Spielbericht: Erzgebirge Aue - 1. FC Kaiserslautern 2:1

Ein Schritt mehr, aber keinen Meter weiter

Ein Schritt mehr, aber keinen Meter weiter


Gerade noch hat der 1. FC Kaiserslautern eine stabile Form gefunden, schon holt er sich gegen wachere Veilchen ein blaues Auge im Abstiegskampf. Aufgegeben wird trotzdem nicht.

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Der Aufschwung der Roten Teufel im Abstiegskampf wird im Erzgebirge schockgefrostet. Bei Sonnenschein und eisigen Temperaturen unter Null gelingt es den Lautrern nicht, die schwarze Auswärtsserie gegen den Konkurrenten aus Aue zu beenden. Der letzte Sieg gegen Aue, jenseits des Betzenberg datiert vom 6. Oktober 1956. Damals allerdings in Leipzig. Im Schacht zu Aue kann der FCK nur selten punkten oder tritt – wie heute – mit leeren Händen die Heimreise an.

Die Umbauarbeiten im Erzgebirgsstadion sind fast abgeschlossen. Das altehrwürdige Rund mit lila Leichtathletikanlage im Lößnitztal musste einem praktischen Betonkonstrukt weichen. Nun haben auch die Gästefans ihren Platz am Spielfeld und ein Dach über dem Kopf. Die Sektion Stadionverbot kann aber weiterhin am Hang einen Blick aufs Spielfeld erhaschen und den andernorts obligatorischen Kneipenbesuch vermeiden. Der Gästeblock ist komplett engmaschig eingenetzt. Da gibt es bessere Lösungen. Trotz des Netzes haben die Smartphones kaum Empfang. Auffällig selten zücken die Gästefans ihre Handys. Das könnte allerdings auch an den frostigen Temperaturen liegen. Das Klatschen fiel in der Vergangenheit auch mal etwas lauter aus. Immerhin die Stimmbänder funktionieren dank Glühwein, Bier und Nudeln mit Wurstgulasch hervorragend.

Erinnerung an die Hinrunde

Beachtenswerte rund 1.000 Schlachtenbummler halten schon fünf Minuten vor dem Einmarsch der Mannschaften die rot-weiß-roten Fahnen hoch. Drei Wochen nach der Geburtstags-Choreo der GL gegen Braunschweig setzt die Frenetic Youth auswärts eine weitere schöne Choreographie zusammen mit dem Gästeanhang um: "Auf geht‘s ihr Jungs aus Lautern" steht auf der Zaunfahne und unterstreicht den Schulterschluss der letzten Wochen. Während des Spiels feuern der Stimmungskern rund um die Ultras und ein weiterer im Block die Mannschaft nach vorne. Die Veilchen begehen ihrerseits das 200. Heimspiel in der zweiten Bundesliga ganz schnörkellos und auch mit überschaubaren Publikumszuspruch. Mit insgesamt 8.500 Zuschauer, bleibt fast das halbe Stadion leer.

Die erste Halbzeit in Aue erinnert an die Hinrunde. Eine schlafmützige Lautrer Abwehr fängt sich ein leichtes Tor, dieses Mal schon in der dritten Minute: Volley durch Pascal Köpke nach Eckball von Christian Tiffert. Und im Angriff regiert die Ideenlosigkeit - wenn es überhaupt trotz Stolpereien und Missverständnissen zu Offensivaktionen kommt. Zu allem Überfluss wirkt die Kommunikation auch wieder desolat. Fehler der Mitspieler werden nicht ausgebügelt, sondern gestenreich bemängelt. Einmal mehr muss Michael Frontzeck die Mannschaft umstellen. Krankheitsbedingt fehlt Brandon Borello und wird neben dem gelbgesperrten Phillipp Mwene mit Joel Abu Hanna und Nicklas Shipnoski ersetzt. Ein Grund für einkehrende Unordnung und Unruhe, wenn auch kein guter.

Holt die Siege für uns

Letztgenannter darf nach einer Halbzeit in der Umkleide bleiben und wird durch Lukas Spalvis ersetzt, der der Offensive neue Robustheit verpasst. Die Betzebuben der zweiten Halbzeit knüpfen wiederum an den Auftritten der letzten Wochen an: Sie rennen füreinander, klatschen sich ab, sprechen sich Mut zu. Zahlreiche Angriffe schnüren die Gastgeber immer mehr vor deren Tor ein, ehe in der 56. Minute der Pfälzer Anhang sich jubelnd in den Armen liegt. Stipe Vucur netzt gegen seinen Ex-Verein ein, wird dafür aber von dem im Abseits befindlichen Osayamen Osawe unterstützt. Schiedsrichter Christian Dietz, der die Partie im Griff hat, liegt leider richtig, als er den Treffer nicht anerkannt. Wenig später fangen sich die Roten Teufel einen Kontertreffer ein. Doch erneut stecken die Lautrer nicht auf und reagieren umgehend mit einem regulären Treffer von Vucur. Durch geschicktes Verschieben in der Abwehr und Zeitspiel verhindern die Auer in der verbleibenden Zeit allerdings den wichtigen Ausgleichstreffer - und so tritt der Betze auf der Stelle.

Ehe es für alle zu den Bussen oder Autos geht, muntert der Gästeblock mit einem "Lautrer geben niemals auf, sie kämpfen!" seine Mannschaft am Zaun nach 90 Minuten auf. Wider der Statistik hatten sich nicht nur die Fans etwas mehr ausgerechnet. Doch für Enttäuschung bleibt keine Zeit. Es folgen noch Gelegenheiten gegen die weitere Konkurrenz wichtige Punkte gut zu machen. Auf geht's ihr Jungs aus Lautern, holt die Siege für uns!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco

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