Stadion

Geschichte des Fritz-Walter-Stadions

In den folgenden Jahren kam es zu keinen nennenswerten Änderungen auf dem Betzenberg. Dies sollte sich jedoch 1963 mit Einführung der Bundesliga, zu deren 16 Gründungsmitgliedern der 1. FC Kaiserslautern zählte, ändern. Zur Erlangung der Spiellizenz musste jeder Verein neben der sportlichen Qualifikation und dem Nachweis seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ein geeignetes Stadion mit mindestens 35.000 Plätzen und einer Flutlichtanlage vorweisen.

[ 1900 bis 1962 ] [ 1963 bis 1999 ] [ 2000 bis heute ]

1963 bis 1999

Sommer 1963: Der Betzenberg wird zu einer Großbaustelle. Mit tatkräftiger Unterstützung der amerikanischen Streitkräfte entsteht die neue Südtribüne mit insgesamt 9.000 Sitz- und Stehplätzen, deren Überdachung allerdings zum Bundesligastart noch nicht komplett fertig gestellt ist, und in der Westkurve werden die Stehwälle deutlich erhöht. Da aber die vom DFB festgelegte Mindestkapazität mit den nun vorhandenen 34.000 Plätzen zunächst nicht erreicht und die erforderliche Flutlichtanlage erst Ende des Jahres eingeweiht wird, startet der FCK mit einer einjährigen Ausnahmegenehmigung in die erste Bundesliga-Saison. Der vom Architekten Egon Opp geplante Ausbau kostet drei Millionen Mark.

18. Dezember 1963: Mit einem Spiel gegen den alten Oberliga Südwest-Rivalen Wormatia Worms wird die neu errichtete Flutlichtanlage eingeweiht.

7. November 1964: Beim ausverkauften Bundesliga-Heimspiel gegen den 1. FC Köln kommt es auf der überfüllten Südtribüne zu einem Unglück. Im damals vorhandenen Stehplatz-Sektor im oberen Drittel der ein Jahr zuvor erbauten Tribüne wird Emil Heim von den, mit "Hau ruck!"-Rufen, nachdrängenden Zuschauermassen gegen eine zum Sitzplatzblock hin angebrachte Absperkette gedrückt, wo er zusammenbricht und schließlich im Krankenhaus seinen schweren inneren Verletzungen erliegt.
Im Zuge der Ermittlungen und dem im Februar 1966 folgenden Prozess am Kaiserslauterer Landgericht stellt sich heraus, dass der Architekt Egon Opp das Fassungsvermögen der Südtribüne und den restlichen Stehbereichen des Stadions falsch berechnet hatte und Adolf Jung, damals Leiter der Baupolizei, die Zahlen ungeprüft übernommen hatte.
Opp und Jung sowie der damalige FCK-Geschäftsführer Erich Schicketanz werden an Stelle einer verwirkten Gefängnisstrafe von zwei Monaten zu jeweils 2.400 DM Geldstrafe und zur Übernahme der Verfahrenskosten verurteilt.
Dieser Vorfall und das vom Landgericht ausgesprochene Urteil zogen fast allerorts Konsequenzen nach sich, so dass bei vielen Stadien Deutschlands die Fassungsvermögen überprüft und zum Teil deutlich nach unten korrigiert wurden.

1966: Das aus den dreißiger Jahren stammende Holzdach der Nordtribüne wird durch eine Stahlrohrkonstruktion ersetzt.

Herbst 1971: Der Verein betraut den Kaiserslauterer Architekten Folker Fiebiger, der mit seinem Büro bis heute die Pläne für alle folgenden Baumaßnahmen auf dem Betzenberg entwarf, mit den Vorplanungen für den Bau einer größeren und zeitgemäßen Tribüne an der Nordseite des Spielfelds.

Juni 1972: Der Abriss der alten Nordtribüne wird begonnen. An ihrer Stelle wird eine Stahlbeton-Tribüne mit zunächst 1.968 Sitz- und 2.565 Stehplätzen entstehen, die später nach Umwandlung der Steh- in Sitzplätze 3.300 Besuchern einen Platz bietet.

18. November 1972: Wegen der Bauarbeiten auf dem heimischen Betzenberg und der dadurch reduzierten Kapazität trägt der 1. FC Kaiserslautern sein Spiel gegen Bayern München im Ludwigshafener Südweststadion aus, und stellt dabei mit 60.0000 Zuschauern seinen bis heute gültigen Zuschauerrekord für Bundesliga-Heimspiele auf.

20. Juli 1973: Knapp ein Jahr nach dem Baubeginn wird die neue entstandene Tribüne beim Freundschaftsspiel gegen den Bayern München offiziell eingeweiht.

Frühjahr 1976: Der Neubau Nordtribüne ist endgültig abgeschlossen. In der Zwischenzeit entstanden im zweistöckigen Bauch der Tribüne Umkleide-, Dusch- und verschiedene Nebenräume, die Stadiongaststätte, die Geschäftsstelle mit Präsidiums- und Sitzungszimmer sowie zwei Wohnungen für die Platzwarte.

Sommer 1978: In der WM-bedingten langen Sommerpause wird die unüberdachte Ostkurve begradigt und überdacht sowie eine neue Flutlichtanlage gebaut. Die Kosten für die 14.500 Zuschauer fassende Stehtribüne und die neue Stadionbeleuchtung betragen 6,8 Millionen Euro. Da sie jedoch erst zum dritten Heimspiel der Saison fertig sind, weicht der FCK wieder einmal ins Südweststadion, sein zweites Wohnzimmer, nach Ludwigshafen aus. In den Spielen gegen Stuttgart und Köln begrüßen die Lauterer dort 38.000 bzw. 41.000 Besucher.

16. September 1978: Zum dritten Heimspiel der Saison, Gegner ist der 1. FC Nürnberg, wird die neue Osttribüne erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.

29. September 1978: Feyenoord Rotterdam ist zu Gast auf dem Betzenberg bei der offiziellen Einweihung der Osttribüne und des neuen, von dem damaligen Stürmer Klaus Toppmöller mitgeplanten, Flutlichts.

8. Juni 1980: Mit Bob Marley, Fleetwood Mac, Fischer Z und Rockpile findet erstmals ein größeres Konzert auf dem Betzenberg statt.

2. November 1985: Anlässlich des zwei Tage zuvor gefeierten 65. Geburtstag des berühmtesten Sohn des Betzenbergs benennt der 1. FC Kaiserslautern seine Spielstätte in Fritz-Walter-Stadion um.

Sommer 1986: Erneut nutzt der FCK eine lange WM-Sommerpause um den Ausbau des Stadions voranzutreiben. Dieses Mal wird die Heimat der Fans, die Westkurve, analog zur Osttribüne begradigt und ebenfalls überdacht. Zudem erhält das Fritz-Walter-Stadion seine erste Rasenheizung und seine ersten beiden elektronischen Anzeigetafeln, die jeweils über den Toren am vorderen Rand der Ost- und Westtribüne montiert werden.

16. August 1986: Rechtzeitig zum ersten Heimspiel der Saison 1986/1987 gegen Borussia Mönchengladbach wird der 8,9 Millionen Mark teure Ausbau des nun 38.000 Zuschauer fassenden Fritz-Walter-Stadions abgeschlossen.

5. Dezember 1990: Das Präsidium um Norbert Thines präsentiert der Öffentlichkeit erstmals Pläne für den Neubau der Nordtribüne. Die so genannte "große Lösung" sah eine überdachte Tribüne mit rund 15.000 Plätzen verteilt auf zwei Ränge und einem integrierten Konferenz- und Veranstaltungszentrum nebst Parkhaus mit 600 Stellplätzen vor. Es folgen zahlreiche Beschwerden der Anwohner und Einsprüche von Naturschützern, so dass sich der Baubeginn der zwischenzeitlich deutlich abgespeckten Tribüne immer weiter nach hinten verschiebt.

Frühjahr 1993: Endlich kann die Arbeitsgemeinschaft bestehend aus Dyckerhoff&Widmann, Fillibeck und Bilfinger+Berger die Arbeiten an dem Neubau beginnen. Während des laufenden Spielbetriebs der Saison 1993/1994 wächst die neue Tribüne vom Fuß des alten Steinbruchs, unterhalb des Stadions, zunächst recht unbemerkt bis auf das Niveau der alten Haupttribüne heran.

12. März 1994: Zum Heimspiel gegen Freiburg sitzen die Zuschauer auf der alten Nordtribüne erstmals im "Freien", da zuvor das Dach abmontiert wurde, und der mächtige Oberrang des neuen Bauwerks nun erstmals gut zu sehen ist. In den restlichen Heimspielen der Rückrunde werden nach und nach mehr Plätze auf dem neuen Rang freigegeben und die Reste der knapp 20 Jahre alten Tribüne werden abgerissen.

30. April 1994: Beim letzten Heimspiel gegen Borussia Dortmund sorgen 40.500 Zuschauer für einen neuen Zuschauerrekord im Fritz-Walter-Stadion, der auch nach der vollständigen Fertigstellung der Nordtribüne nicht wieder erreicht wird, da ein Teil der Stehplätze auf der Osttribüne während der Sommerpause in Sitzplätze umgewandelt werden.

29. Juli 1994: Mit einem Spiel gegen die Glasgow Rangers wird die neue Nordtribüne offiziell eingeweiht. Die Baukosten betragen rund 63 Millionen Mark statt der anfangs veranschlagten 34,5 Millionen und bringen den FCK trotz Zuschüssen von Stadt und Land in Höhe von jeweils 14 Millionen in finanzielle Nöte. Im Gegenzug erhält der FCK allerdings eines der schönsten Stadien Deutschlands und die bis heute gern genutzte und damals einzigartige Fan-Halle im Inneren der Nordtribüne. Des Weiteren beherbergt die erst zur Rückrunde der Saison 1994/1995 komplett fertig gestellte Tribüne noch zwölf VIP-Logen, ein Restaurant mit mehreren Tagungsräumen, großzügige Umkleidekabinen, ein kleines Fernsehstudio und die Geschäftstelle sowie den Fan-Shop des Vereins.

18. Dezember 1994: Pünktlich zum Europameisterschaft-Qualifikationsspiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Albanien werden die zwei neuen, Astrovison genannten, Video-Anzeigetafeln anstelle der alten monochromen Vorgängermodelle an den Dächern der West- und Osttribüne montiert.

25. März 1995: Deutschland wird durch ein 3:2 gegen Schweden zum dritten Mal Fußball-Europameister der Frauen. Das Endspiel der EM, die ohne offizielles Gastgeberland kontinental als K.O.-Runde ausgetragen wird, findet vor 8.500 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion statt.

14. April 1998: Die Arge "Südtribüne 1. FCK" bestehend aus der Philipp Holzmann AG, der imbau GmbH und der Stahlbau Schäfer GmbH erhält den Zuschlag für den Abriss und Neubau der Südtribüne.

Mai 1998: Beim letzten Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg, indem der vorzeitige Gewinn der vierten Deutschen Meisterschaft gefeiert wird, ist bereits das Dach der 1963 erbauten Südtribüne abmontiert und direkt nach dem Spiel beginnen die Abrissarbeiten der Ränge.

22. August 1998: In Rekordzeit gelingt es der Arge das neue rund 23 Millionen Mark teure Bauwerk, zum ersten Heimspiel der Saison 1998/1999 gegen Borussia Mönchengladbach fertig zu stellen. Da die Kapazität der Südtribüne auf knapp 9.500 Sitzlätze gesteigert wird, und dadurch das Fassungsvermögen des Fritz-Walter-Stadions auf 41.500 Zuschauer ansteigt, wird bei diesem ausverkauften Spiel ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt, der bis zur Verringerung der Stehplatzkapazitäten Anfang des neuen Jahrtausends mehrmals eingestellt wird. Die Baukosten für die neue Südtribüne werden teilweise durch den Verkauf von Fünf-Jahres-Dauerkarten getragen.