Kummt Senf druff

Ein wirklich offener Brief an den SWR

Lieber SWR,

nun kehren wir einmal beiseite, dass ich FCK-Fan bin, sondern stellen mal in den Vordergrund, dass ich seit über zwanzig Jahren „Flutlicht“ schaue. Das ist schon eine komische Zeit heute! Da werden Fußballtrainer zu ZDF-Kommentatoren und in der Bundesliga spielen Clubs, die haben auch zu Eurer Anfangszeit als Fernsehmänner noch in der Ober- und Verbandsliga gekickt.

Nicht, dass es verwerflich wäre, den FCK nicht leiden zu können, beileibe nicht. Klar auch, dass eine Stadt mit 250.000 Einwohnern ihrem eigenen Klub huldigt, der unbestritten sportlich eine Bereicherung darstellt. Aber was Ihr da Woche für Woche an Berichten und Kommentaren über den FCK loslasst, ist schon lange kein neutraler Journalismus mehr. Gerade ein Herr Döring müsste sich noch an die Zeiten erinnern, als der SWR (oder damals der SWF) über die Dörfer tingelte und die FCK-Fans anbiederte, sie mögen doch bitte ins Studio kommen, weil sonst kam ja gar keiner! Herr Wienpahl hat diese Zeiten sicherlich verpasst. Deswegen laufen viele seiner Fragen auch in die totale Leere des Raumes. Frau Schick gibt sich nicht einmal ernsthaft Mühe Studiogäste aus Kaiserslautern Respekt spüren zu lassen, während bei Mainzer Gästen das Ganze eher einem Small-Talk zweier Bekannter gleicht, die sich jeden Tag nach der Arbeit zum Kaffee trinken am Ballplatz oder im Pomp treffen. Aber viele ihrer Mitarbeiter, vom Chef Michael Antwerpes bis zum Reporter vor Ort Bernd Schmidt, wissen genau wovon ich hier rede.

Nun gut, Mainz ist drin, der FCK zur Zeit nicht. Es scheint Ihnen jedoch der Gedanke völlig abzugehen, dass dies auch mal wieder andersherum sein könnte, so wie es eigentlich immer war! Das der FCK auch das Aushängeschild des Dritten im Land ist, immer noch deutlich mehr Zuschauer anzieht, auch Fernsehzuschauer, wird gelinde gesagt, gerne von Ihnen übersehen! Die gestrige Sendung war ein Höhepunkt des schlechten Stils, den niemand übersehen konnte. Sie hat nicht nur den völlig unrichtigen Eindruck erweckt, die TuS wäre die bessere Mannschaft im Derby gewesen, und darum geht es auch gar nicht. Sie haben Jürgen Macho, nicht als ersten FCK-Spieler, in einer Art und Weise interviewt, dass man aus jeder Frage und jeder Bemerkung eine persönliche Abneigung spüren konnte. Herr Sasic hat das Gott sei dank etwas kompensiert, das Spiel richtig bewertet, wie auch das Umfeld in Kaiserslautern. Auch wenn ihre Frage nach der „Hölle Betzenberg“ sicher in eine andere Richtung abzielte und sie etwas von „unfairer Beeinflussung“ hören wollten. Die Krönung war dann die Frage und die implementierte Antwort, die Herr Döring ja auch nicht für sich behalten konnte, an Jürgen Macho, ob in der nächsten Saison wieder ein Derby stattfände. So was nennt man "freudschen Versprecher". Gehen Sie, Herr Döring, dann in den Keller weinen, wenn es in der zweiten Liga TuS-FSV heißt. Respekt vor Macho, dass er nicht einfach gegangen ist!

Es würde Ihnen gut zu Gesicht stehen, wenn sie „Sport im Westen“ oder die Kollegen von Bayern 3, auch mit ihrer Montagssendung, mal beobachten. Man ist ja ARD-Kollege, da kann man sicher einmal hospitieren. Da gibt es wesentlich mehr Profivereine und eine absolut neutrale, gut recherchierte, freundliche und fan-nahe Berichterstattung. Auch wenn jeder weiß, welchem Klub Herr Rubenbauer oder Herr Hartmann zuneigen.

Andersherum gefragt, könnten Sie sich vorstellen, dass ein Johannes Kerner ein Hertha-Spiel schönredet, respektive den Gegner schlecht, oder ein Marcel Reiff Kaiserslautern in den Himmel hebt? Ich nicht!
Sie sollten sich deutlich mehr auf Ihre Wurzeln besinnen und „wissen“ wo Flutlicht herkommt. An Stelle des FCK würde ich Ihnen überhaupt keine Spieler mehr schicken. Jürgen Klopp ist ja inzwischen omni-präsent, machen Sie doch einfach jede Sendung mit ihm. Vielleicht sagt er ja auch etwas Gehaltvolles über die Trierer Miezen, TBB Trier, den Aufstiegskampf des FCK in der zweiten BBL, den VfK Schifferstadt, den AC Mutterstadt, Hockey in Frankenthal und Dürkheim. Aber ich vergaß; das ist ja alles nicht mehr wichtig für Rheinland-Pfalz, seit Ihre Stadt Bundesliga spielt. Das alte Derby Wormatia Worms gegen Eintracht Kreuznach haben sie zum Beispiel gar nicht erwähnt, ist doch alter Käse.

Irgendwann spielt vielleicht der FKP Bundesliga gegen Trier und Mainz wieder Regionalliga, nicht dass ich es ihnen gönnte! Dann wünsche ich Ihnen viel Erfolg, wenn sie über die Dörfer der Südpfalz und der Eifel tingeln, um wieder ein paar Zuschauer ins Studio zu locken.

Machen Sie Ihre Hausaufgaben!

Ein rheinland-pfälzer Sportfan

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Rossobianco

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