Spielbericht: Arminia Bielefeld - 1. FC Kaiserslautern 0:3

Unser Spiel hat gerade erst angefangen

Unser Spiel hat gerade erst angefangen


Man reibt sich verwundert die Augen: Ist das wirklich unser 1. FC Kaiserslautern? Auch auf der Bielefelder Alm geben sich die Roten Teufel keine Blöße und besiegen die Arminia mit 3:0. Toco war dabei und hat das Geschehen für „Der Betze brennt“ zusammengefasst.

- Spielfotos Arminia Bielefeld - 1. FC Kaiserslautern
- Fanfotos Arminia Bielefeld - 1. FC Kaiserslautern

Es ist erst wenige Wochen her, aber damals™ musste man als FCK-Fan ein Tor der Roten Teufel fast schon eher hinnehmen als feiern. Ebenso schien es ausgemacht, dass anschließend der Gegner ausgleicht oder die ganze Partie dreht. So musste sich „Angekommen in der zweiten Liga“ anfühlen. Ein ganz anderes Höllen-Gefühl. Nach dem vierten Spiel unter Kosta Runjaic fällt es schwer, sich daran zu erinnern. Der 3:0-Auswärtssieg in Bielefeld ist einer der Gründe.

Für die 1.500 Fans im Gästebereich beginnt das Spiel bereits 30 Minuten früher. Statt dem lästigem Stadionradio Beachtung zu schenken, singt der Block die eigenen Hits. Neu im Programm seit dieser Saison: „Große Spiele uffm Betze, wir tragen stolz unseren Schal - Denn wir sind vier Mal Deutscher Meister, zwei mal ham' wir den Pokal!“ Ganz gleich welchen Hintergrund man als Fan hat, ob man mit dem Sonderzug oder auf anderen Wegen hierher kommt, auf der Alm präsentiert man sich als eine Einheit. Eine gute Ausgangssituation abseits des Spielfelds. Auf dem Platz vertraut „Coach Kosta“ der Startelf vom letzten Spiel gegen 1860. Die Mannschaft der Stunde gegen das Überraschungsteam der bisherigen Saison. Die letzte Heimniederlage von Bielefeld lag schon ein Jahr zurück. Den FCK-Fans war aber klar, dass die nächste Heimniederlage von Bielefeld nur 90 Minuten entfernt ist.

Zu Beginn das Spiels glüht die Alm, ein gutes dutzend Bengalos beleuchtet den Gästebereich (Zu den Fanfotos). Im Block selbst geht alles geordnet zu, geordneter als auf dem Platz. Denn die ersten Minuten gehören den Bielefeldern. Mit aggressiven und frühen Attacken setzt die Mannschaft von Stefan Krämer die Männer in Rot unter Druck. Das gelingt allerdings nur etwas mehr als fünf Minuten lang, ehe Olivier Occean und Mo Idrissou erstmals für Gefahr im gegnerischen Strafraum sorgen. In der 9. Minute tritt Chris Löwe den ersten FCK-Eckball von rechts. Mo Idrissou köpft den Ball gegen den Pfosten. Das mit den Aluminium wurde ja schon vor Wochenfrist gegen die Freunde von 1860 hinreichend geübt. Diesmal setzt Occean allerdings geistesgegenwärtig mit Köpfchen nach. Torpremiere im Ligabetrieb für den Kanadier und der Betze führt 1:0. Erneut brennt der Gästeblock, dieses mal allerdings ohne Pyrotechnik. Becher fliegen, Fahnen wehen und die Fans liegen sich in den Armen. Das ist jedoch nicht nur Freude über das Tor. Man ist heiß auf die noch folgenden 81 Minuten. Das Spiel hat gerade erst angefangen.

Auf den Rängen scheint die Partie schon jetzt entschieden. Vielleicht liegt es auch nur an der Akustik. Mit etwas Wohlwollen hört man einmal das obligatorische „Bie-le-feld“ aus der heimischen Fankurve, ansonsten regiert hier der F-C-K! Auf dem Platz will sich die Arminia so schnell nicht dem Schicksal fügen und leistet Gegenwehr. Die gut organisierte Mannschaft aus Kaiserslautern lässt die Ostwestfalen allerdings kaum ans eigene Tor. Während Schüsse aus der Distanz den Ausgleich verfehlen, verpasst Karim Matmour die Chance zum 2:0. Kopf hoch, Karim! Unterdessen fragt man sich, wann Mo zuletzt im Abseits gesehen wurde. In der 45. Minute steht unsere Torgarantie dann genau richtig: Marcel Gaus läuft links mustergültig in Richtung Grundlinie, flankt flach in die Mitte, Idrissou vollendet und erhöht auf 2:0. Becher, Fahnen, Umarmungen. Das ganze Programm. Die Spieler gehen in die verdiente Halbzeitpause, im Block geht der Gesang weiter, bis kurz vor Beginn der zweiten Halbzeit dann auch hier etwas Ruhe einkehrt. Durchatmen für die verbleibenden 45 Minuten. Und Zeit für einen kurzen Seitenblick: Die Stürmer schießen zwar die Tore und entscheiden somit das Spiel, aber genauso bemerkenswert ist auf der Alm der Auftritt des kompakten Mittelfelds, der stabilen Abwehr und des einmal mehr souveränen Tobias Sippel im Tor. Eine ganz starke Mannschaftsleistung!

Willi Orban ersetzt für den Rest des Spiels den mit Gelb verwarnten Alexander Ring. Eine taktische Vorsichtsmaßnahme (mehr zur Taktik: Die falsche 9 - der DBB-Taktik-Thread), die dem Sturm und Drang auf dem Platz allerdings kein Ende setzt. Im Gegenteil. Der FCK setzt nach. Seitfallzieher Marc Torrejon, Flanken von Löwe und Gaus. Alles nicht vom zählbaren Erfolg gekrönt, aber von den eigenen Fans goutiert. Jeder Angriff der Roten Teufel lässt den pomadigen Saisonauftakt in Vergessenheit geraten und treibt die Versöhnung von Mannschaft und Anhang voran. In der 64. Minute ersetzt Alt-Fan-Liebling Simon Zoller den mit Sprechchören bedachten Neu-Fan-Liebling Occean. Alles wie gehabt. Für Lautern ist das Spiel nicht beendet und auch Bielefeld gibt sich nicht auf, bis erneut Idrissou per Foulelfmeter alles klar macht. Matmour wurde zuvor im Strafraum gefoult. Unsere Nummer 8 zielt ins linke Eck, der Torwart wählt die andere Seite. 3:0 Betze. Kurz danach ersetzt Kostas Fortounis den unermüdlichen Gaus und der Gästeblock will immer lauter „wieder in die erste Liga“!

Bis zur ersten Liga ist es allerdings noch ein weiter Weg, der auf der nächsten Etappe über den KSC führen muss (Sonntag, 20. Oktober 2013). Dann muss der Betze voll sein und beben!!! 270 Minuten plus Nachspielzeiten steht Kosta Runjaic im Ligabetrieb nun an der Seitenlinie und coacht die Roten Teufel auf die vorderen Tabellenplätze. Nach den Bewährungsproben gegen Köln, Hertha, 1860 und Bielefeld hat der Trainer jetzt in der Länderspielpause etwas Zeit, um die Mannschaft noch weiter nach vorne zu bringen. Unser Spiel hat gerade erst angefangen!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco

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