Spielbericht: Darmstadt 98 - 1. FC Kaiserslautern 1:2

Der FCK ist wieder dran!

Der FCK ist wieder dran!


Der 1. FC Kaiserslautern fährt bei Darmstadt 98 einen ganz wichtigen Sieg ein. Der 2:1-Erfolg am Böllenfalltor setzte große Emotionen frei: Es wurde viel mehr bejubelt als nur zwei Tore und drei Punkte.

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Es war spannend bis zum Schluss! Die sechste Minute der Nachspielzeit am Darmstädter Böllenfalltor lief, ein letzter Eckball für die Heimelf segelte in den Lautrer Strafraum direkt vor dem Gästeblock. Der Ball wurde aus dem Gefahrenbereich geboxt, im Rückraum kam ein Lilien-Profi in Schussposition, doch der eingewechselte Patrick Ziegler schmiss sich mit allem was er hatte in den Weg und lenkte den Ball ins Aus.

Es folgte der Schlusspfiff und wohl einer der lautesten Jubel seit langer Zeit im Lautrer Lager. Wäre es möglich gewesen, die 3.000 mitgereisten Fans der Roten Teufel hätten sich wohl ebenfalls auf den Spielerpulk geworfen, der sich gebildet hatte. Was ein Sieg! Welch ein Big Point! Und welch Dramatik in der Schlussminuten: Kurz zuvor hatte sich Torhüter Marius Müller an der Schulter verletzt, Christoph Moritz forderte an der Auswechselbank hektisch Handschuhe und Trikot für Notfall-Keeper Benjamin Kessel. Doch Müller hielt durch und am Ende standen drei Punkte!

Um was es an diesem Mittwochabend ging, war allen Beteiligten klar. Der 1. FC Kaiserslautern, Tabellenschlusslicht, bekam es im Nachholspiel mit dem Vorletzten Darmstadt 98 zu tun. Bis auf einen Punkt konnten die Pfälzer an die Lilien heranrücken und damit nicht nur den Relegationsplatz in greifbare Nähe bekommen, sondern plötzlich auch wieder das ganz rettende Ufer wittern. Trainer Michael Frontzeck griff vorab in die Motivationskiste und präsentierte der Mannschaft die Tabellenkonstellationen von vor einem Monat und jetzt. "Damals wären es bei einer Niederlage zehn Punkte auf Darmstadt gewesen", sagte Marius Müller nach dem Schlusspfiff. "Und jetzt ist es nur noch ein Punkt. Das ist geil, wir sind wieder da."

Der Schulterschluss hat Bestand

Das gleiche Gefühl hatte sich auch im Gästeblock ausgebreitet. Nie wurde das "Der FCK ist wieder da" in den vergangenen Wochen wohl so laut geschmettert wie an diesem Abend. Die Mannschaft feierte mit den Fans den Big Point ausgelassen und nicht nur Christoph Moritz lobte den erneuten Schulterschluss zwischen Team und Anhang auf der Tribüne.

Zur Neuauflage des vor vier Wochen abgebrochenen Spiels waren erneut wieder tausende rot-weiße Schlachtenbummler nach Südhessen gereist. Sie bevölkerten nicht nur den Gästeblock, sondern auch Teile der Hintertor- und Haupttribüne. Die Szenerie schien wie gemacht für einen epischen Abend: Die Sonne senkte sich im Angesicht der Lautrer Fans, der Mond stand sichelförmig über dem alten Stadion, das Flutlicht brannte - was will man mehr? Natürlich einen Sieg!

Dafür taten die ersatzgeschwächten Lautrer viel, gerieten aber anfangs noch unter Druck. Mit dem ersten Angriff gingen die Gäste allerdings in Führung (16.) und sorgten für absoluten Ausnahmezustand im Gästeblock. Selbst auf der Haupttribüne zuckte der eine oder andere Zuschauer angesichts des brachialen Torjubels zusammen. Als wenige Minuten nach Brandon Borrellos Schuss ins Glück Müller eine Doppelchance von Artur Sobiech entschärfte, feierte der Betze-Anhang die Paraden wie ein zweites Tor.

Grätschen und Paraden werden gefeiert wie Tore

Es war klar: Hier ging was! Und wie! Natürlich hatte der FCK ab und an seine Mühen mit den engagierten, robusten Darmstädtern. Doch die Roten Teufel verloren nie die Nerven, spielten konzentriert und clever. Als eine Viertelstunde nach dem Wiederanpfiff Phillipp Mwene seine ansteigende Form der letzten Wochen endlich mit einem Tor krönte (61.), gab es kein Halten mehr. Das Bölle war nun fest in Betze-Hand und schon jetzt stimmten einige erste Jubellieder an. Freude pur bei den FCK-Fans!

Nun hätte die Frontzeck-Elf den Sack zumachen müssen, doch Mwene scheiterte an der Latte, Osayamen Osawe, der englische Pfeil, zielte nach tollem Solo neben das Tor. Die Stimmung im Gästeblock konnte das nicht trüben, auf Heim-Seite sank die ohnehin dürfte Atmosphäre weiter ab. Schon in der 70. Minute verließen erste Lilien-Anhänger entnervt das Stadion, jeder Fehlpass wurde mit Pfiffen und einem lauten Raunen begleitet. Erst Felix Plattes Anschlusstreffer küsste die SVD-Fans noch einmal wach, doch am Ende hielt der knappe FCK-Vorsprung auch dank einer weiteren Super-Parade von Müller.

Müller denkt an Darmstadt 2015

Der 24-Jährige gab sich nach dem Schlusspfiff nachdenklich und erinnerte an das letzte FCK-Pflichtspiel in Darmstadt. Im Frühsommer 2015 verspielte das Team damals eine glänzende Ausgangsposition im Aufstiegsrennen und verlor 2:3. Müller stand damals im Kasten. "Vor drei Jahren war es, als ich im Aufstiegsspiel drei Hütten gekriegt habe. Heute habe ich drei gehalten. So drehen sich Spiele und Zeiten", sinnierte der gebürtige Heppenheimer.

Völlig entgegengesetzt zur damaligen Gemütslage gingen die Lautrer diesmal aus dem Spiel heraus - nämlich als strahlender Sieger - mit nun deutlich verbesserten Karten im Abstiegskampf. Entsprechend euphorisch und ausgelassen feierten Mannschaft und Fans vor dem Gästeblock, dachten aber schon gleich voraus. "Nachlegen in Aue", gaben die FCK-Profis sofort als Losung aus. "Immerhin können wir jetzt mit einem guten Gefühl hinfahren", sagte Christoph Moritz und meinte damit nicht nur die Mannschaft, sondern den gesamten Betze-Tross.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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