Wenn man sich freiwillig gemeldet hat, um die Rubrik „Kummt Senf druff“ diese Woche zu schreiben, dann fallen einem viele fußballspezifische Themen ein. Auf den FCK verzichte ich dieses Mal, obwohl ich nach wie vor an unsere Aufstiegschance glaube.
Kommen wir also zunächst einmal auf Gerhard Mayer-Vorfelder zu sprechen. Immer wenn man glaubt, dass dieser eitle Spitzenfunktionär des Fußballs endlich und endgültig von der Bildfläche verschwunden ist, taucht er wieder auf. Jetzt ist er doch tatsächlich auf seine alten Tage noch UEFA-Vizepräsident unter dem neuen Präsidenten Michel Platini geworden. Der Mann fällt immer wieder auf die Füße. Mich würde es nicht wundern, wenn er eines Tages als dann fast 80-jähriger auch noch den unsäglichen Sepp Blatter als FIFA-Präsident ablösen würde. Warum fragt man MV eigentlich nicht, ob er zwischendurch nicht noch schnell für ein paar Jährchen Chef der Deutschen Fußballliga (DFL) werden will?
Dort scheint man ja nach dem plötzlichen Tod von Werner Hackmann keinen geeigneten Nachfolger zu finden - „Hochkaräter“ wie Rummenigge, Holzhäuser oder Calmund haben ja schon abgewunken. Nun wird von interessierten Kreisen der bei uns bestens bekannte René C. Jäggi für diesen Posten ins Gespräch gebracht. Böse Zungen behaupten, dann solle es vielleicht doch besser MV machen...
Heftig geht es schon seit längerem in Italien zur Sache. Radikalisierte Ultras, oft von politisch extremen Organisationen unterwandert, lieferten sich zum wiederholten Male schwere Krawalle mit der Polizei. Nun gab es sogar Tote zu beklagen, weswegen ein ganzer Spieltag und ein Länderspiel abgesagt wurde. Am vergangenen Wochenende fanden dann vier Erstligaspiele unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt, in andere Stadien kamen nur registrierte Dauerkartenkunden hinein. Eine traurige Entwicklung mit vielen Ursachen, über die nun wieder reichlich spekuliert wurde. Prompt gab es auch bei uns am Sonntag Nachahmer, als in Leipzig laut Medienberichten 800 Lok-Hooligans beim Pokalspiel gegen Erzgebirge Aue II rund 300 Polizisten angriffen - Augenzeugen aus der Fanszene sprechen hingegen „nur“ von 150 Hooligans und ebenso vielen Schaulustigen. Nichtsdestotrotz endete die Schlacht mit zahlreichen Verletzten und einigen Festnahmen.
Letzte Woche waren wir mit fünf Leuten unseres Fanclubs „Kölnteufel“ beim Länderspiel Deutschland-Schweiz in Düsseldorf. Aber als eingefleischte Fußballfans haben wir uns dort nicht wirklich wohlgefühlt. Zu viele top-gestylte Mädels mit trendy Handtäschchen (und ich habe absolut nichts gegen Frauen beim Fußball) und zu viele Leute um einen herum, die scheinbar zum ersten Mal überhaupt in einem Fußballstadion waren und nicht einmal verstanden haben, dass man sich bei einem Torerfolg der eigenen Mannschaft von seinem Sitz erhebt und applaudiert. Von Stehplätzen spreche ich ja erst gar nicht mehr. Dazu eine neue und moderne Arena mit geschlossenem Dach, aber eben kein wirkliches Fußballstadion. Und Hallenfußball mochte ich noch nie!
Sehr beliebig sind sie, diese modernen Arenen, wo man nicht mehr weiß, ob man sich gerade in Mönchengladbach, auf Schalke oder eben in Düsseldorf befindet, weil alles überall gleich aussieht. Obwohl Fortuna Düsseldorf von diesem Palast scheinbar profitiert. Immerhin hatten der derzeitige Tabellenzweite der Regionalliga Nord am Wochenende zum wiederholten Male bereits 24.000 Zuschauer bei einem Ligaspiel.
Jedenfalls haben wir spontan beschlossen, im Herbst mal einen Trip nach Schottland zu machen, nach Kilmarnock oder Inverness, wo es noch so etwas wie urtümlichen, schnörkellosen Fußballkampfsport in einem richtigen, unmodernen Footballground gibt, wo man auch die Naturgewalten noch spürt. Was macht es schon, wenn man mal ein paar Regentropfen abbekommt? O.K, nach diesen Worten steht vermutlich zu erwarten, dass es am Freitag in Koblenz schüttet wie aus Eimern und wir alle klatschnass werden, aber was soll es? Dann merkt man wenigstens, dass man selbst und der Fußball noch lebt.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister