Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Fortuna Düsseldorf 0:1

Ausgerechnet Jimmy

Ausgerechnet Jimmy


Böse Erinnerungen werden wach: Innerhalb weniger Tage büßt der FCK nicht nur die Tabellenführung ein, sondern - und das ist noch schlimmer - muss auch noch einen wachsenden Abstand zu den Aufstiegsplätzen hinnehmen. Verantwortlich dafür zeichnet sich am Montag gegen Düsseldorf ausgerechnet ein Ex-Lautrer.

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Vor zwei Wochen an dieser Stelle: Der 1. FC Kaiserslautern erklimmt die Tabellenspitze und „Der Betze brennt“ zieht die Parallele zur Aufstiegssaison 2009/10, wo am gleichen Datum gegen den gleichen Gegner der Sprung auf Platz 1 gelang (Spielbericht: Grüße von der Tabellenspitze). Auch das Montagsspiel gegen Fortuna Düsseldorf bietet eine Duplizität zum Aufstiegsjahr: Damals wie heute fügte die Fortuna den Roten Teufeln die erste Heimniederlage der Saison zu. Dieses Déjà-vu wird denn meisten FCK-Fans nach der gestrigen Pleite aber nicht in den Sinn gekommen sein, sondern eher die Erinnerung an das letzte Jahr: 2012 verspielten die Lautrer just zu diesem Zeitpunkt im November/Dezember durch eine Negativserie die Chancen auf einen direkten Aufstiegsplatz, während das Führungsduo davonzog. Auch diesmal nutzen die Konkurrenten die Schwächephase des FCK eiskalt aus und erarbeiten sich binnen weniger Tage einen satten Vorsprung auf den Verfolger - so zumindest der aktuelle (Zwischen-)Stand.

29.579 Zuschauer pilgerten zum Montagsspiel ins Fritz-Walter-Stadion, darunter etwa 2.000 Schlachtenbummler aus Düsseldorf. Eine ordentliche Zahl für einen Verein, für den es im Kalenderjahr 2013 fast nichts zu holen gab - und so konnten die Fortunen sich auf dem Betze im Sog des Auswärtssieges auch akustisch von Minute zu Minute stärker in Szene setzen. In der Westkurve war naturgemäß der umgekehrte Dezibelverlauf zu vernehmen, aber zumindest in der ersten Halbzeit war - gemessen am Stimmungsproblem der letzten Monate - eine ordentliche Lautstärke zu vernehmen. Kurz vor dem Anpfiff zeigte der Fanclub „Red Fanatics“ in Block 9 eine kleine aber feine Choreographie in Gedenken an den verstorbenen Walter Frosch, passenderweise umrahmt vom immer wieder sehenswerten „You'll never walk alone“.

Im Vergleich zum erfolgreichen Pokalfight bei Union Berlin rotierte FCK-Coach Kosta Runjaic wieder Mo Idrissou und Markus Karl ins Team, Simon Zoller und Willi Orban mussten dafür weichen. Bei der Fortuna, wo der Ex-Lautrer Axel Bellinghausen verletzt fehlte, rückte mit Jimmy Hoffer ein anderer ehemaliger Liebling der Westkurve in die Startelf... und sorgte für den entscheidenden Moment des Spiels. Während der FCK in der ersten Halbzeit durch Marc Torrejon, Kostas Fortounis, Mo Idrissou, Enis Alushi, Karim Matmour und Olivier Occean zu großen (teils hundertprozentigen) Chancen kam, die nicht genutzt wurden, genügte den Düsseldorfern eine einzige Gelegenheit. F95-Tojäger Charlison Benschop schickte seinen Sturmpartner Hoffer steil, der plötzlich frei vorm Lautrer Gehäuse stand und Tobias Sippel keine Chance ließ (31.). Der Torschütze konnte nicht richtig jubeln und die Fans in der Westkurve konnten nicht richtig schimpfen in diesem Moment. Ausgerechnet Jimmy.

In der zweiten Halbzeit ging es so ähnlich weiter, aber die am Anfang noch völlig verunsicherten Düsseldorfer hatten nun Selbstvertrauen getankt und hielten stärker dagegen. Kosta Runjaic versuchte alles und brachte Simon Zoller und Marcel Gaus für die Abwehrspieler Florian Dick und Jan Simunek - aber es sollte nicht mehr sein. Als kurz vor dem Abpfiff auch noch ein regulärer Treffer von Zoller wegen vermeintlicher Abseitsstellung zurückgepfiffen wurde, war die Luft raus. Der Montagsfluch geht weiter, Kaiserslautern unterliegt Düsseldorf mit 0:1.

Zum Abschluss der Hinrunde weist der FCK - vor elf Tagen noch Tabellenführer - nun fünf bzw. vier Punkte Rückstand auf das Führungsduo Köln und Fürth auf. Und von hinten drücken die Verfolger. Das heißt: Am Freitag gegen den SC Paderborn (18:30 Uhr, Fritz-Walter-Stadion) steht die Truppe von Kosta Runjaic richtig, richtig unter Druck. Und auch zum Jahresabschluss beim FC Ingolstadt wäre ein Sieg mehr als hilfreich. Das ist nicht die Schuld von Runjaic, sondern die verschwendeten sieben Spieltage zu Saisonbeginn, als zu lange mit dem Trainerwechsel gewartet wurde, schlagen jetzt richtig schmerzhaft zurück.

Den letzten Treffer des Tages setzte dann aber doch noch ein Lautrer: Nach dem Spiel, Düsseldorfs Interimstrainer Oliver Reck macht sich gerade auf dem Weg vom Interview mit Sky zum Interview mit Sport1. Da tönt der Schrei eines Fans aus dem Halbdunkel der Nordtribüne: „Olliiii! ... Danke!“ (Pause, ein leichtes Lächeln zeichnet sich in Recks Gesicht) „Für Neunzisch! ... Pokalfinale! ... Pannen-Olli, danke!“

In diesem Sinne: Humor ist, wenn man trotzdem lacht!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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