Saisonvorschau 2015/16

Quo vadis, Betze?

Quo vadis, Betze?


Schon wieder ein kleines Jubiläum: Seit nunmehr zehn Jahren begeben sich die Redaktionsmitglieder von Der Betze brennt jeden Sommer auf dünnes Eis und wagen eine Prognose für die anstehende Spielzeit. Wer blamiert sich, wer beweist hellseherische Fähigkeiten bei der Frage: Wo landet der FCK in der Saison 2015/16?

grumbeerstambes' Vorschau:

Als ich an Ostern nach dem 4:0-Heimsieg gegen den 1. FC Heidenheim schon fest vom Aufstieg ausging, habe ich die Rechnung ohne meinen geliebten 1. FC Kaiserslautern gemacht. Nach dem Motorschaden in der 31. Runde schlitterten die Roten Teufel im Aufstiegsrennen sang- und klanglos ins Kiesbett.

Nach diesem Schock habe ich mich im Sommer sehr wenig "mit'm Betze" beschäftigt. Einfach um Abstand zu gewinnen von dieser Saison, der vierten in Folge, an der man als FCK-Fan wieder enttäuscht und mit leeren Händen dasteht. So habe ich in der Sommerpause all die anderen, schönen Dinge des Lebens genossen. Als ich letzte Woche dann realisierte, dass es kommenden Freitag schon wieder los geht, war ich erschrocken, weil ich den Saisonstart überhaupt nicht mehr auf dem Zettel hatte.

Auf dem Papier denke ich, dass der FCK ordentlich aufgestellt ist. Trotzdem erwarte ich keine Ausreißer nach unten oder oben. An den ganz großen Wurf glaube ich erst recht nicht - dafür ist die Stimmung um den Verein momentan zu bedrückt und negativ. Die Enttäuschung der letzten Saison, ein erneut fragwürdig gestaltetes Trikot, schon wieder kurz vor Ladenschluss kein Sponsor - Aufbruchstimmung sieht anders aus.

Meine Prognose: Am Ende der Saison erwarte ich den FCK zwischen Platz 5 und 8. Andere Vereine wirtschaften und transferieren seit Jahren sinnvoll (Beispiel SC Freiburg) oder haben ganz andere finanzielle Mittel (Rasenballsport Leipzig). Beim Großen Preis von Duisburg am Freitag gehe ich von einem Punkt aus.

Markys Vorschau:

"Mentalität schlägt Qualität", ist das Motto von Dirk Schuster. Der Aufstiegstrainer hat mit Darmstadt in der vergangenen Saison oft Alptraum-Fußball gespielt, aber keine Mannschaft hat in Deutschland wohl zuletzt mehr aus ihren bescheidenen Mitteln rausgeholt - und natürlich auch das nötige Glück gehabt. Mentalität besiegte auch Qualität am 31. Spieltag - beim 3:1 der Lilien gegen den (zu) hoch gelobten 1. FC Kaiserslautern. Das war der Wendepunkt - der Lauf der Darmstädter war nun endgültig nicht mehr zu stoppen , der vorausgeeilte FCK blieb stehen.

Der FCK war bis auf die bittere Niederlage gegen St. Pauli eine Heimmacht. Doch auswärts wurden die Jungstars oft mit einfachsten Mitteln aus dem Gleichgewicht gebracht: Hektik, Provokationen, Nickeligkeiten, Schwalben - dazu die eigene Abschlussschwäche. Das Dauer-Versagen in der Fremde wurde Lautern am Ende unter anderem zum Verhängnis.

Eine weiteres wichtiges Aufstiegskriterium war in den letzten Jahren: Kontinuität in der Mannschaft. Braunschweig, Ingolstadt, Darmstadt und auch der denkbar knapp gescheiterte KSC - sie alle hatten eingespielte Truppen.

In dieser Hinsicht ist der FCK jetzt einen Schritt weiter als 2014/15: Heubach, Löwe, Zimmer, Ring, Karl, Jenssen, Thommy, dazu Müller - man kennt sich. Mit Halfar wurde ein erfahrener Offensivmann geholt, dem am Betze nichts fremd ist und der sich wohl in schwierigen Phasen nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen lässt wie die Stögers, Demirbays und Younes'. Überhaupt wurden die Leihen zurückgefahren. Eine vernünftige Erkenntnis aus der jüngsten Spielzeit.

Während in Abwehr und Mittelfeld mit Vucur nur ein richtig Neuer in der Startelf zu erwarten ist, gibt es Vorne frischen Fisch. Wie sich Mugosa und Przybylko entwickeln, ist ungewiss. Doch sie bringen Mentalität, Erfahrung ("Pritsche") und Selbstvertrauen (Mugosa) mit. Auf den offensiven Außenbahnen muss Sportdirektor Schupp seinem Trainer noch Alternativen bereitstellen - nicht erst in der Winterpause.

Für Kosta Runjaic wird es eine wichtige Runde. Sie wird zeigen, ob er aus Fehlern lernen und sich weiterentwickeln kann. Seine (selbst-)kritische Saisonanalyse lässt hoffen.

Und auch wir Fans müssen eine, besser drei Schippen draufpacken. Wir sind auch ein wichtiger Teil des Ganzen - zeigen unsere Klasse aber nur selten (Sechzig, Leipzig, …).

Meine Prognose: Der FCK kann aufsteigen - wie mindestens sechs andere Vereine auch. Dafür müssen in der Crunchtime alle "on" sein - und der Bossgegner mit erlaubten und unerlaubten Mitteln niedergekämpft werden.

paulgehts Vorschau:

Aus heutiger Sicht kommt mir meine Euphorie nach dem letzten Saisonsieg am 30. Spieltag in Bochum ziemlich albern vor. Aber an diesem Abend war ich einfach fest davon überzeugt, dass wir den Sprung in die Bundesliga schaffen. Dortmund, Schalke, München - alles lag vor uns. Doch dann ging alles auf sehr ernüchternde Art und Weise schief, weshalb wir uns nun auf eine weitere Zweitligasaison - die achte in zehn Jahren - einstellen müssen.

Entgegen aller Hoffnungen nach dem Philosophiewechsel 2014 ist damit wieder mal ein mittlerer Kaderumbruch verbunden. Auch zu Beginn dieser Spielzeit müssen wir also auf eine möglichst rasche Integration der Neuzugänge und ein sich schnell findendes Teamgefüge hoffen. Denn die vergangenen drei Saisons haben gezeigt: Auch nur die kürzeste Schwächephase kann wertvolle Punkte im Rennen um den Aufstieg kosten. Dazu ist die Konkurrenz mit Vereinen wie Freiburg, Leipzig, Paderborn, Nürnberg, Düsseldorf, Braunschweig, Karlsruhe und vielleicht dem einen oder anderen Überraschungsteam (Fürth? Bielefeld? Duisburg?) nicht gerade klein.

Der Saisonstart wird zudem ganz entscheidend das Schicksal von Kosta Runjaic beeinflussen, dessen Verbleib nach dem letzten Spieltag intern wie extern stark angezweifelt wurde. Ich habe das Vertrauen in "Coach Kosta" noch nicht komplett verloren, hoffe aber, dass er mit seiner Mannschaft gleich vom ersten Spieltag an richtig Gas gibt. Denn die FCK-Fans brauchen ein Team (und einen Trainer), mit dem sie sich wieder voll identifizieren können, dem sie vertrauen und an dem sie Spaß haben. Für mich ist dabei allerdings klar: Sollten wir kurz vor der Zielgerade noch alle Chancen auf den Aufstieg haben, werde ich diesmal erst euphorisch, wenn das große Ziel wirklich und endgültig eingetütet ist.

Meine Prognose: Ich glaube nicht an eine Katastrophensaison, die uns manch einer prognostiziert. Allerdings hat Nürnberg in der letzten Spielzeit vorgemacht, wie schnell man nach einem schwachen Start völlig abhängen kann. Kommen wir gut aus den Startlöchern, landen wir am Ende zwischen Platz 3 und 7.

suYins Vorschau:

Neue Runde, neues Glück? Mal wieder hat es am Ende doch nicht gereicht (leider). In meiner letzten Prognose habe ich geschrieben: "Eine komplette Vorbereitung unter Runjaic, jetzt zählt's für Coach Kosta."

Und jetzt? Spielerisch habe ich zum Ende kaum eine Verbesserung gesehen, der Kader wird (mal wieder) bunt durchgewürfelt. Spielernamen braucht man sich nicht mehr merken, geschweige denn ein Trikot beflocken lassen. Die Fluktuation der Spieler wird den Fans dann gerne als "neue Philosophie" verkauft. Saisonziele werden zum Ende der Saison herausgegeben, um "dieser jungen Mannschaft" den Druck vom Kessel zu nehmen. Während sich die Fans x Tage Urlaub um die Ohren hauen, komplett durch Deutschland reisen, beschweren sich einige Spieler lieber über "mangelnde Unterstützung" seitens der Anhänger. Manch ein Bundesligist wäre froh gewesen, mit solch einer Fanbase auswärts antreten zu dürfen. Spielen wir halt weiterhin zweite Liga, ist doch auch schön, so schön kuschelig geworden hier unten. Nun denn, dann hoffen wir halt wieder mal auf den Aufstieg. Irgendwie, irgendwann, wird das schon noch klappen, oder?

Dennoch: Auch diese Runde haben die neuen Spieler eine faire Chance verdient! Ich verspreche mir von Daniel Halfar, dass er unserem Spiel seinen Stempel aufdrücken wird. Ebenfalls kann Marius Müller jetzt mal zeigen, was er bei Gerry die letzten Jahre so gelernt hat.

Meine Prognose: Während ich die letzte Runde an einen Platz unter den ersten 10 geglaubt habe, gebe ich jetzt mal die Prognose Aufstieg aus! Warum? Die zweite Liga nervt mich. Sie macht mürbe. Viele machen diesen Verein von Haus aus kleiner als er ist. Aufstieg als Ziel, dies sollte man auch endlich so kommunizieren! Diese "Mal schauen"-Mentalität muss aus den Köpfen der Spieler, Fans und Verantwortlichen raus. In diesem Sinne: Gruß vunem Atsche Knodderer.

Thomas' Vorschau:

Schon wieder ein Umbruch beim 1. FC Kaiserslautern: Sieben Neuzugänge gilt es zu integrieren, zuzüglich Leihspieler Stefan Mugosa und Früher-oder-später-Transfer Jon Bödvarsson. Dem stehen rund ein Dutzend Abgänge gegenüber, die Hälfte davon Stammspieler der vergangenen Saison. Und bis zum 31. August sind noch mehr Wechsel zu erwarten. Diese Personalrochade lässt nicht nur Kosta Runjaic zu der Erkenntnis kommen: "Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir optimal eingespielt sind." Dabei hat ausgerechnet der FCK-Coach diese Zeit eigentlich nicht: Die Trainerdiskussion an der Fanbasis wurde nach dem erneut verpassten Aufstieg lauter, aber auch vereinsintern soll es in der Sommerpause kritische Debatten gegeben haben.

Im Moment ist der gesamte Verein aber erstmal wieder im Neustart-Modus, ein Trainerwechsel ist drei Tage vor dem Saisonstart (logischerweise) kein Thema. Aber der Kredit ist nach den herben Enttäuschungen vor zwei Monaten nicht mehr so hoch wie in früheren Jahren. Ganz wichtig wäre deshalb ein guter Saisonstart. Die dafür vorhandene Mannschaft würde ich nicht besser oder schlechter einschätzen, sondern anders als letztes Jahr. Stipe Vucur wird beispielsweise Willi Orban nicht vollständig ersetzen können: sportlich vielleicht, vom Alter her ganz sicher, aber nicht von der Identifikation des ehemaligen Lautrer Eigengewächses. Was diese Identifikation am Ende wert ist, hat aber gerade auch das Beispiel Orban gezeigt, der darüber hinaus vor einem Jahr noch nichtmal Stammspieler war. Den Vergleich Vucur/Orban könnte man auch auf die anderen Transfers übertragen - letztendlich aber ist der FCK wieder eine Wundertüte. Der Erfolg auf dem Platz wird neben der Cleverness der Jungfußballer maßgeblich davon abhängen, ob endlich jener Mannschaftsteil durchstartet, an dem es auf dem Betze schon seit Jahren am meisten krankt: Das offensive Mittelfeld.

Meine Prognose: Zuerst möchte ich anmerken, dass ich eigentlich gar nicht zum Kreis der großen Runjaic-Kritiker gehöre. Wirklich nicht! Aber ich kann für diese Saison keine Prognose abgeben, außer: In der Hinrunde wird es aufgrund der brenzligen internen und externen Gemengelage einen Trainerwechsel geben. Wo der FCK danach landet, ist von vielen unwägbaren Faktoren abhängig und deswegen nur für Hellseher zu tippen.

Tocos Vorschau:

42. Die Zweite Liga geht in eine geradezu magische Saison und ich muss zugeben, dass mir der Zauber etwas abhanden gekommen ist. Das liegt einerseits an dem letztlich enttäuschenden Ausgang des Saisonfinales 2014/15, aber - irgendwie noch schmerzhafter - auch an diesem einen verflixten Wechsel. Der neue Kurs hatte sich gerade bezahlt gemacht mit jungen Spielern, die einen begeisternden Fußball boten, aber dieser eine Wechsel kostete, bezogen auf die Werte und das Erbe des Vereins, zumindest mein Vertrauen in den Nachwuchs. Beim "Heintzer" fiel ich nicht ganz vom Glauben ab. Viel Erfolg, Dominique! Aber wenn ich mir anschaue, welche Summen in anderen Vereinen für vergleichbare Transfers überwiesen wurden, werden meine Sorgen nicht gerade weniger. Hinzu kommt die stetig sinkende Attraktivität für Hauptsponsoren, was zumindest bezogen auf eine Ausgliederung hoffen lässt: Da gibts wohl gerade keinen Investor, also vorerst Entwarnung an dieser Front?!

Mit Freiburg und Paderborn, Bielefeld und Duisburg sehe ich die erneut „zweiteste Liga aller Zeiten“ in drei Fällen qualitativ verstärkt und in einem Fall zumindest während einer von 34 Halbzeitpausen mit dem gewissen Unterhaltungswert. Der Gästeblock dürfte ebenfalls dreimal etwas mehr gefüllt sein, aber beim Zuspruch der Heimfans habe ich meine Bedenken. Ich bezweifle, dass der Zuschauerschnitt verbessert wird.

In der letzte Saison spielen die jungen Wilden frei auf. Ob die Roten Teufel diese Saison ebenso unbeschwert sind? Auch hier zweifle ich, denn unsere Mannschaft hat ein paar Spieler verloren, die eine enorme Leistungssteigerung zeigten (Stichwort: "Kinderriegel") und verdiente, verlässliche Stützen wurden verabschiedet. Ein Neuaufbau in allen Bereichen auf dem Feld ist die logische Konsequenz. Unter anderen Vorzeichen als zuletzt. Taktikfuchs Kosta wird da schon Ordnung reinbekommen, aber wann hatte der Betze zuletzt konstant zählbares aus dem Mittelfeld und Sturm erspielt?

Ich wünsche mir, dass entweder die Fans der Mannschaft signalisieren, dass das nun wirklich die letzte Saison in der zweiten Liga ist, da nichts anderes als der Aufstieg in Frage kommt oder dass die Mannschaft diejenigen in ihrem Handeln oder Auftreten Lügen Strafen, die behaupten, dass Kaiserslautern eben nur noch ein Zweitligist sei. Vor einigen Jahren wurden deshalb schon andere vom Berg gejagt. Allein, es fehlt der Glaube, die Magie.

Meine Prognose: Der 1. FC Kaiserslautern spielt im Mittelfeld und wir dürfen uns freuen, dass die Mannschaft wenigstens nichts mit dem Abstieg zu tun hat. Am Ende landen wir irgendwo im Bereich von Platz 4 bis 9. So oder so ist es wohl ratsam, immer das Handtuch dabeizuhaben.


… und wie lautet Deine Saisonprognose? Diskutiere mit uns im DBB-Forum und nimm an der Umfrage zur Endplatzierung der Roten Teufel teil - wir sind gespannt auf die Ergebnisse!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Redaktion

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