Im Blickpunkt: Die Kaderplanung läuft an

Verstärkungen gesucht: Wo besteht beim FCK Bedarf?

Verstärkungen gesucht: Wo besteht beim FCK Bedarf?


In einem Interview mit "Magenta Sport" kündigt Martin Bader "zwei bis drei Veränderungen" in der kommenden Saison an. Wo besteht beim 1. FC Kaiserslautern größter Bedarf?

Wieder nicht gewonnen und zum wohl x-ten Mal die Chance verschenkt, doch noch einmal ein bisschen nach oben zu schauen: Nach dem ärgerlichen 2:2 bei Fortuna Köln geht es für den FCK nun vorrangig darum, den Abstand zur Abstiegszone zu wahren.

Währenddessen rüsten sich Fans und Verantwortliche immer intensiver für eine weitere Saison in der 3. Liga. Sport-Geschäftsführer Bader wiederholte am Samstag in der Halbzeitpause bei "Magenta Sport", dass der Kader im Wesentlichen auch in der kommenden Spielzeit zusammenbleiben soll. Aber der 51-Jährige kündigte auch an: "Wir werden mit Sicherheit zwei, drei Positionen verändern. Das ist immer so in einer Transferperiode."

Mit ausreichend Perspektive und Potenzial ist das gegenwärtige Team der Roten Teufel ausgestattet. Im Heimspiel gegen Zwickau schickte Sascha Hildmann das jüngste FCK-Team der laufenden Saison auf den Rasen. Abgesehen von Florian Pick haben alle Spieler unter 24 Jahren einen über das Saisonende hinaus laufenden Vertrag.

Bedarf auf der Außenverteidigung: Backups gesucht

Mit Torhüter Lennart Grill, Ballverteiler Carlo Sickinger und Rechtsverteidiger Dominik Schad sind damit drei junge Abwehr-Stammspieler an den FCK gebunden. Überhaupt hat sich die Defensive in Hildmanns 3-4-3-Formation stabilisiert. Auch Kevin Kraus und André Hainault tun sich im kompakteren Abwehrverbund leichter. Vor allem der Kanadier trumpfte in den vergangenen Wochen still und heimlich auf. Hainault, der auch in Vertretung die Kapitänsbinde trägt, leistet sich kaum noch solch eklatante Stellungsfehler wie in der Hinrunde, die ihn teilweise sogar um seinen Stammplatz brachten. Janek Sternberg geriet zuletzt, wohl auch durch seinen Elfmeter-Fehlschuss gegen Zwickau und seinen Platzverweis in München, in die Kritik, ist aber als Außenverteidiger mit Offensivdrang prädestiniert für Hildmanns momentan bevorzugtes System.

Fragezeichen tun sich damit in zweiter Reihe auf: Florian Dicks Vertrag endet. Es ist fraglich, ob der 34-Jährige noch ein Jahr dranhängt. Seinen Stammplatz hat der Kapitän verloren, ein 45-minütiges Startelf-Comeback in Unterhaching verlief desaströs. Unbestritten und unantastbar ist Dick dennoch als Führungsfigur und integrative Kraft. Womöglich wird er diese Funktionen aber ab Sommer abseits des Trainingsplatzes ausführen? Als "verkappter Co-Trainer" ist Dick schließlich schon in Erscheinung getreten. Mit einem Wechsel in die Geschäftsstelle hat er bereits kokettiert. Somit ergibt sich vor allem auf den Außenverteidiger-Positionen Bedarf: Für Schad muss es ein Backup her, auch zu Sternberg benötigt der FCK eine auch defensiv erprobte Alternative.

Bedarf im Mittelfeld: Haben Albaek, Fechner und Löhmannsröben Argumente?

Im zentralen Mittelfeld ist der FCK auf dem Papier gut besetzt. Neben dem aktuell eine Linie tiefer spielenden Sickinger bieten sich mit Jan Löhmannsröben, Mads Albaek, Gino Fechner und Theo Bergmann vier Profis für zwei Plätze an. Allerdings klafft hier - neben der Stürmer-Position - die größte Baustelle. Im Laufe der Spielzeit fehlte es vor allem an Konstanz und Balance. Löhmannsröben spielte sich erst nach anfänglichen Fitness-Problemen fest, überzeugt immer wieder mit guten Pässen und Zweikampfstärke. Brächte der gebürtige Berliner konstant gute Leistungen wie zum Beispiel gegen Zwickau, wäre er unumstrittener Stamm- und Führungsspieler.

Seine Auftritte sind aber ebenso schwankend wie die von Fechner. Der 21-Jährige pendelte auch in dieser Saison zwischen Rasen und Bank. Nach zwei Spielen in der Startelf könnte der gegen Jena ohnehin gesperrte Fechner (5. Gelbe Karte), der immer hochmotiviert ist und laut Hildmann in jedem Training viel Aufwand betreibt, auch jetzt wieder zum Ersatzspieler werden, schließlich hat sich Albaek nach seinem Muskelfaserriss zurückgemeldet.

Dessen Vertrag läuft zum Saisonende aus. Sportliche Argumente für eine erneute Verlängerung gibt es momentan wenige. Der Däne kämpft wie schon in der vergangenen Saison mit dauerhaften Verletzungsproblemen. Eigentlich als fester Anker im Mittelfeld eingeplant - und als solcher in der 3. Liga wohl auch zwingend einer der Top-Akteure - mussten Michael Frontzeck und Hildmann immer wieder nach Alternativen suchen. Albaek hat zwar schon mehrfach seine defensiven und offensiven Qualitäten angedeutet, mehr als fünf Spiele in Folge hat der 29-Jährige für die Roten Teufel aber in zwei Jahren noch nicht bestritten.

Rätsel gibt weiterhin Bergmann auf, der als großes Talent gehandelt nach Lautern kam und seine Klasse mehrmals andeutete. Doch seit Anfang Dezember reichte es für den Standardspezialisten nur für drei Einsätze. Seine offensiven Qualitäten kann der 22-Jährige im 3-4-3 zumindest im zentralen Mittelfeld nicht ausspielen. Dennoch bleibt Bergmann einer der Spieler mit dem größten Potenzial - wenn er denn seine Position findet. Geduld ist auf beiden Seiten gefragt.

Bedarf im Angriff: Was wird aus Biada? Und wo ist der Knipser?

Das gilt auch für Julius Biada. Der Verbindungsspieler im Übergang zum Sturm kam zuletzt gegen Halle auf dem linken Flügel zum Einsatz, konnte dort aber nicht überzeugen und scheint überhaupt schlechte Karte zu haben. Unter Hildmann kam der 26-Jährige nur zu zwei Einsätzen, zuletzt reichte es sogar nicht einmal - allerdings auch verletzungsbedingt gegen Zwickau - zu einer Kadernominierung. Keine klare Position, ein offensichtlich schwieriges Standing - Biada könnte zu den ersten Streichkandidaten zählen.

Im Sturm und auf den Flügeln täte sich damit ein Kaderplatz auf. Weder Hendrick Zuck noch Christoph Hemlein konnten die in sie gesetzten Erwartungen komplett erfüllen. Beide mussten ihren Stammplatz zeitweise hergeben. Festigen sich Florian Pick und Antonio Jonjic, könnten beide sogar auf Dauer Stammplatz-Potenzial haben. Bei beiden Akteuren fehlen dazu aber noch entscheidende Entwicklungsschritte, die so langsam vor allem Pick machen muss. Der Eins-gegen-eins-Spieler kann gerade in der 3. Liga eine echte Waffe sein, wenn er sich noch mehr Klarheit und Konstanz in seinen Aktionen zulegt. Pick bindet häufig zwei Gegenspieler, ist ein ständiger Unruheherd, bringt sich aber selbst durch Unsauberkeiten noch viel zu oft um den Lohn. Da auch Christian Kühlwetter für die offensive Halbposition in Frage kommt, besteht auch hier ein eigentlich gutes Personalangebot. Ein frischer Impuls täte der Mannschaft aber sicherlich gut, zu sehr bewegen sich alle Akteure auf einem ähnlichen, mittelmäßigen Niveau.

Im Sturm offenbart sich die nächste große Baustelle, die eigentlich auf ein wesentliches Problem herunterzubrechen ist: Findet der FCK möglichst schnell einen Stürmer, der dauerhaft für Treffer sorgt? Ob Lukas Spalvis der ersehnte Knipser gewesen wäre, lässt sich nicht beantworten. Noch unklarer ist, ob er nach seiner Knorpelverletzung in der kommenden Saison wieder voll angreifen kann und dauerhaft belastbar ist. Nur Konstanz hilft dem FCK hier weiter. Da weder Timmy Thiele, der allerdings mit Laufstärke und Geschwindigkeit auch auf der Halbposition eine Alternative sein könnte, noch Christian Kühlwetter ihre Knipser-Qualitäten über einen längeren Zeitraum unter Beweis gestellt haben, dürfte die Suche nach einem waschechten Strafraumstürmer oberste Priorität haben. Elias Huth scheinen die Verantwortlichen diese Rolle noch nicht zuzutrauen. 19-mal wurde der ehemalige Erfurter in dieser Saison eingewechselt (19 Spielminuten im Schnitt).

Zusammengefasst: Bedarf besteht beim FCK in zweiter Reihe auf den Außenverteidiger-Positionen, im zentralen Mittelfeld sowie auf den Flügeln und im Sturm. Ob Bader und Sportdirektor Boris Notzon diese Positionen nur durch externe Neuzugänge besetzen wollen oder auch intern Ausschau halten, hängt neben der Eignung von Nachwuchsspielern wohl auch davon ab, wer die Roten Teufel im Sommer schon wieder verlassen wird.


Kommentar: Die Mentalität entscheidet - mal wieder


von paulgeht

Ausreichend Potenzial hat der FCK in seinen Reihen. Die jungen Spieler mischen das Team momentan auf, es sind die Früchte einer bei allem Sparzwang doch noch funktionierenden Talentförderung, die die Roten Teufel jetzt einfahren dürfen. Dass das im Vergleich zur 2. Liga schwächere Niveau in der 3. Liga den Sprung vom Nachwuchs- in die Profibereich erleichtert, kommt dem FCK bei aller durch den Abstieg ausgelösten Not entgegen.

So kann man in die Zukunft vorsichtig optimistisch schauen, hält man sich durch Ausbildung und Förderung junger Spieler doch auch immer noch die Option auf Ablösesummen offen.

Nun stehen die Kaderplaner vor einer großen Herausforderung. Denn bei aller Perspektive - mittelfristig, nämlich spätestens im Sommer 2020, müssen die Roten Teufel zurück in die 2. Liga. Dass Martin Bader die Absicht hat, eine Mannschaft über einen längeren Zeitraum aufzubauen, ist der richtige Ansatz, schließlich haben unzählige Umbrüche mit zum Lautrer Elend der vergangenen Jahre beigetragen. Die Zeit aber drängt abermals.

Punktuelle Verstärkungen sind notwendig, das hat die Saison gezeigt. Und die jungen Talente können längst nicht alle Lücken schließen. Externe sportliche Qualität ist gefragt, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Dabei zählt vor allem: Mentalität - mal wieder!

Führungsspieler wie Florian Dick, Lukas Spalvis oder Mads Albaek sind verletzt. André Hainault, Jan Löhmannsröben oder die erfahrenen Christoph Hemlein und Hendrick Zuck kämpfen viel zu oft mit schwankender Form. Eine Hierarchie, die die Mannschaft auch auf dem Platz trägt, konnte sich nicht herausbilden. Die Grundtugenden sind noch immer gefragt. Kann der FCK hier parallel zu den sportlichen Anforderungen nachlegen, dürfte sich eine gute Mischung aus Talent, Qualität und Mentalität ergeben - vorausgesetzt, dass Verletzungen und Formschwankungen nicht wieder einen Strich durch die Rechnung machen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- Baders Mahnung: "Entwicklung ist das eine..." (Der Betze brennt)
- Young Betze: Wie Hildmann auf die Jugend setzt (Der Betze brennt, 26.02.2019)

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