Im Blickpunkt

Far away in America: Die USA-Reisen des FCK

Far away in America: Die USA-Reisen des FCK

Die FCK-Delegation mit Fritz Walter im Jahr 1957 in New York; Foto: Archiv Gerhard Ahrens

Am Montag startet der 1. FC Kaiserslautern die Saison­vorbereitung, welche ab Dienstag ins Trainingslager über den großen Teich führt. Das nehmen wir zum Anlass, auf die bisherigen USA-Reisen der Roten Teufel zurückzuschauen.

"Klein Amerika", oder einfach "K-Town". Kaiserslautern und die USA, das ist seit Ende des Zweiten Weltkrieges eigentlich untrennbar miteinander verbunden. Sei es die Militärbasis in Ramstein, die größte außerhalb der Vereinigten Staaten, das neu entstehende Militärkrankenhaus in Weilerbach oder die tausenden stationierten US-Soldaten, die in der Region um die Barbarossastadt heimisch geworden sind: Amerika hat der Pfalz in den vergangenen fast 80 Jahren viele Berührungspunkte gegeben. Da ist es wenig verwunderlich, dass es auch eine historische Beziehung zwischen dem FCK und dem Land über dem großen Teich gibt. Am kommenden Dienstag wird dieser Historie ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Dann starten die Männer von Trainer Dirk Schuster nämlich ihr zehntägiges Trainingslager in Louisville/Kentucky und St. Paul/Minnesota. Vor allem die jüngere Generation an FCK-Fans könnte annehmen, es sei für die Roten Teufel die erste Reise über den großen Teich. Dabei ist es bereits die fünfte. Grund genug, einmal auf die bisherigen zurückzublicken. Das tun wir mit Hilfe der Recherchen von Sporthistoriker Eric Lindon (u.a. FCK-Museum, Initiative Leidenschaft e.V., Pfälzische Sportgeschichte e.V., Humbergturm Verein), einem US-Amerikaner, der seit vielen Jahren seine neue Heimat in der Pfalz gefunden hat.

Erste Reise: 1957 - Die Walter Elf zu Gast in Amerika

Im Mai 1957 startete für den FCK das Abenteuer Amerika zum ersten Mal. Mit an Bord war die legendäre Walter-Elf, zuzüglich Weltmeister-Trainer Sepp Herberger. Fritz Walter höchstselbst reiste allerdings nicht mit seinen Mannschaftskameraden per Flugzeug in die USA, sondern kam wegen seiner großen Flugangst mit dem Schiff nach. "In Amerika hatten wir eine unglaubliche Zeit zusammen. Mit dabei war auch der Sepp Herberger, den Fritz ja immer den 'Chef' nannte. Als wir beispielsweise in Chicago ein Spiel absolviert haben, hat Herberger auf dem Platz auch noch eine Ansprache gehalten. Aber ganz egal, zu welchen Leuten wir kamen, welche Menschen wir getroffen haben, ob in New York, Boston oder sonst wo: Fritz stand immer Mittelpunkt. Er war einfach ein unglaublicher Mensch", erinnerte sich Mitspieler Gerhard Ahrens 2020 exklusiv auf Der Betze brennt an die erste USA-Reise. Die vor Ort absolvierten Testspiele waren dabei überaus torreich, wie Eric Lindon für die "Initiative Leidenschaft" recherchiert hat. Der FCK spielte zunächst gegen ein zusammengestelltes Team des DAFB (Deutsch-Amerikanischer Fußball-Bund) in New York und verlor, noch erschöpft von der anstrengenden Reise, mit 0:1. Gegen St. Louis Kutis gab es dagegen einen 5:2-Sieg, gegen die Chicago All-Stars einen 6:2-Erfolg. Die Michigan Windsor All-Stars wurden mit 10:3, die Philadelphia All-Stars mit 10:1 vom Platz gefegt. Schließlich folgte gegen NY Ungarn noch ein 4:1-Sieg.

Zweite Reise: Juni 1979 - Lautern erobert auch Kanada und Kolumbien

Es dauerte dann über 20 Jahre, bis eine FCK-Elf wieder Richtung Amerika aufbrach. 1979 beschränkte sich das Team von Trainer Karlheinz Feldkamp aber nicht nur auf die USA, sondern absolvierte auch Spiele in Kanada und Kolumbien. Die Gegner und Ergebnisse: Chicago Sting (1:2-Niederlage), Britisch Columbia Selects/Vancouver Whitecaps (0:1-Niederlage), Columbus Magic (7:2-Sieg), Deportivo Independiente Medellin (0:0), Deportivo Cali (2:2) und San Diego Sockers (3:2-Sieg). Mit an Bord damals: Ronnie Hellström, Sepp Stabel, Günter Menges, Jürgen Groh, Reinhard Meier, Wolfgang Wolf, Hans-Peter Briegel, Hans-Günter Neues, Josef Pirrung, Reiner Geye, Bernd Dobiasch, Werner Melzer, Benny Wendt, Klaus Toppmöller, Hannes Riedl, Michael Schuhmacher, Uwe Mackensen und Werner Kollath.

Dritte Reise: 1992 - Rückkehr mit Zobel, Kuntz, Ehrmann & Co.

Bis zur nächsten Überseefahrt dauerte es nun rund 13 Jahre. Diesmal reiste der FCK mit dem neuen Trainer Rainer Zobel und den Spielern Gerry Ehrmann, Michael Serr, Tom Dooley, Demir Hotic, Reinhard Stumpf, Oliver Schäfer, Thomas Vogel, Miroslav Kadlec, Wolfgang Funkel, Axel Roos, Martin Wagner, Bjarne Goldbaek, Stefan Kuntz, Bernhard Winkler, Frank Lelle, Marcus Marin, Marcel Witeczek, Michael Zeyer, Thomas Richter, Thomas Ritter und Marco Haber an und besiegten die Dallas Rockets 5:0 sowie die San Francisco Bay Blackhawks mit 1:0.

Vierte Reise: 1993 - Kurzaufenthalt zum Four-Nations-Cup

Nur knapp ein Jahr später folgte ein kleiner Aufenthalt, die Lautrer reisten nach Denver für einen Four-Nations-Cup. Gegner waren im Halbfinale die Colorado Foxes, die nach einem 1:1 nach 90 Minuten im Elfmeterschießen besiegt wurden, und im Finale der FC Kopenhagen, gegen den die Roten Teufel mit 2:0 gewannen. Das vierte teilnehmende Team war Norwich City aus England, gegen das der FCK zwar nicht spielte, aber ...

Fünfte Reise: 2023 - Betze goes USA

... in dieser Hinsicht wird sich in diesem Jahr sozusagen der Kreis schließen, denn der FCK plant gegen Norwich City am 15. Juli im Rahmen seiner Sommervorbereitung ein Testspiel im Fritz-Walter-Stadion. Zuvor aber startet die Elf von Trainer Dirk Schuster die historisch fünfte Reise nach Übersee. Nicht alleine zu Marketingzwecken - die Reise wird von der DFL unterstützt und entsprechende Auftritte sind mit eingeplant -, sondern dort soll mit harter Arbeit die Grundlage für die Zweitliga-Saison 2023/24 gelegt werden. Und so wird natürlich auch diesmal der Ball rollen. Als Gegner wird der FCK auf Louisville City FC (21. Juni) und den Minnesota United FC (28. Juni) treffen. Aufhalten werden sich die Männer in Rot am ersten Tag zum Testspiel in Louisville/Kentucky, ehe es für den Hauptteil der Reise am Lake Michigan vorbei ins gut 700 Meilen nördlich gelegene St. Paul/Minnesota weitergeht. Mit dabei sein werden bei diesem Highlight auch einige Dutzend, vielleicht sogar hundert FCK-Fans aus Deutschland.

Neben den Reisen in die USA gab es auch umgekehrt ein paar, teilweise kuriose Begegnungen zuhause in der Pfalz, wie Eric Lindon zu berichten weiß: Im Dezember 1956 gab es die ersten pfälzisch-amerikanischen Fußball-Spiele mit Beteiligung des FCK, der gleich zwei Mal gegen ein Team der 12. Flugabwehrtruppe Vogelweh antrat (Ergebnisse: 12:1 für den FCK auf dem Betzenberg, 7:2 in Vogelweh). Im Oktober 1980 gab es ein Heimspiel gegen Dallas Tornado, das im Rahmen des USA-Wechsels von Bundesliga-Rekordtorschütze Klaus Toppmöller vereinbart wurde (6:3 für Kaiserslautern). Im März 2006 absolvierte das US-Nationalteam im Fritz-Walter-Stadion vor rund 15.000 Zuschauern ein Länderspiel gegen Polen, als Vorbereitung auf die drei Monate später folgende WM. Und viele Fans dürften sich auch noch an das große Event im November 2009 erinnern, als der FCK gegen Los Angeles Galaxy antreten sollte, inklusive Super-Bowl-mäßiger Halbzeitshow mit Lenny Kravitz, ZZ Top und Justin Timberlake. Doch daraus wurde nichts, denn die Veranstaltung wurde aus mysteriösen Gründen abgesagt und die meisten Ticket-Käufer blieben auf ihren Kosten sitzen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel

Weitere Links zum Thema:

- Chronologie im DBB-Forum: FCK absolviert Sommer-Trainingslager 2023 in den USA

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