quasi gelaufen ist, für die neue Spielzeit einmal etwas Neues versuchen? Und einen Trainer verpflichten, der ein wirkliches Konzept auch bei schmalem Budget entwickelt, der der Truppe wieder Spielwitz einimpft und die Zuschauer, die nun in Scharen dem FCK wegzulaufen drohen, wieder versöhnt. Und die Fans werden zurückkommen, sobald ihnen wieder etwas geboten wird. Zumal ein Mann wie Volker Finke, der für diese genannten Eigenschaften wie kaum ein anderer steht, auf dem Markt ist und ein Klaus Toppmöller, der auf seinen Trainerstationen ein zumeist mutiges Offensivspiel praktizieren ließ, in Georgien auf Dauer auch nicht glücklich wird und möglicherweise für ein Engagement auf dem Betzenberg gewonnen werden könnte. Aber man müsste eben zuvor entsprechende Grundsatzentscheidungen treffen - und das möglichst zügig.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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