Vorschau und Kommentar zur JHV 2016

Der FCK zwischen Vergangenheit und Zukunft

Der FCK zwischen Vergangenheit und Zukunft


Am Samstag ist Jahreshauptversammlung. Für die FCK-Mitglieder gilt es an diesem Termin einmal mehr, wichtige Entscheidungen im Sinne des Vereins zu treffen. Diesmal scheint der Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft besonders schwierig – aber trotzdem machbar.

» Zur Auflistung: Die Jahreshauptversammlung von A bis Z
» Zum Kommentar: Schwieriger Spagat – aber machbar

Zwei große Themen sorgen im Vorfeld der Jahreshauptversammlung 2016 (JHV) des 1. FC Kaiserslautern für besonders viel Gesprächsstoff: Die von Mitgliedern geforderte Aufarbeitung der Vergangenheit und die vom neuen Vorstand angedachten Zukunftspläne, Stichwort Ausgliederung.

Neben diesen beiden großen Themen gehen andere Tagesordnungspunkte fast unter, obwohl sie nicht minder wichtig sind: Die Neufassung der Vereinssatzung soll vollendet werden, über die Entlastung von Stefan Kuntz und Co. wird entschieden, die (sportlichen und finanziellen) Ergebnisse der vergangenen Saison werden ausführlich erläutert – und, und, und.

Der Betze brennt gibt vorab einen Überblick über einige erwähnenswerte Themen der anstehenden JHV – von A wie Anträge bis Z wie Zukunft. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber mit einigen weiterführenden Links zu anderen Medien. Daran anschließend wagt DBB-Autor Thomas in seinem Meinungskommentar eine Einschätzung, wie es am Samstag und darüber hinaus laufen könnte.


FCK-Jahreshauptversammlung am 12. Dezember 2015

Die Jahreshauptversammlung von A bis Z

A – wie Anträge:
22 Anträge von Vereinsführung und Vereinsmitgliedern sind zur Behandlung auf der Jahreshauptversammlung eingegangen. Die reine Anzahl entspricht in etwa dem Durchschnitt der vergangenen Jahre, wobei einige Anträge auch mehrfach gestellt wurden: So wurde beispielsweise die Einzelentlastung der insgesamt vier Vorstände und sechs Aufsichtsräte der Saison 2015/16 von mehreren Vereinsmitgliedern beantragt (siehe dazu auch: E – wie Entlastung). Neben einer vom Vorstand beantragten Erhöhung der Mitgliedsbeiträge, der Darlegung des sportlichen Konzepts beim FCK und der Forderung nach einem "professionellen Kommunikationsberater" bezieht sich ein Großteil der eingereichten Anträge auf finanzielle Vorgänge unter dem umstrittenen Ex-FCK-Finanzvorstand Fritz Grünewalt (siehe dazu auch: V – wie Vergangenheit).

» Grobe Übersicht der eingereichten Anträge (Der Betze brennt)

A – wie Ausgliederung:
Da ist es wieder, das Schreckenswort für viele traditionsbewusste Fußballfans – und das Allheilmittel für viele andere. Zum dritten Mal nach 2004 (unter René C. Jäggi) und 2014 (unter Fritz Grünewalt) möchte die Vereinsführung den FCK-Mitgliedern die Vorteile einer Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung näher bringen. Siehe dazu auch: Z – wie Zukunft.

B – wie Betze-Anleihe:
Wo ist das Geld? Wann soll es für den weiteren NLZ-Ausbau eingesetzt werden? Und wie kann der Verein es im Jahr 2019 zurückzahlen? Seit der Ausgabe im Jahr 2013 war die sechs Millionen Euro schwere Betze-Anleihe in jedem Jahr ein prägendes Thema auf der Mitgliederversammlung und wird es wohl auch in diesem Jahr wieder sein. Mehrere Anträge zur Thematik sind eingegangen und auch überregionale Medien wie die FAZ oder die Sport Bild haben das Thema im Vorfeld der JHV nochmals aufgegriffen. Der neue FCK-Finanzvorstand Michael Klatt sagte, dass die restlichen knapp zwei Millionen Euro der Betze-Anleihe am 31. März 2016 nicht mehr vorhanden waren. Seine Vorgänger Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt entgegneten, das Geld habe aufgrund der fälligen Zinszahlungen "arbeiten" müssen und sei stets durch künftige Einnahmen abgesichert gewesen.

» Verscherbelte Zukunft (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
» Kuntz: Verein ordentlich übergeben (Rheinpfalz)

B – wie Bilanz:
Noch bis einschließlich Freitag, den 11. November 2016 um 17:00 Uhr können sich FCK-Mitglieder auf der Geschäftsstelle im Fritz-Walter-Stadion die genauen Finanzzahlen des Geschäftsjahres 2015/16 anschauen. Einige Kennzahlen wurden vom Vorstand und den Medien schon im Vorfeld veröffentlicht, außerdem kann jedes Mitglied im erstmals online zugänglichen JHV-Begleitheft vorab die Erläuterungen zum Geschäftsjahr nachlesen. Neu in der Bilanz: Erstmals wird auf Wunsch der Mitglieder das Gesamtgehalt des Vorstands bekanntgegeben, welches sich für 2015/16 inklusive aller Personalwechsel und Nebenkosten auf eine Million Euro summiert.

» Minus 2,6 Millionen: Hoher Jahresverlust beim FCK (Der Betze brennt)

E – wie Entlastung:
"Entlastung verweigert: Aufsichtsratsvorsitzender Rombach tritt zurück", war die Schlagzeile schlechthin nach der JHV 2015. Auch am Samstag müssen die FCK-Mitglieder wieder ihr Vertrauen in die Vereinsführung per Tastendruck auf "Ja" oder "Nein" ausdrücken. Und zwar, falls der Antrag auf Einzelentlastung durchgeht, zehn Mal: Für die Ex-Vorstände Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt (Juli 2015 bis ca. April 2016), für die neuen Vorstände Thomas Gries und Michael Klatt (April bzw. Mai bis Juni 2016) sowie für die Aufsichtsratsmitglieder Nikolai Riesenkampff, Mathias Abel, Gerhard Theis, Ottmar Frenger (Juli 2015 bis April 2016), Dieter Rombach (Juli 2015 bis Dezember 2015) und Jürgen Kind (Dezember 2015 bis Juni 2016). Die Entscheidungen zur Entlastung werden wieder spannend und sind ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum Schlussstrich unter die leidige Vergangenheit.

F – wie Formalitäten:
Weil jedes Jahr auch neue Mitglieder zum ersten Mal eine JHV besuchen, sollen hier auch die wichtigsten Fragen zu den allgemeinen Formalitäten nicht unbeantwortet bleiben: Die Versammlung beginnt um 12:30 Uhr in der Nordtribünen-Halle des Fritz-Walter-Stadions. Am Einlass (ab 11:00 Uhr) müssen der Mitgliedsausweis und ein Personalausweis bereitgehalten werden. Dort liegen in ausreichender Anzahl auch die Begleithefte zur JHV bereit, in denen die Tagesordnung, die eingereichten Anträge, die Satzungsneufassung, die finanziellen Erläuterungen zum Geschäftsjahr usw. abgedruckt sind. Außerdem erhält man am Eingang die elektronischen Abstimmgeräte mit zugehöriger Chipkarte – abstimmen dürfen alle Mitglieder ab 16 Jahren. Wer mit dem Auto anreist, kann dies auf den Parkplätzen hinter der Westkurve und der Osttribüne sowie bei großem Andrang auch hinter der Südtribüne abstellen.

» Mitglieder-Infos zur JHV 2016 (fck.de)

S – wie Satzungsneufassung:
Vor drei Jahren, auf der JHV 2013, wurde die erste Hälfte der neugefassten Vereinssatzung – sozusagen dem "Grundgesetz" des 1. FC Kaiserslautern – verabschiedet. Seither gab es im Satzungsausschuss viel Streit über die zweite Hälfte, der nach dem Ausscheiden von Vorstandsmitglied Fritz Grünewalt glücklicherweise beigelegt werden konnte: Über die auf 27 Seiten untergebrachten Änderungsvorschläge wurde weitgehend Einigkeit im Satzungsausschuss erzielt, auch über die zuvor strittigen Punkte. Weil für die zunächst geplante Außerordentliche Mitgliederversammlung kein passender Termin gefunden wurde, werden die vorgeschlagenen Satzungsänderungen nun am Samstag gleich zu Beginn der JHV vom Satzungsausschuss vorgestellt und die Mitglieder zur Abstimmung darüber gebeten.

T – wie Termin:
Fast schon in Vergessenheit geraten ist die Einladungspanne vom vergangenen Jahr: Weil die Einladungen nicht fristgerecht an die FCK-Mitglieder verschickt wurden, musste die JHV 2015 nachträglich verschoben werden, was den Verantwortlichen viel Häme einbrachte und den Verein unnötig Geld kostete. In diesem Jahr wurden alle Einladungen korrekt zugestellt. Der Termin an einem Samstag in der Länderspielpause ist nicht nur fanfreundlich gewählt, sondern auch erwähnenswert früher als in den letzten Jahren: Während Ex-Finanzvorstand Fritz Grünewalt die JHV einst per Satzungsänderung sogar bis Ende Dezember verschieben wollte, weil der Jahresabschluss nicht schon im Oktober fertigzustellen sei, hat sein Nachfolger Michael Klatt mit der frühzeitigen Auflistung der Zahlen offenbar weniger Probleme.

U – wie Unruhe:
Könnte man auch unter "S – wie Schlammschlacht" auflisten: Vor nichts scheinen die Vereinsführung und Teile des Umfelds mehr Sorge zu haben. Filmaufnahmen sind der anwesenden Presse in diesem Jahr nur von der Begrüßung und von den Berichten der Vereinsführung erlaubt. Der Ehrenrat veröffentlichte gar einen Aufruf zum Schmusekurs – und erntete dafür prompt Kritik, weil er dabei vergaß, wie gerade der Ehrenrat selbst zum Giftklima bei der JHV 2014 beigetragen hatte. Tatsächlich können konstruktive, wenn's sein muss auch harte Diskussionen am Ende nur zum Wohle des Vereins sein und sind keineswegs gleichzusetzen mit einer "Schlammschlacht". Destruktives und beleidigendes braucht hingegen wirklich kein Mensch.

U – wie Untersuchungsausschuss:
Ein JHV-Antrag scheint besonders interessant und mit ihm könnten eine ganze Reihe anderer Anträge weggewischt werden: Ein Mitglied fordert die Einberufung eines Ausschusses, der die finanziellen Vorgänge der letzten fünf Jahre untersucht und anschließend darüber Bericht erstattet. In diesem Ausschuss könnte unter Umständen auch ein großer Teil der eingegangenen Anträge zusammengefasst werden, die sich mit einzelnen Finanzfragen aus der Ära Grünewalt befassen (siehe dazu auch: V – wie Vergangenheit).

V – wie Vergangenheit:
Aufklärung Verkäuferdarlehen – wo sind die 2,8 Millionen Euro geblieben, nach denen auf der Mitgliederversammlung schon seit Jahren gefragt wird? Offenlegung Betze-Anleihe – welche Kosten sind entstanden, die nicht direkt in den Fröhnerhof geflossen sind? Auskunft Beraterkosten – wie viel hat der Verein für Juristen, Berater, Gutachter und sonstige Externe bezahlt, etwa bei der mit großem Aufwand aufgezogenen JHV 2014? – Viele derartige Fragen möchten Mitglieder und Antragsteller aufgeklärt wissen, ehe der von allen gewünschte Schlussstrich unter die Vergangenheit gezogen werden kann (siehe dazu auch: U – wie Untersuchungsausschuss).

» Klatt: "Das Beste für den Verein herausholen" (Wochenblatt)
» Kommentar: Wer Zukunft gestalten will, darf Vergangenheit nicht leugnen (FCK-Blogwart)

Z – wie Zukunft:
Der neue FCK-Vorstand, bestehend aus Thomas Gries und Michael Klatt, hat sich seit einem halben Jahr eingearbeitet und möchte den Mitgliedern nun seine Zukunftsgedanken vorstellen. Tenor: Der FCK braucht mehr Geld. Als Mittel zum Zweck hat sich der Vorstand den Einstieg von Investoren überlegt und wandelt damit auf den Spuren seiner Vorgänger (siehe dazu auch: A – wie Ausgliederung). Am Samstag sollen laut Vorankündigung von Gries und Klatt allerdings zunächst nur erste Meinungen und Ideen ausgetauscht werden, abgestimmt oder gar beschlossen wird noch nichts. Aus sportlicher Sicht unterstrich indes der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolai Riesenkampff erneut das klare Ziel der FCK-Verantwortlichen: "Der Auftrag heißt Bundesliga-Aufstieg".

» Riesenkampff: "Der Auftrag heißt Bundesliga-Aufstieg" (Rheinpfalz)
» FCK-Vorstand: "Erste Liga oder Regionalliga" (Rheinpfalz)


Ex-FCK-Vorstände Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt

Kommentar: Schwieriger Spagat – aber machbar

Der FCK zwischen Vergangenheit und Zukunft – das Mittel, mit dem dieser schwierige Spagat überwunden werden kann, könnte der auf der Mitgliederversammlung beantragte Untersuchungsausschuss sein. Hier sollen kompetente Fachleute zusammenkommen, um die vielen offenen Fragen zu den finanziellen Machenschaften der vergangenen Jahre aufzuklären. Das neue Gremium sollte idealerweise im Hintergrund arbeiten und der Vereinsführung und/oder der Mitgliederversammlung in einem Jahr seine Ergebnisse präsentieren: Hat Fritz Grünewalt getrickst? Herrschte unter Stefan Kuntz wirklich Vetternwirtschaft? Was ist dran an den diversen Insolvenzvorwürfen?

Der Vorteil eines solchen Untersuchungsausschusses wäre im doppelten Sinne gegeben: Ein Großteil der vorliegenden JHV-Anträge, die sich überwiegend mit Fragen zur finanziellen Vergangenheit beschäftigen, könnten an dieses vereinsinterne Gremium übergeben werden. Und alle anderen Menschen, denen der FCK am Herzen liegt, könnten ihre Tatkraft auf ein mindestens genauso wichtiges Thema lenken: Die Gestaltung der Zukunft des pfälzischen Traditionsvereins.

Entlastung für Kuntz und Grünewalt käme überraschend

Ungeachtet des Untersuchungsausschusses und der Zukunft stehen am Samstag im Fritz-Walter-Stadion auch wieder die Entlastungen für das vergangene Geschäftsjahr 2015/16 an, also doch wieder ein Thema aus der Vergangenheit. Bezogen auf die damaligen Vorstände Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt wäre alles andere als eine Nicht-Entlastung eine Überraschung, alleine schon aufgrund der verplemperten Betze-Anleihe: Kein Mensch weiß im Moment, mit welchem Geld der Fröhnerhof fertig ausgebaut werden soll, geschweige denn wie die Anleihe im Jahr 2019 zurückbezahlt werden kann. Die Begründung der Ex-Führung, frei nach dem Motto "Das Geld ist nicht weg, sondern nur woanders", wird vermutlich nicht ausreichend sein. Bei Grünewalt kommt noch sein aus Sicht vieler Mitglieder vereinsschädigender RTL-Auftritt von vor zwei Wochen hinzu. Doch nicht nur Kuntz und Grünewalt müssen zittern, sondern auch bei den Mitgliedern des Aufsichtsrates könnten sich die höchst unterschiedlichen und teilweise haarscharfen Abstimmungsergebnisse des letzten Jahres wiederholen.

Ausgliederung? Der HSV und 1860 lassen grüßen

Für die Zukunftsgestaltung beim FCK sind indes nicht mehr Kuntz und Grünewalt, sondern vor allem die neuen Vorstände Thomas Gries und Michael Klatt verantwortlich. Nach sechs Monaten im Amt tendieren sie laut Vorankündigungen zur einfachst möglichen Problemlösung: Dem Verkauf von Anteilen an einen oder mehrere Investoren ("strategische Partner" genannt). Der HSV und 1860 München lassen grüßen – aber leider nur als mahnende Beispiele. Erfolgreiche Beispiele von Ausgliederungen und Anteilsverkäufen findet man eigentlich nur bei Klubs, die diesen Schritt auf einem Höhepunkt ihrer Vereinsgeschichte gegangen sind und nicht wie aktuell der FCK auf einem Tiefpunkt. Wenn die neue Vereinsführung die nötige Drei-Viertel-Mehrheit der FCK-Mitglieder für eine Ausgliederung gewinnen möchte, muss sie in engster Zusammenarbeit mit der Basis einen individuellen "Lautrer Weg" finden und darf nicht einfach die Beispiele von anderen Klubs abkupfern. Ein ständig reinredender Investor der Marke Kühne oder Ismaik, einhergehend mit weitgehend entmachteten Vereinsmitgliedern, wäre jedenfalls trotz kurzfristiger Liquidität kein erfolgversprechendes Zukunftsmodell.


Der Betze brennt berichtet am Samstag in gewohnter Form per Live-Ticker direkt aus dem Fritz-Walter-Stadion. Ab ca. 12:00 Uhr werden wir auf der DBB-Startseite ausführlich von der JHV 2016 tickern, begleitend dazu findet Ihr das Wichtigste außerdem auf unseren Social-Media-Kanälen bei Facebook und Twitter.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Kommentare 111 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken