Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Dynamo Dresden 3:0

Ganz wichtiger Heimsieg - aber leider Nebensache

Ganz wichtiger Heimsieg - aber leider Nebensache


Freitagabend. Flutlicht-Heimspiel im Fritz-Walter-Stadion. Markus Karl, Mo Idrissou und Jimmy Hoffer schießen den 1. FC Kaiserslautern zum Heimsieg gegen Dynamo Dresden - doch nach dem Spiel kommt es zu Ausschreitungen, die das Spiel zur Randerscheinung werden lassen.

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„Wenn ein Fußballspiel zur Nebensache wird“ lautete im Juli 2011 die Überschrift des DBB-Berichts zum DFB-Pokalspiel des 1. FC Kaiserslautern beim BFC Dynamo. Am Freitag war es wieder soweit: Dynamo Dresden gastierte am Betzenberg und schwere Ausschreitungen überschatteten den Heimsieg der Roten Teufel.

Als Synonym für „Randale“ wird heutzutage von Medien und Funktionären oft „Pyrotechnik“ genannt. Dieser Irrsinn führte über die Jahre soweit, dass von den Schreibtischtätern des DFB mittlerweile sogar Wunderkerzen strikt verboten werden und von den ausführenden Ordnungsdiensten in einzelnen Fällen sogar mit Stadionverbot bei Zuwiderhandlung gedroht wird. Die FCK-Fans ließen sich davon nur bedingt beeindrucken und erhellten die Westkurve mit einigen tausend Wunderkerzen. Im Gästeblock zündeten die mitgereisten Dresdner Fans derweil zahlreiche bengalische Feuer, darunter zwei größere Shows zu Beginn beider Halbzeiten. So weit, so harmlos, auch wenn SGD-Trainer Peter Pacult im TV-Interview indirekt sogar eine Bestrafung für die Verwendung der Wunderkerzen forderte.

Was aber nach dem Spiel passierte, fällt tatsächlich in die Rubrik „Randale“: Laut Augenzeugen waren es 200 bis 300 Dresdner, die Park&Ride-Busse mit abreisenden FCK-Fans angriffen, mit Wurfgeschossen entglasten und immer wieder neu attackierten. 20 oder 30 Minuten lang dauerte dieser Horror für die im Bus eingeschlossenen Lautrer, von denen viele einen Schock oder kleinere Verletzungen davontrugen. Augenzeugen sprechen von einem „Zombieangriff“ aufgrund der Gesichter der beteiligten Gestalten, oder - aus Sicht eines beschämten Dresdners - dem „heftigsten, was mir in 25 Jahren Dynamo untergekommen ist“.

Und wo war die Polizei? Die Worte von Einsatzleiter Franz-Josef Brandt müssen für die betroffenen FCK-Anhänger wie ein zusätzlicher Schlag ins Gesicht klingen: „Unser Einsatzkonzept hat heute weitestgehend gegriffen.“ Trotz groß angelegter Sicherheitsvorkehrungen konnte die Polizei die Vorfälle nach dem Spiel tatsächlich weder verhindern noch frühzeitig beenden - sie war einfach nicht zur Stelle. Die wahren Helden dieser Eskalation waren laut den Betroffenen die Busfahrer und jene FCK-Fans, die sich an den Türen gegen die Eindringversuche der Dresdner gewehrt haben.

Die Begründung für den Angriff auf friedliche Fußballanhänger ist nicht im Sportlichen zu suchen und auch nicht auf Fan-Ebene. Nicht die 0:3-Pleite für die abstiegsbedrohte SGD, keine Schmähgesänge oder Taschentücher können als Ursache herhalten, sondern einfach nur die Gewaltlust einiger Dynamo-Anhänger. Auch bei einem anderen Verlauf des Fußballspiels wäre es zu ähnlichen Szenen gekommen, da muss man sich nichts vormachen.

Im Fritz-Walter-Stadion war zuvor die Stimmung gut. 32.925 Zuschauer hatten sich eingefunden, darunter 4.000 - auch das muss gesagt werden: größtenteils friedliche - Dynamofans. Trotz der klaren Niederlage herrschte im Gästeblock eine hohe Mitmachquote bei Gesängen und sonstigen Aktionen. Und auch wenn die Dresdner ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht werden konnten, war es der wohl beste Gegner auf den Rängen in dieser Saison für die Westkurve.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Stadions gab es zunächst einen Grund zum Ärger für die einen und zur Freude für die anderen: Die Megaphonanlage streikte und so war die Westkurve mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Dabei wurden einige Probleme deutlich, weder „You'll never walk alone“ noch das sonst so brachiale „Einklatschen“ konnten wie gewohnt zelebriert werden. Mit dem weiteren Spielverlauf und den Toren für den FCK wurde die Stimmung dann zum Ende hin aber besser.

Jene Tore beim ungefährdeten 3:0-Sieg der Roten Teufel erzielten Markus Karl (24.), Mo Idrissou (40.) und Jimmy Hoffer (81.). Es ist schade, dass dieser sportliche Teil, der zweite FCK-Sieg nach der Winterpause und wichtiger Schritt zum Erhalt der Aufstiegsträume, angesichts der Vorfälle nach dem Spiel zur Randerscheinung wird. Die ersten Treffer der Neuzugänge Karl und Hoffer, das Tor von Idrissou nach langer Flaute. Die vergebenen Chancen und Gelegenheiten, welche einen noch höheren Sieg möglich gemacht hätten. Die vorläufig acht Punkte Vorsprung auf Tabellenplatz vier. Alles irgendwie Nebensache.

Nächste Woche geht es für den FCK und seine Fans zum Auswärtsspiel beim MSV Duisburg (Sonntag, 13:30 Uhr). So lange gelten unsere Genesungswünsche allen FCK-Fans aus den betroffenen P&R-Bussen!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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