Saisonrückblick 2017/18, Teil 1

Die Hinrunde: Desolate Rote Teufel

Die Hinrunde: Desolate Rote Teufel


Mit Fragezeichen und einem großen Umbruch ist der 1. FC Kaiserslautern in die Hinrunde der Saison 2017/18 gestartet. Sie wurde zu einem großen Alptraum. Teil 1 unseres traditionellen Saisonrückblicks.

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Nach einer ernüchternden Saison sollte für den FCK im Sommer 2017 alles anders werden. Mit neuen Spielern und frischem Selbstvertrauen galt es, die neue Spielzeit mit Schwung anzugehen. Doch ehe der Grundstein dafür gelegt werden konnte, gab es schon im Juni den ersten Knall: Sportdirektor Uwe Stöver schmiss hin. Mitten in den x-ten Neuaufbau musste der FCK auch seine sportliche Führungsebene sortieren.

Auch wenn Schlüsselspieler wie Abwehrmann Ewerton oder Torhüter Julian Pollersbeck den Klub verlassen hatten, gab sich Trainer Norbert Meier optimistisch. "Der Kampfmodus muss immer zu sehen sein", forderte der damals 58-Jährige. Die Saisonvorgabe des Vorstandsvorsitzenden Thomas Gries wollte da allerdings nicht so richtig passen. Dieser rief im Namen der gesamten Vereinsführung "eine sorgenfreie Saison" als Ziel aus. Fast 40 (!) Transfers und merkliche Führungsprobleme: Mit einigen Fragezeichen ging der FCK das erste Saisonspiel in Nürnberg an.

Krachende Niederlage zum Auftakt

Und der Auftakt ging so richtig in die Hose: Bei strahlendem Sonnenschein kassierten die Roten Teufel beim 1. FC Nürnberg eine krachende 0:3-Niederlage. Individuelle Fehler, eine miese Leistung und wenig Offensivgefahr - sollte es in der neuen Saison etwa so weitergehen, wie die alte aufgehört hatte? "Das kann doch wohl nicht wahr sein" dachten sich viele FCK-Fans. Zu allem Überfluss sorgte auch noch ein Spruchband des "Pfalz Inferno", das die Verpflichtungen der Leipziger Spieler Gino Fechner und Marius Müller hart kritisierte, für hitzige Debatten.

Beim Heimspiel-Auftakt gegen Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98 sollte alles besser werden. Zwar sprang nur ein Remis heraus, doch gegen die damals noch als stark eingeschätzten Südhessen wurde das 1:1 als ein Punkt zum Aufbauen gewertet. Zwei Wochen und ein Pokalspiel (4:0 bei Oberligist SV Eichede) später waren diese zaghaften Hoffnungen aber schon wieder verloren. Denn bei Fortuna Düsseldorf gab es eine vollkommen verdiente 0:2-Schlappe. Die sorgenfreie Saison, ja wo war sie denn eigentlich?

Zurück auf dem Betzenberg folgte wieder ein 1:1, diesmal gegen Eintracht Braunschweig, den nächsten hoch eingeschätzten Heim-Gegner. Stürmer Gervane Kastaneer, damals noch ein Hoffnungsträger, legte seine Schutzbrille ab und sorgte für einen kleinen Lichtblick. Mit etwas Zuversicht ging es danach in den hohen Norden zu Aufsteiger Holstein Kiel, auch weil die Pfälzer für 700.000 Euro mit Sebastian Andersson einen weiteren Stürmer verpflichtet hatten. Doch auch mit dem Schweden klappte es an der Förde nicht. Ein später, schon fast als "unglaublich" zu bezeichnender Gegentreffer ließ die Sorgen wachsen. Der FCK stand buchstäblich im Regen.

Zwei weitere Niederlagen besiegeln Meiers Aus

Der Druck auf Trainer Norbert Meier wuchs. Als beim SV Sandhausen - mal wieder - die nächste Niederlage (0:1) folgte, schrillten die Alarmglocken überall. Das Heimspiel in der Englischen Woche gegen Erzgebirge Aue galt als Endspiel. Nach 90 erschreckend schwachen Minuten stand eine 0:2-Niederlage und spätestens jetzt war allen klar: Der FCK steckte in tiefster Not.

Meiers Aus war durch den peinlichen Auftritt gegen Aue besiegelt. Schwache Ergebnisse, aber auch das schlechte Verhältnis zu Teilen der Mannschaft wurden als Gründe angeführt. Doch war der Coach wirklich das einzige Problem?

Beim Auswärtsspiel gegen Union Berlin stand der neue Trainer noch nicht fest. Also wurde das Team vom Interims-Gespann Manfred Paula und Alexander Bugera betreut, die man sich im Erfolgsfall auch als längerfristige Lösung hätte vorstellen können. Was einen Neustart markieren sollte, wurde zum Alptraum. Die Pfälzer gingen mit 0:5 baden, schon zur Pause hatte es 0:4 gestanden.

Neustart mit Jeff Strasser

Der Tabellenletzte stellte kurz darauf Jeff Strassr als neuen Trainer vor. Der Luxemburger, der laut eigener Aussage "ein Stück weit nach Hause" gekommen war, hatte den Mut, die Mannschaft noch vor der anstehenden Länderspielpause im direkten Duell mit dem Vorletzten SpVgg Fürth zu übernehmen. Das spannende Spiel fand ein beinahe rauschhaftes Ende: Der FCK gewann durch einen Hattrick von Andersson mit 3:0. Der erste Sieg am 9. Spieltag. Würde nun mit neuem Trainer und etwas Selbstvertrauen alles besser?

Ein 1:1 am Millerntor beim FC St. Pauli nährte bei Spielern und Fans, die wie immer und überall dabei waren, die Hoffnungen, auch wenn der FCK zunächst wieder auf den letzten Tabellenrang zurückfiel. Doch dann der Rückschlag: Zuhause verloren die Männer in Rot gegen den MSV Duisburg (0:1), bei Jahn Regensburg ging der desolate FCK mit 1:3 baden. Dazwischen schied der Verein trotz guter Moral im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart aus dem Pokal aus. So langsam wurde klar: Ein Wunder musste her, um den Verein noch vor dem Abstieg zu bewahren.

Das 0:0 gegen den VfL Bochum war da schon ein kleiner Trost, doch im Abstiegskampf war der Punkt gegen schwache Gäste eigentlich zu wenig. Und erstmal regte sich im Umfeld auch so richtig Wut und Unmut.

Unverhoffter Sieg in Dresden - Trauma in Heidenheim

Nach der folgenden Länderspielpause schien sich der Alptraum bei Dynamo Dresden fortzusetzen. Das Strasser-Team lag montagabends mit 0:1 zurück, was schon im November einen fast aussichtslosen Rückstand bedeutet hätte - und wusste wohl selbst nicht so genau, weshalb es die Partie am Ende mit 2:1 gewann. Hoffnung, Glaube, Zweifel und Erleichterung, in diesem Spiel war alles drin.

Mit dem zweiten Saisonsieg im Rücken (nach 14 Spieltagen!) sollte es gegen Arminia Bielefeld auf dem Betzenberg doch mit dem nächsten Dreier klappen. Doch der November-Blues erhielt in Kaiserslautern Einzug. Nach einer 0:2-Niederlage rangen Fans wie Trainer um Erklärungen. Erspart blieb dem Betze-Tross wenig, erst recht nicht im Auswärtsspiel beim 1. FC Heidenheim. Rückstand, Ausgleich, Unterzahl, Rückstand, Ausgleich und ein Last-Minute-Gegentreffer nach schwerem Fehler von Einwechseltorwart Jan Ole Sievers legten die Nerven auf beiden Seiten des Tribünenzauns blank. Der FCK befand sich auf dem Heidenheimer Schlossberg im Tal der Tränen.

Zwei hart erkämpfte Unentschieden zum Jahresabschluss

Zum Abschluss des tristen Fußballjahres gab es noch mal zwei hart erkämpfte Unentschieden. Bei widrigen Bedingungen - fast wäre es zu einer Spielabsage gekommen - spielten die Roten Teufel 1:1 gegen den FC Ingolstadt. Mit dem gleichen Ergebnis endete die Partie gegen den 1. FC Nürnberg, welche schon das erste Spiel der Rückrunde darstellte.

Als Tabellenletzter überwinterte der 1. FC Kaiserslautern auf dem letzten Platz mit gerade einmal zwölf Punkten. "Thank god it's Winterpause" werden sich wohl Fans, Spieler und Funktionäre gedacht haben. Der FCK hatte zehn Punkte Rückstand auf das rettende Ufer (!), sieben waren es auf den Relegationsplatz. Dort stand Darmstadt 98 - der erste Gegner im neuen Jahr...

Morgen im zweiten Teil des Saisonrückblicks auf Der Betze brennt: Zuerst Drama in Darmstadt, dann Aufbäumen unter Frontzeck, Schulterschluss mit den Fans, Nervenflattern in entscheidenden Spielen und am Ende doch der bittere Abstieg in die 3. Liga.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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