Im Blickpunkt: Mitgliederforum beim FCK

Kontroverse Diskussionen im Fritz-Walter-Stadion

Kontroverse Diskussionen im Fritz-Walter-Stadion


Beim 1. FC Kaiserslautern fand an diesem Sonntag das erste Mitgliederforum statt - eine Diskussionsrunde mit den Funktionären, welche vor allem Aufklärung zu den vereinsinternen Querelen der letzten Monate liefern sollte. Phasenweise schlugen die Emotionen hoch, aber die meiste Zeit wurde doch sachlich diskutiert und interessante Informationen geliefert.

Der Vormittag startete mit einer ausführlichen Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden Wilfried de Buhr und einer ersten Einordnung des kaufmännischen Geschäftsführers Michael Klatt. Was vorab bekanntgegeben wurde: Die Fan-Säule, also die Investitionsmöglichkeit für Kleinanleger, soll noch in diesem Jahr geöffnet werden - entgegen der ursprünglichen Planungen allerdings nur für Vereinsmitglieder und nicht für alle Fans. Zudem möchte der Vereinsvorstand die Mitglieder künftig regelmäßiger informieren, etwa auch über die heutige Diskussionsrunde, und zu diesem Zweck einen Mitglieder-Newsletter einführen.

Gleich die erste Wortmeldung aus dem Kreis der etwa 170 anwesenden FCK-Mitglieder war dann etwas kurios: "Ein Lob an Martin Bader und Michael Klatt für die Entscheidung mit Flavio Becca. Wenn das wirklich so klappt mit der Champions League, dann wird hier alles gut." Während dieser Beitrag bei den Zuhörern noch eher für Schmunzeln sorgte, wurde es danach umso informativer. Der Betze brennt fasst im Folgenden einige Stich- und Gesprächspunkte des Mitgliederforums zusammen. Aufgrund der reinen Dauer von mehr als vier Stunden ist es uns aber leider nicht möglich, hier eine vollständige Wiedergabe sämtlicher besprochener Punkte zu leisten - wir freuen uns jedoch über weitere Eindrücke von persönlich Anwesenden in unserem Diskussionsforum.

Klatts Piloten-Bild:

"Wir hatten Turbulenzen beim Flug", beschrieb Geschäftsführer Michael Klatt den schwierigen Weg des FCK zur Lizenz im letzten Halbjahr. Die zwischenzeitlichen Streitigkeiten hätte man doch besser nach der Landung klären sollen, stattdessen habe man sich so nur selbst ein Schlechtwettergebiet kurz vor der Zielankunft geschaffen. "Wir sind zwar mit dem Tower verbunden, hören uns alle Ratschläge an, aber die Landung müssen die Piloten (gemeint sind die Geschäftsführer Michael Klatt und Martin Bader; Anm. d. Red.) dann doch selbst machen."

Nicht bei jedem Zuhörer kamen diese malerischen Vergleiche gut an, aber was Klatt damit sagen wollte: Die Geschäftsführung habe eine Entscheidung getroffen, auch vor dem Hintergrund der persönlichen Haftung und möglicher Insolvenzgefährdung. Die Empfehlung am 16. Mai, dem Tag der Beiratsentscheidung beim FCK, sei für das Angebot von Flavio Becca ausgefallen. Und dem sei der Beirat dann auch mehrheitlich gefolgt.

Sachs und Dienes geben ausführlich Auskunft:

Überraschend für viele Beobachter waren auch Hans Sachs und Klaus Dienes beim Mitgliederforum anwesend. Die beiden pfälzischen Investoren waren bei der Abstimmung am 16. Mai gegen das Angebot von Flavio Becca unterlegen. Dabei hätte man sogar eine gemeinsame Zusammenarbeit in Erwägung gezogen, so Dienes: "Wir haben versucht, Flavio Becca zu kontaktieren, aber unsere Kontaktperson in Kaiserslautern hat das nicht ermöglicht - das war Patrick Banf." Banf entgegnete, dass er zunächst die Namen der pfälzischen Investoren ja gar nicht gekannt habe, später sei eine Kontaktherstellung dann nicht mehr rechtzeitig möglich gewesen. Letzten Endes sei es so zu einer Konkurrenzsituation der beiden Investoren gekommen anstatt zu einer Zusammenarbeit.

Natürlich kam von den Mitgliedern auch die Nachfrage, weshalb das Angebot von Sachs und Dienes erst so spät kam? Sachs dazu: "Der damalige Vereinswert (120 Millionen; Anm. d. Red.) war aus unserer Sicht nicht darstellbar und darüber wollten wir zunächst verhandeln. Die Idee dazu gab es schon Monate vorher, wir sahen uns zunächst auch nicht unter Zeitdruck. Aber dann war im Mai plötzlich die Lizenz wieder gefährdet und wir mussten schnell handeln. Hinzu kam diese unmoralische Forderung, das Kopfgeld auf Michael Littig." Dass auch noch Quattrex seinen Kredit zurückgezogen habe, sei dann völlig überraschend gekommen und vorher anders dargestellt gewesen, so Sachs. Aber man habe auch diese Lücke ausgleichen wollen, von Dienstag auf Donnerstag (den 16. Mai; Anm. d. Red.) ein Treffen zur Klärung der Modalitäten angeboten - und keine Antwort mehr auf diese letzte E-Mail erhalten.

Littigs SMS an Becca:

Ebenfalls anwesend war der an jenem 16. Mai zurückgetretene, damalige Aufsichtsratsvorsitzende Michael Littig. Er las eine SMS vom 10. Mai vor, in welcher er Flavio Becca weitere Gespräche über eine Zusammenarbeit angeboten habe: "Es wäre schade, wenn es nicht gelingt, Ihre Stärke im FCK einzubringen. Ich bitte Sie daher um ein persönliches und absolut vertrauliches Gespräch. (...) Natürlich wünsche ich mir, dass Sie hier mit anpacken."

Die Aussagen von Littig sowie auch von Sachs und Dienes wurden vom damaligen Vereinsvorstand Andreas Buck bestätigt: "Um es klar festzuhalten: Niemand war gegen Flavio Becca. Aber dann kam im Mai diese unmoralische Forderung. Erst dann fing es an."

Die immer noch nicht ganz aufgeklärte Rücktrittsforderung gegen Michael Littig wurde erwartungsgemäß auch wieder thematisiert. Hierzu offenbarte Aufsichtsratsmitglied Jochen Grotepaß seine erste interne Reaktion: "Diese Rücktrittsforderung ist nicht annehmbar." Er selbst habe dazu am 03. Mai eine E-Mail an Flavio Becca geschrieben, jedoch keine Antwort erhalten. Aber, so Grotepaß: "Es gab viele Dinge von allen Seiten, die nicht korrekt gelaufen sind." Als Beispiel nannte er auch die zehn Prozent Anteile plus Sitz im Beirat, welche die pfälzischen Investoren Sachs und Dienes gefordert hatten.

Auch FCK-Sponsor Dieter Buchholz äußerte sich zu einem Gespräch seinerseits mit Flavio Becca: "Den Rücktritt von Littig zu fordern, das geht nicht, das ist einzig die Entscheidung der Mitglieder." Becca habe ihm darauf geantwortet: "Man kann über alles reden." Nach Buchholz' Einschätzung war die Rücktrittsforderung nicht die Ultima Ratio. War Michael Littigs Rücktritt also wirklich notwendig oder hätte er noch verhindert werden können? Wirklich aufgeklärt werden konnte diese Frage auch beim Mitgliederforum nicht.

Unterschriftensammlung für Außerordentliche Mitgliederversammlung:

Im Zentrum der Kritik stand auch weiterhin der Beiratsvorsitzende Patrick Banf, an dessen Fähigkeit zur Friedensstiftung mehrere Mitglieder zweifelten. Banf ließ die Vorwürfe gegen seine Person weitgehend unkommentiert. Möglicherweise muss er sich aber auf einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung verantworten, welche mehrere Anwesende in ihren Wortbeiträgen forderten. Die Querelen der letzten Monate müssten nicht nur aufgearbeitet, sondern auch Konsequenzen gezogen werden, lautete die Kernaussage - die Mitglieder sollen per Entlastung über die Arbeit des zerstrittenen Aufsichtsrates entscheiden. Deshalb werden seit heute die 600 notwendigen Unterschriften für die Einberufung einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung gesammelt (siehe separate DBB-Meldung).

Emotionen bei Klatt und Littig:

Besonders hitzig wurde es, nachdem schon drei Stunden diskutiert worden war. Zunächst war es Geschäftsführer Michael Klatt, der sich selten aufbrausend zeigte und viel Applaus für seine Kernaussage erntete: "Es wird hier alles kaputt geredet beim FCK!"

Der Eklat des Tages folgte dann wenig später, als es nochmals um die Rücktrittsforderung gegen Michael Littig ging. Dessen damaliger Aufsichtsratskollege Jochen Grotepaß sagte, dass Littig ja "nicht die Pistole im Rücken gehabt habe", was für ungehaltenes Raunen im Publikum sorgte - und für eine heftige Reaktion des bis dahin insgesamt sachlichen Littig. Dieser fuhr aus seiner Haut und antwortete, respektive brüllte quer durch den Raum, dass er das nicht so auf sich sitzen lassen könne. Auf dem Höhepunkt der ganzen Intrigen im Mai habe er sogar Angst um sein Leben gehabt, ein Bekannter hätte ihm eine Wohnung in Südafrika angeboten, um aus der Schusslinie zu geraten. Es folgte ein Moment totaler Stille im Mitgliederforum. Man merkte vielen der Anwesenden, die vorne sitzenden Funktionäre eingeschlossen, deutlich den Kloß im Hals und die Schwere dieser Aussagen an. Wie konnte es nur so weit kommen in der FCK-Familie?

Weitere Aussagen aus dem Mitgliederforum:

Am Sonntagmittag wurden auf dem Betze noch viele weitere Themen angesprochen. Eine komplette Darstellung würde an dieser Stelle jedoch den Rahmen sprengen. Abschließend aber zumindest noch einige einzelne Zitate und Anekdoten des heutigen Tages:

Beiratsmitglied Paul Wüst sagte zu seiner viel diskutierten Entscheidung am 16. Mai: "Mit zehn Prozent Restrisiko habe ich mich nicht getraut, für Sachs/Dienes und gegen Becca zu stimmen. Es ging um die Lizenz, um die Insolvenz, wie hätte ich das anschließend erklären sollen? Denn am nächsten Tag können aus diesen zehn Prozent beim FCK schnell hundert Prozent werden, das habe ich mittlerweile gelernt."

Geschäftsführer Martin Bader äußerte sich zum Thema Eigenkapital und Darlehen: "Wir haben mit Flavio Becca ein halbes Jahr lang nur auf der Maßgabe Eigenkapital verhandelt. Und wir versuchen weiter alles, um Flavio Becca dafür zu gewinnen."

Auch einen "Alleinherrscher" auf Investoren-Ebene wollen die Geschäftsführer keinesfalls haben. Bader dazu: "Das Vier-Säulen-Modell wurde mit 92 Prozent beschlossen und es ist das, wofür wir stehen. Und wir werden jeden kleinen Anteil des Vereins so teuer wie möglich verkaufen." Und auch Michael Klatt pflichtete dem bei: "Ich will niemanden, nach dessen Pfeife ich tanzen muss."

Du warst auch beim heutigen Mitgliederforum dabei? Welche Diskussionspunkte sind bei Dir hängen geblieben? Teile Deine Eindrücke mit anderen Fans und Mitgliedern im DBB-Forum!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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