Im Blickpunkt: Die zwei Gesichter des FCK

Die Offensive: Das Sorgenkind der Roten Teufel

Die Offensive: Das Sorgenkind der Roten Teufel


Vor dem Hinrunden-Abschluss in Nürnberg (Montag, 20:15 Uhr, Frankenstadion) haben wir uns gestern mit der Defensive des 1. FC Kaiserslautern auseinandergesetzt, die sich nach anfänglichen Problemen zu einem echten Bollwerk entwickelt hat: Das Prunkstück der Roten Teufel. Heute steht die Offensive im Fokus.

Spätestens durch die zurückliegenden vier Spiele hat sich die Offensive zum großen Problemfeld des FCK entwickelt. Dabei fällt auf: Nicht nur in der Chancenverwertung, auch im Erspielen von Möglichkeiten hapert es.

"Paris, Paris, wir fahren nach Paris", schallte es durch das Fritz-Walter-Stadion. Selbst die Medien griffen den Fangesang des FCK-Anhangs nach dem 3:0-Sieg gegen Bochum am 24. Oktober 2016 auf und erklärte, wie er zu verstehen sei. Die Stimmung bei den Roten Teufeln war gelöst, denn kurz zuvor hatte sich Osayamen Osawe für seinen unerlaubten Trip in die französische Hauptstadt mit einem Dreierpack entschuldigt, den 1. FC Kaiserslautern damit aus der Abstiegszone geschossen und die Hoffnungen genährt, dass die Mannschaft von Tayfun Korkut nun endlich Kurve bekommen hat.

In Bezug auf die Ladehemmung des FCK-Angriffs war es allerdings eine trügerische Hoffnung, auch wenn der Engländer am folgenden Spieltag das einzige Tor beim Spiel in Fürth (1:0) erzielte. Es folgten noch zwei Treffer durch Marcel Gaus und Zoltan Stieber gegen Berlin (1:0) und in München (1:1), doch seitdem sind die Lautrer ohne Torerfolg. Seit 316 Minuten herrscht Flaute in der FCK-Offensive, die insgesamt erst magere zehn Mal klingeln ließ. Schon nach dem Spiel gegen Bielefeld (0:0), zwei Spieltage vor dem besagten Bochum-Sieg, haderte Korkut: "Wir hatten Großchancen, das verfolgt uns, das ist unser großes Manko."

Der Sturm: Chancenverwertung und Verletzungssorgen

Weil es auch in den vorangegangen Spieltagen nur viermal im gegnerischen Kasten geklingelt hat (dreimal beim 3:0-Sieg gegen Dresden, einmal beim 1:1 in Würzburg), stellt der FCK nach 16 Spieltagen gemeinsam mit St. Pauli die schwächste Offensive der 2. Bundesliga, ist auch – wie der Kicker Ende November berichtete – in Sachen Chancenverwertung das Schlusslicht: Lediglich 16,4 Prozent ihrer Torgelegenheiten nutzten die Lautrer.

Was auffällt: Nur in sieben von 16 Spielen gaben die FCK-Stürmer die meisten Torschüsse ab, alleine sechsmal davon der in seinen Leistungen sehr wechselhafte Osayamen Osawe (DBB-Durchschnittsnote 3,2). Lukas Görtler (3,4), der fast immer an seiner Seite im 4-4-2 rackerte, fällt zwar durch großen Kampfgeist auf, war fünfmal sogar der beste Zweikämpfer auf Seiten des FCK. Ein Tor allerdings war ihm bislang noch nicht vergönnt. Im Schnitt gab der gebürtige Bamberger sogar nur 1,1 Schüsse pro Spiel ab.

Überhaupt gehört der FCK mit durchschnittlich 10,9 Abschlüssen pro Spiel zu den schwächsten Teams der Liga. Nur die Würzburger Kickers schießen noch seltener auf das gegnerische Tor. Was die abgegebenen Torschüsse innerhalb des Strafraums angeht (5,8), belegen die Pfälzer den drittletzten Rang (vor Würzburg und Karlsruhe). Angesichts dessen, dass Würzburg mit fünf Punkten auf dem achten Rang steht und neun Tore mehr erzielt hat, rückt da aber wieder die Chancenverwertung in den Mittelpunkt.

Hinzu kamen Verletzungssorgen: Mit Kacper Przybylko und Jacques Zoua (3,2) fehlten zwei Stürmer über mehrere Spieltage hinweg, Erstgenannter sogar mit Ausnahme von drei Kurzeinsätzen die komplette Hinrunde. Auch die zwischenzeitlich eingesetzten U23-Stürmer Robert Glatzel (3,8) und Sebastian Jacob (4,3) konnten in jeweils drei Einsätzen keine Abhilfe verschaffen. Hinzu kommt das noch nicht zu bewertende U19-Talent Nicklas Shipnoski mit zwei Kurzeinsätzen.

Das Mittelfeld: Hoher Aufwand, wenig Ertrag, trotz viel Erfahrung?

Mit Blick auf die wenigen erzielten Torchancen (siehe oben) stellt sich auch die Frage nach der Unterstützung aus dem Mittelfeld. Mit Christoph Moritz (3,4), Alexander Ring (3,8), Marcel Gaus (3,8), Zoltan Stieber (3,7) und Daniel Halfar (4,0) verfügt der FCK über ein offensives Mittelfeld, das die Erfahrung von zusammen 244 Erstliga-, 539 Zweitliga- und 61 Länderspielen mitbringt. Fraglich, ob mit Ausnahme der beiden Bundesliga-Absteiger ein anderer Zweitliga-Klub auf ein so routiniertes Quintett zurückgreifen kann? Trotzdem blieben die erfahrenen Profis häufig hinter den Erwartungen zurück, wirkten bisweilen seltsam passiv.

Der Aufwand, den der FCK betreibt, ist zudem hoch. Mit im Schnitt 462 Pässen pro Spiel bewegen sich die Lautrer unter den Top Vier der Liga. Die Quote der angekommenen Pässe liegt bei 75% – ein Topwert im Unterhaus.

Dass beides allerdings nicht viel heißen muss, sieht man am Beispiel Heidenheim: Die Schwaben spielten beim 3:0-Heimsieg gegen Lautern nur 274 Pässe (von denen sogar nur 63% ankamen). Und auch die Korkut-Elf ließ drei Tage zuvor Dresden im Fritz-Walter-Stadion passen (572, 85%) und konnte sich selbst trotz des bislang tiefsten Saisonwerts von 322 Zuspielen einen 3:0-Sieg sichern.

Vielleicht ist es deshalb eine Frage der Spielanlage? Mit durchschnittlich 404 Kurzpässen pro Spiel bewegt sich der FCK nämlich im Ligavergleich vor Stuttgart, Union, Hannover und Dresden auf dem ersten Rang. Erst drei Tore konnte der FCK aber durch Konter und Umschaltsituationen (dann allerdings in guten 8,7 Sekunden nach Balleroberung) erzielen. Was in diesem Zusammenhang auffällt: Nur 24 Prozent der Aktionen spielen sich im letzten Drittel vor dem Tor des Gegners ab. Übertragen auf die Liga ist das der schlechteste Wert.

Auch hier haderte Korkut im Saisonverlauf mit den Verletzungssorgen. Es fehlten ihm, so der 42-Jährige, schlicht Spieler mit einer hohen Geschwindigkeit, die er auf den Platz bringen konnte. Die beiden Neuzugänge Max Dittgen (4,2) und Sebastian Kerk (4,0) erwiesen sich in dieser Hinsicht aus verschiedenen Gründen noch nicht als die erhofften Verstärkungen für die Außenbahnen.

Standards: Früher eine Waffe und heute…?

Wenn es aus dem Spiel heraus nicht funktioniert, bleiben immer noch Standardsituationen, um dem gegnerischen Tor nahe zu kommen. Auf dem Betzenberg weiß man das spätestens seit der Zeit von Marco Kurz. In der Aufstiegs- und der ersten Bundesligasaison versprühten Eckbälle und Freistöße – oft von Linksverteidiger Alexander Bugera geschlagen – fast immer Gefahr, auch weil mit Srjdan Lakic und den beiden Innenverteidigern Rodnei und Martin Amedick kopfballstarke Abnehmer warteten.

Nach Standardsituationen erzielte der FCK in der laufenden Saison jedoch noch kein einziges Tor. Zouas Treffer nach einem Stieber-Freistoß gegen den KSC wurde nicht gegeben und auch den einzigen Strafstoß verschoss Stieber in Hamburg kläglich. Dabei haben nicht nur wie gestern angesprochen Robin Koch und Ewerton ihre Kopfballstärke unter Beweis gestellt. Auch Osawe und Zoua nutzten bislang drei der ansonsten wenigen Flanken im Lautrer Spiel (durchschnittlich 8,8 pro Partie), um ein Tor per Kopf zu erzielen.

"Wir haben eine gewisse Wucht. Die müssen wir aber noch verbessern", sagt Tayfun Korkut dazu. Gleichzeitig macht er allerdings klar, dass seine Mannschaft dafür noch Zeit benötige. "Es geht nicht alles von heute auf morgen. Wir sind dran und ich denke, die Entwicklung der Mannschaft lässt sich sehen." Vielleicht schon beim Hinrunden-Abschluss in Nürnberg?

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- Teil 1 | Die Defensive: Das Prunkstück der Roten Teufel

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