Hall of Fame: Werner Kohlmeyer

Werner Kohlmeyer - Ein gefallener Held

Werner Kohlmeyer - Ein gefallener Held

Foto: Imago

Werner Kohlmeyer war während seiner aktiven Zeit beim 1. FC Kaiserslautern ein Held. Der linke Verteidiger (geboren am 19. April 1924 in Kaiserslautern) agierte von 1941 bis 1957 beim FCK, bevor er seine Karriere beim FC Homburg und dem SV Bexbach ausklingen ließ. Eine Legende bleibt er als zweifacher Deutscher Meister und natürlich als einer der „Helden von Bern“. Der „vergessene Weltmeister“, wie Kohlmeyer in den Medien oft genannt wurde, starb vor 36 Jahren, am 26. März 1974.

Werner Kohlmeyer galt als universelles Sporttalent, spielte unter anderem auch noch nebenbei Tischtennis und betrieb verschiedene Disziplinen der Leichtathletik. Im Fußball war er ein wichtiges Mitglied der legendären Walter-Elf des FCK, stand aber - möglicherweise auch aufgrund seiner Position - zumeist im Schatten anderer Spieler.

Dennoch galt er auf dem Spielfeld als die Zuverlässigkeit in Person, räumte in der Abwehr konsequent ab und galt in der ersten Hälfte der 1950er Jahre aufgrund seiner Schnelligkeit und Ballsicherheit als Verteidiger von Weltklasse. Kohlmeyer wurde mit den Roten Teufeln 1951 und 1953 Deutscher Meister und war Mitglied der deutschen Weltmeisterelf von 1954. Beim der WM in der Schweiz bestritt er fünf Partien, darunter das Endspiel gegen die (fast) unbezwingbaren Ungarn - Kohlmeyer spielte also eine herausragende Rolle beim „Wunder von Bern“.

Unmittelbar nach Kriegsende, im Jahr 1946, heiratete Werner Kohlmeyer. Er und seine Frau Carola hatten bereits drei Kinder, als „Kohli“, wie ihn viele nannten, als Weltmeister aus der Schweiz zurückkam. Ein Leben auf der Sonnenseite.

DFB-Auswahltrainer Sepp Herberger schätzte den Lautrer sehr, „man konnte sich stets auf ihn verlassen“. Sein Mitspieler Werner Liebrich beschrieb ihn als „exzellenten Kameraden“. Horst Eckel nennt ihn noch heute „einen richtig guten Kumpel, auch außerhalb des Platzes. Der hätte einem seine letzten fünf Mark noch geliehen“.

Aufgrund des Krieges und der folgenden internationalen Sperre für Deutschland feierte Kohlmeyer erst 1951 im Alter von 27 Jahren sein Debüt in der Nationalmannschaft. Bis zu seinem Rücktritt im Dezember 1955 - damals gab es noch nicht so viele Länderspiele wie heutzutage - kam er auf 22 Einsätze. Für den FCK absolvierte er herausragende 332 Spiele und erzielte dabei immerhin 20 Tore.

Doch wie das Leben manchmal so spielt: Der Held begann zu wanken. „Kohli“ wurde herum gereicht, sollte hier und da und dort immer wieder die Geschichte des sensationell errungenen Weltmeistertitels erzählen. Dabei trank der starke Raucher auch gerne mal das eine oder andere Bierchen, im Laufe der Jahre wurden es immer mehr. Seine Ehe begann zu kriseln, als er auch noch anfing zu spielen. Und einfach zu oft verlor. Irgendwann war das Häuschen weg, bald darauf noch ein zweites.

Seine Anstellung als Lohnbuchhalter in der Spinnerei Kammgarn verlor er aufgrund seiner Alkoholsucht. Er eröffnete ein Sportgeschäft, das nicht so recht laufen wollte. Seine Frau brachte die Familie zunächst noch durch, aber irgendwann hielt sie das alles nicht mehr aus und verließ ihn im Jahr 1965 mit ihren Kindern. Kohlmeyer stürzte nun völlig ab, war auf Sozialhilfe angewiesen. Dennoch gab es Freunde: Frühere Weggefährten, an der Spitze Fritz Walter und Sepp Herberger, halfen ihm immer mal wieder auf die Beine und versorgten ihn mit dem Nötigsten. Eine von Herberger groß angelegte Hilfsaktion („Werner, ich helfe Ihnen, wenn Sie eine Entziehungskur machen“) lehnte Kohlmeyer jedoch ab. Er fühlte sich nicht als alkoholkrank, bemitleidete sich stattdessen selbst und erklärte, dass er wohl besser niemals Fußball gespielt hätte.

Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte der Weltmeister in der Wohnung seiner Mutter in Mainz-Mombach. Immerhin fand er noch eine Anstellung als Pförtner am Hintereingang des Rhein-Main-Verlages in Mainz.

Eine unrühmliche Rolle in den letzten Monaten seines Lebens spielte der Deutsche Fußball-Bund (DFB). Als Kohlmeyer Karten für das Finale der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft 1974 orderte, erhielt er vom DFB einen Formbrief zurück - inklusive einer Rechnung. Der tief enttäuschte Kohlmeyer zog sich nun noch mehr in sich zurück. Schließlich starb er infolge einer Herzerkrankung am 26. März 1974 als Erster der Helden von Bern - viel zu früh, im Alter von nur 49 Jahren. Ein tragisches Ende eines Lebens, das so verheißungsvoll begonnen hatte.

Dennoch sollte niemand den Finger heben und auf ihn zeigen. Seine fußballerischen Glanztaten sollten im Rückblick überwiegen und jeden FCK-Fan stolz machen. Seit 2006 steht sein Denkmal, gemeinsam mit den anderen Lautrer Weltmeistern, vorm Fritz-Walter-Stadion, und einer der Eingänge trägt den Namen „Werner Kohlmeyer Tor“. Kohlmeyer war an einer für den FCK unglaublich erfolgreichen Zeit maßgeblich beteiligt. Dass er sein Leben später nicht mehr in den Griff bekam, ist unendlich traurig und seine persönliche Tragödie.

Sich aber damals, in den 1960er Jahren einzugestehen, dass man ein Alkoholproblem hat, wäre fast schon gesellschaftlicher Selbstmord gewesen. Zumindest dachte „Kohli“ so und versuchte, alleine mit seinem Problem klarzukommen. Er scheiterte.

Wir, die FCK-Fans, sollten Werner Kohlmeyer dennoch niemals zu einem „vergessenen Weltmeister“ werden lassen und ihn in guter Erinnerung halten. Als einen der größten und erfolgreichsten Spieler in der FCK-Geschichte. Und - trotz allem - auch als Mensch. Denn niemand ist vollkommen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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