Im Blickpunkt: Die Situation beim FCK

"Wir sind überhaupt nicht zufrieden"

"Wir sind überhaupt nicht zufrieden"


Vier Spiele sind gespielt und schon ist fast jede Euphorie beim 1. FC Kaiserslautern verloren. Nicht nur die Ergebnisse, vor allem das Zustandekommen sorgt für große Ernüchterung.

Mit "Nackenschlägen" sei zu rechnen gewesen, sagte Michael Frontzeck nach dem desolaten 0:2 beim Halleschen FC am vergangenen Samstag. Rückschläge in einer Liga, die immer wieder für kuriose Ergebnisse oder kaum für möglich gehaltene Konstellationen sorgt, sind tatsächlich normal. Vor der Saison wurde auch deshalb Geduld als eine der wichtigsten Tugenden für die kommenden Monate hervorgehoben. Passt es da zusammen, schon nach dem 4. Spieltag die Alarmglocken zu schlagen?

Es gibt Anlass. In den ersten vier Saisonspielen zeichnete sich Grundsätzliches ab, was es dem FCK nach aktuellem Stand schwer machen dürfte, wirklich um den Aufstieg mitzuspielen. Das Problem: Die Zeit drängt. Punktverluste wiegen im langen Ausdauerrennen um die vorderen drei Plätze schwer. Vor dem Südwest-Derby gegen Karlsruhe in zwei Wochen wächst der Druck, Trainer und Mannschaft haben mehrere Baustellen. Der Versuch einer Bestandsaufnahme:

1. Passivität und wenig Risiko



Der FCK ging als großer Favorit in die neue Saison. Für den Aufstieg müssen die Roten Teufel gegen zumeist tiefstehende Gegner aktiv um Tore und Punkte kämpfen. Die Realität sah an den ersten vier Spieltagen besonders zu Beginn aber anders aus - und sie blieb auch den Gegnern nicht verborgen. "Wir hatten zu Beginn schon sehr, sehr viel Spielkontrolle gehabt. Wir haben gewusst, dass Kaiserslautern nicht so viel Druck macht, nicht so sehr in die Pressing-Situationen geht. Dementsprechend konnten wir unser Spiel entfalten. Das tut auswärts immer gut, wenn man nicht gleich in Drucksituationen kommt", analysierte Münsters Trainer Marco Antwerpen die Anfangsphase beim 2:1-Sieg seiner Adlerträger in Kaiserslautern. Er brachte damit die anfängliche Passivität der Lautrer auf den Punkt, die sich durch alle vier Spiele zog.

Frontzeck lässt sein Team gegen den Ball tief stehen. Erst wenige Meter vor der Mittellinie versuchten sich Lukas Spalvis und Timmy Thiele am Samstag als vorsichtige Anläufer, was gegen Halles Dreierkette allerdings zu einem aussichtslosen Unterfangen wurde. Da die Roten Teufel kaum nachschoben und so den Druck erhöhten, blieb dem ballführenden HFC-Akteur neben seinem Keeper und mindestens einem Verteidiger an seiner Seite nicht selten auch der Passweg ins unbesetzte Zentrum. Schon in der vergangenen Saison wurde das durchlässige und schwach besetzte zentrale Mittelfeld im Forum von Der Betze brennt immer wieder diskutiert und als einer der Schwachpunkte ausgemacht. Besserung ist auch mit dem Duo Albaek/Fechner bislang nicht in Sicht.

2. Probleme im Spielaufbau



Auch mit dem Ball hatten die Roten Teufel mehrfach Probleme. Besonders eklatant traten diese in Halle zum Vorschein. Alle Gegner des FCK setzten bislang auf ein massives, kompaktes Zentrum. Der Weg in die Offensive führt bei den Roten Teufeln deshalb fast durchgehend über die Außenbahnen, weshalb die Mitte häufig unbesetzt blieb. Während es gegen Münster vor allem im Angriffsdrittel an der letzten oder vorletzten zwingenden Aktion haperte, ging gegen das hoch pressende Halle kaum etwas nach vorne. Verzeichneten die Lautrer doch mal etwas Raumgewinn, erschwerten sie sich das Leben durch Fehlpässe oder Abstimmungsfehler selbst.

Gino Fechner hat in seiner noch jungen Karriere schon bewiesen, dass er verschiedene Rollen im Mittelfeld ausfüllen kann, auch als Passgeber und Spielgestalter. Der 20-Jährige steckt allerdings in einem tiefen Formloch. So machte sich das Fehlen von Julius Biada in Halle und gegen Münster im zweiten Durchgang besonders schmerzhaft bemerkbar. Biada hatte in den Spielen zuvor als Verbindungsspieler agiert. Während Lukas Spalvis oft "nur" als robuste Anspielstation dient, wenn er sich fallen lässt, gestaltete Biada mehr. Ein Fingerzeig: In Großaspach war es der Neuzugang aus Braunschweig, der Spalvis mit einem klugen Pass in Szene setzte - durch das Zentrum.

3. Der FCK ist berechenbar



Blieb dem FCK nur der weite Schlag nach vorne, ließen sich die Bälle selten mal in den gefährlichen Zonen festmachen, wie auch Boris Notzon zur Halbzeitpause beim Halle-Spiel hervorhob. "Wir sind überhaupt nicht zufrieden. Das fängt an bei der Raumaufteilung, Spiel auf die zweiten Bälle, Zweikampfverhalten", zählte der Sportdirektor bei "Telekom Sport" auf.

Wie schon gegen Großaspach und in gesteigerter Form gegen Münster gelang es den Roten Teufeln kaum, mal zu überraschen. Bei Flanken waren Straf- wie Rückraum selten optimal besetzt. Die Gegner konnten sich leicht auf das Lautrer Angriffsspiel einlassen. Das Trainerteam reagierte spät und vermied es zum Beispiel in Großaspach umzustellen oder mehr Risiko zu wagen. Stattdessen gab es nur positionstreue Wechsel. In Halle immerhin ersetzte Elias Huth den unglücklichen Florian Pick, später kam Biada für Mads Albaek. Zwei offensivere Varianten, die aber nicht zum Erfolg führten. "Wir haben überall noch Nachholbedarf, wir müssen als Mannschaft noch besser zusammenfinden", warnte Timmy Thiele schon nach dem Münster-Spiel.

4. Wo bleibt die Gefahr bei Standards?



Gegen den SCP hatte der FCK zwei bittere Gegentreffer nach Standards hinnehmen müssen. In Halle folgten zwei weitere Tore nach ruhendem Ball. Während sich die erste Analyse vor allem auf Fehlervermeidung und ärgerliche Foulspiele bezog, fällt aber auch auf: Offensiv strahlen die Roten Teufel kaum Gefahr bei Ecken, Freistößen oder Einwürfen aus. Schon in der Vorsaison fehlte Zwingendes bei Standards fast komplett, sieht man von Halil Altintops Geniestreich gegen St. Pauli ab.

In der 3. Liga haben Standards offensiv wie defensiv eine noch größere Bedeutung und bieten gerade gegen tiefstehende Mannschaften gute Chancen, das eine oder andere Tore zu erzielen. "Wenn du die WM siehst, Champions League und und und: Fast jedes zweite Tor resultiert mittlerweile aus Standards, da lohnt es sich, das viel zu trainieren", resümierte Münsters Siegtorschütze Martin Kobylanski vielsagend gegenüber der "Rheinpfalz". Mit Florian Dick hat der FCK einen hervorragenden Standardschützen in seinen Reihen. Auch an Abnehmern sollte es mit Thiele, Spalvis oder Kevin Kraus nicht mangeln. Vereinzelte Annäherungen in Großaspach und Halle gab es schon - wann landet der Ball mal im Netz?

5. Wenn der Einsatz nicht stimmt…



Es sind Probleme, die zu lösen sind. Doch die Zeit drängt. Schon gegen Karlsruhe muss neben drei Punkten eine deutliche Leistungssteigerung in allen Bereichen her. Diese beginnt aber schon mit der so oft thematisierten Mentalität. In Halle ließen nahezu alle Akteure Biss und Willen vermissen. Die "Rheinpfalz" titelte sogar: "So spielen Absteiger". Stimmt die Einstellung nicht, fallen die spielerischen Mängel umso mehr ins Gewicht, der FCK wirkte plan- und ideenlos. Während es sich gegen Hoffenheim wohl nicht mehr als ein bisschen Selbstvertrauen abzuholen gilt, muss gegen Karlsruhe der Baum brennen - und ein Schritt vorwärts erkennbar sein.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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