Der Gasmann kommt
Schalke 04 wird demnächst also von der russischen „Gazprom“ gesponsert?! Logo, in Zeiten steigender Energiepreise kann man sehr froh sein, wenn man sozusagen jemanden kennt, der einem Strom und Gas frei Haus liefert. Erst recht, wenn man ein riesiges Haus hat und größter Verbraucher der Stadt ist. Dumm nur, wenn gleichermaßen eine Gegenleistung zu erfolgen hat, die noch gar nicht zu beziffern ist. Zum Beispiel in Form von Aktien-Sharing oder Holdinggesellschaften, die dem Gasmann einen Anteil am eigenen Leistungsbereich einräumen. So am Ertrag aus Fernsehauftritten, am Verkauf von Wurst und Bier, am Verkauf der Dienstkleidung des Personals und am eigentlichen Kapital - dem Personal selbst. Kalkuliert man dann nämlich einmal falsch wird der Gasmann sagen: „Die Werbekosten sind abgeschrieben! Ab jetzt geht's um den Profit!“
Dann hat man Leid mit der Steuer, und mit den Kunden, die gar kein lila Trikot oder gelbe Sitze haben wollen, sondern alles in blau und weiß! Dann ist es ein kurzer Weg, bis die Firma einen neuen Aufsichtsrat und einen neuen Namen bekommt. Und dann kommt so ein kleiner ostanatolischer Gebirgsbergbauverein und diese Ziegenzüchter machen dein Personal auf dem Grün, das die Welt bedeutet lächerlich, drehen dir die Pipeline zu! Nix mehr Champagner-Liga für den Gasmann, sondern Butterbrote und Doppelkorn im Verbands-Pokal. Und wenn der Firma dann die Kunden weglaufen, dann wird das Personal, das ja nicht mehr der Firma gehört, sondern dem Gasmann, einfach änderungsgekündigt und zwangsversetzt auf eine andere Dienststelle - sagen wir mal nach St. Petersburg, zum Beispiel. Ach ja... an den Gaspreisen in der Stadt ändert sich natürlich nichts!
Milan, Manchester, Salzburg, Edinburgh, Aston Villa - das alles schien weit weg! Dabei passiert es ständig, vor unserer Nase, vor der Haustür! Ahlen, Hoffenheim, Burghausen - das fiel keinem auf! Leverkusen und Wolfsburg - von allen Seiten akzeptierte Wettbewerbsverzerrung durch Einflussnahme von Gasmännern!
Da kommen die „Dinos“ wieder ins Spiel! Werden die sich das bieten lassen? Werden sie statt mit Braunkohle jetzt mit Gas heizen? Man beachte, dass alle Gasableser der Republik von Hoeneß über Assauer bis Bruchhagen zumindest Zweifel äußern, ob dies die Einleitung einer „feindlichen Übernahme“ darstellt oder nur Werbesynergien für beide Partner bringt. Denn fest steht: In diesem Deal gibt es nur einen starken Mann - den Gasmann. Der königsblaue Tagebau kann daran profitieren oder radikal zugrunde gehen. Und aus der Sicht der „Dinos“ und derer die es werden wollen kennt dieser Deal ohnehin nur einen Verlierer - den Sport! Peinlich auch, wenn sich gerade ein ehemaliger Staatsdiener, der zur Neutralität verpflichtet wäre in einem solchen Bereich groß produziert. Aber so ist es nun mal, die Kuh will gemolken sein! Ich bin da sozusagen „saufroh“, dass die Kuh in Lautern vom Eis ist - zurück auf die saftigen Schweizer Hänge und Wiesen! Nun kann sie dort ihren großen Käse machen..
Weiter unten in der Fernsehliga 1 stellt man auch sofort fest, dass man jetzt nicht mehr mithalten kann. Der HSV - im letzten Jahr die Sensation ganz oben - steht mit dem Rücken an der Wand. So schnell verblasst ein Stern, der noch nicht einmal richtig aufgegangen war im Neonlicht der Internet-Arena und auf den Schreibtischen der Spielerberater stapeln sich sicher schon die ersten Anfragen fürs Personal, das ja eigentlich Champions-League-tauglich ist. Nun, Kollege Barbarez sitzt in der Pillenfabrik und grinst sich eins. Alles richtig gemacht? Und Thomas Doll - alles falsch? Oder doch Dietmar Beiersdorfer? Drückt dem HSV die Daumen, wenn die wieder hoch kommen, gibt's noch mal Kohle für Sanogo!
Ihr seht, liebe Knappen - das kann ganz schnell gehen! Wer seine Seele an den Teufel verkauft, muss schon ein Roter Teufel werden. Ansonsten verliert er schnell den Schlüssel zur Glückseeligkeit.
In Liga zwei ist das erste Abtasten auch vorbei. Die Gasmänner in Augsburg, Unterhaching und Burghausen scheinen den Tagelöhnern aus Köln, Rostock, Karlsruhe oder eben Kaiserslautern noch nicht gefährlich werden zu können. Ist halt eine ganze Nummer kleiner - hier wird noch mit Kohle geheizt!
Der FCK überzeugt spielerisch immer mehr, nur: Selbst beim einem 4:0 gegen Aue mache ich mir ein paar Sorgen, muss es doch 9:2 ausgehen, und wer die Dinger gegen Aue nicht macht, wenn er eigentlich locker drauf ist, der macht sie auch nicht gegen München. Köln und Karlsruhe scheinen spielerisch mit den Teufeln die besten, das gerade beendete Montagsduell zeugt von echter Klasse. Sechzig und Hansa sind am ausgeglichensten besetzt. Duisburg ist nur in der Mitte stark, Paderborn eine Zeiterscheinung, Fürth und Freiburg...? Böse Zweitliga-Welt!
Quo vadis? Nunc alea non iacta est! Ja gell, jetzt müsst mer Latein kenne!
Fakt ist: der FCK kann mithalten und ist eine Mannschaft! Das hat man beim Jubel-Pogo am Sonntag einmal mehr deutlich gesehen. Die Jungs mögen sich. Und wir wissen ja schließlich alle: Elf Freunde müsst ihr sein! Olé! Ich wollte schon immer mal solch geniale Weisheiten offiziell verkünden!
Eines merkt man deutlich: Mannschaft, Vorstand und nicht zuletzt die Fans bilden im Moment ein erfolgreiches Team mit Perspektiven nach oben. Und nur, ausschließlich nur, wenn man das über Jahre hinbekommt, kommt der FCK wieder zu seinem angestammten Platz unter den sechs ruhmreichsten Vereinen dieses Landes. Mit Verlaub - da gehören wir nun mal hin! Und nur wenn man diese Ziele, diese Visionen hat, lebt man einen Traum.
Also Lautrer: Einhaken! Denn wenn der Gasmann kommt, müssen wir Freunde sein - weitaus mehr als nur elf! Echter und ehrenhafter Fußball bleibt eben doch Braunkohle, ... Tagebau.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Rossobianco