Kummt Senf druff

Schönen Gruß und ... Tschüss

Vor einigen Tagen - es war eine vergleichsweise kleine Notiz im großen Getriebe des geräuschvollen Profifußballs - verkündete der 1. FC Kaiserslautern: „Pressesprecher Michael Novak verlässt den Verein.“ Der FCK hat in der Vergangenheit schon viele schmerzliche Verluste hinnehmen müssen. Ich schätze mal, diesen wird er verkraften können, bestimmt!

Ich arbeite seit fast zwei Jahrzehnten als Journalist und habe viele Jahre auch beim 1. FC Kaiserslautern Einblick in die Pressearbeit des Vereins gehabt und eine gute Vergleichsmöglichkeit, weil es mir auch bei anderen Clubs, großen wie kleinen, möglich war, hinter die „Presse-Kulissen“ zu blicken. Überwiegend mit viel erfreulicheren Eindrücken.

Der Presseraum beim FCK in der Nordtribüne ist ein sehr großzügiger, funktionaler Raum, der eigentlich ganz gute Arbeitsbedingungen bietet. Eigentlich. Ein Ort, an dem sich heimische und auswärtige Journalisten wohl fühlen, ist er trotzdem nicht. Schon bei der Verteilung der Spielberichtsbögen zeigte sich, dass der Verein offensichtlich sparen wollte, denn diese gingen immer rasch aus und man musste jedes Mal regelrecht „winseln“ um einen neuen zu bekommen. Einfallslosigkeit bei der Verpflegung der Kollegen ergänzte sich wunderbar mit leidlich motivierten, engagierten und freundlichen MitarbeiterInnen, die ihren Job meist so verrichteten, als spielten sie Mikado. Ihr wisst schon: wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Allzu viel mussten sie sich auch nicht bewegen, denn zumeist gingen einige oder auch alle Getränke schon vor der Pressekonferenz zur Neige - oder spätestens kurz danach. Man stelle sich vor - da reist ein Zeitungsjournalist aus Hamburg an den Betze, um von dort zu berichten, bittet nach der PK: „Ich hätte gerne ein Bier“ und bekommt mit herbem Provinzcharme die Antwort: „Ham mär käääz mee“. Die Welt zu Gast bei Freunden... Übrigens, als die Champions-League-Welt zu Gast am Betze gewesen ist, waren das Personal ausgetauscht und die Vorräte ausreichend.
In der Bundesliga herrschte dagegen bei der Pressebetreuung Tristesse. Und wer zur Steigerung dann noch das Vergnügen hatte, den Pressesprecher Michael Novak bei einem seiner „Gute-Laune-Spaziergänge“ zu erleben, dem widerfährt dann das, was ein Kollege und ich erleben mussten:

Im Presseraum war ein Glaskasten aufgebaut, der das Modell des neuen Stadion in seinem Innersten barg. Wir schauten uns das ganze ziemlich intensiv an und diskutierten lebhaft, wo was hinkäme, ob es noch einen Durchgang von der „Nord“ zur „West“ geben würde, und so weiter und so weiter... Da machte Pressesprecher Novak seinen Durchgang, plusterte sein Gefieder zum Imponiergehabe auf und stieß oberlehrerhaft aus: „Nehmen sie aber mal ganz schnell ihre Hände da weg! Das machen sie doch zuhause auch nicht so. Unglaublich!“

Was für eine herrliche Repräsentationsfigur für den 1. FC Kaiserslautern. Wenn wir jetzt auswärtige Journalisten gewesen wären, wir wären wohl völlig angesäuert nach Hause gefahren und hätten vom Betze wohl so richtig den „Plan im Sack“ gehabt. Man sollte sich eben auch mal fragen, warum so viele Journalisten gerne so negativ vom FCK berichten?! Wer sich in irgendeiner Sache an Pressesprecher Novak wenden wollte, der wurde, wenn er Pech hatte, mit Arroganz und „Minimal-Freundlichkeit“ abgebügelt, dass ihm Hören und Sehen und die Lust auf die Zusammenarbeit mit diesem Verein vergehen konnte.

Ich finde es schon bemerkenswert, wie viele hier im Forum meine Meinung zu diesem Thema geteilt haben, und das teilweise ohne ihn gekannt zu haben. Der Mann scheint 'ne prima Aura zu haben. Früher, da haben Peter-Jochen Degen die Tages- und Anne Weinsheimer die Dauerkartenanfragen bearbeitet und den Verein zumindest in diesem Punkt sehr ordentlich repräsentiert. Schöne Grüße an die beiden!

Ein Erlebnis noch zum Schluss, dass ich vor Jahren mit dem FC Bayern hatte. Weil ich mich wieder mal über Uli Hoeneß geärgert hatte, schrieb ich einen Zornesbrief an den FC Bayern. Ich war mir sicher, dass ich zwar mal ordentlich Dampf abgelassen hatte, die Sache damit aber auch schon erledigt sein würde. Ein paar Tage später klingelte mein Telefon: „Guten Tag, mein Name ist Markus Hörwick, ich bin der Pressesprecher des FC Bayern, ich würde mich gerne mit ihnen unterhalten.“ Fast 20 Minuten nahm sich das „Mediensprachrohr“ des Rekordmeisters Zeit, um mit mir über die Dinge zu sprechen, die ich kritisch angemerkt hatte. Ich war ehrlich beeindruckt und bin es auch heute noch.

Der FCK sollte sich künftig sehr viel bewusster darüber sein, wie wichtig die Position des Pressesprechers ist und dass man damit auch in schwierigeren Zeiten noch Punkte machen kann, selbst wenn man auf dem sportlichen Konto vielleicht mal nicht ganz so viele hat.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: PeterKuttler

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