Spielbericht: Bayern München - 1. FC Kaiserslautern 2:0

Eingeplante Niederlage

Eingeplante Niederlage


Wenn der 1. FC Kaiserslautern zum FC Bayern reist, gibt es traditionell nicht viel zu holen. Das war schon nach dem Aufstieg klar, das war zu Saisonbeginn klar und erst recht war es im Vorfeld des heutigen Spiels klar: Tabellenplatz 16, seit Oktober kein Sieg und die große Flennerei im Umfeld - da konnte selbst die zurzeit ebenfalls nicht besonders gute Form der Bazis kein Mutmacher sein.

Nichtsdestotrotz machten sich etwa 7.000 pfälzische Schlachtenbummler auf den Weg in das mit 69.000 Zuschauern offiziell ausverkaufte Münchner WM-Stadion, in dem es aber dennoch einige leere Plätze zu sehen gab. Temperaturen im zweistelligen Minusbereich sind eben nicht für jeden Schönwetterfan einladend. Während auf FCK-Seite im obersten Oberrang zum Einlaufen der Teams ordentlich Fahnen und roter Rauch zu sehen waren, streikten die Bayernfans in der Südkurve zunächst zwölf Minuten lang für Meinungsfreiheit und gegen das Verbot ihrer Fanzines und Kurvenflyer. Abgesehen von den ersten Minuten nach diesem Stimmungsboykott war allerdings auch sonst nicht viel von der Heimkurve zu hören.

Zum genannten Zeitpunkt stand es freilich schon 1:0. Kurz nach Spielbeginn hatte Franck Ribery auf der linken Seite Olcay Sahan ausgetanzt, seine Flanke erreichte den plötzlich ganz frei stehenden Mario Gomez und der Torjäger ließ sich nicht zwei Mal bitten - keine Chance für Kevin Trapp, frühe Führung für den FC Bayern (6.).

Diesem miesen Auftakt vorangegangen waren einige überraschende Umstellungen im Lautrer Kader: Anthar Yahia und Mathias Abel bildeten die Innenverteidigung, weil Rodnei zu spät zum Training kam und gestrichen wurde, Richard Sukuta-Pasu und Thanos Petsos gaben ihr Startelf-Comeback und auf der Bank nahm - trotz der Borysiuk-Sperre - Oliver Kirch neben den Nachwuchsprofis Steven Zellner, Willi Orban und Julian Derstroff Platz.

Die durcheinander gewürfelte Truppe zeigte zwar nicht die von ihren Kritikern erwartete oberkatastrophale Leistung, dennoch war das Spiel schon nach einer halben Stunde entschieden: Freistoß Toni Kroos, Kopfball Thomas Müller, 2:0 für Bayern (30.)! Das Torschütze Müller sich dabei gegen drei Abwehrspieler und den herauskommenden Schlussmann Trapp durchsetzte, passte ins Bild eines doch sichtbaren Klassenunterschieds an diesem Tag. Der FCK hatte bis zu diesem Zeitpunkt keine einzige Torchance, wenig Ballbesitz und tauchte nur ganz selten überhaupt in der gegnerischen Spielhälfte auf.

Die FCK-Fans ließen sich ihre Laune trotzdem nicht verderben und stimmten einfach mal in die Wechselgesänge der heimischen Anhänger ein. Ein lautstarkes „Baaaayern ... Schweeeeine!“ hallte sicher zehn Mal durch die Arena und auch der deutsche Nationaltorhüter wurde vor der Gästekurve stehend an seine Sternstunde erinnert: „Manu Neuer, weißt Du noch? Kannst Du Dich erinnern? Null zu fünf, null zu fünf!“ Insgesamt muss man aber leider auch festhalten, dass die große Masse der FCK-Fans eher träge wirkte und häufig nur der Stimmungskern um die Ultras im Oberrang die Mannschaft nach vorne peitschte.

In der zweiten Halbzeit wurde dann noch Arjen Robben eingewechselt, blieb aber trotz mehrerer Versuche ohne Erfolgserlebnis. Die folgenden Angriffe der Bayern, die einen Gang zurückgeschaltet hatten, fanden spätestens bei Kevin Trapp ihr Ende, während beim FCK weiter nicht viel nach vorne ging. Die einzig nennenswerten Szenen blieben zwei Fernschüsse von Thanos Petsos und Florian Dick. In der Schlussphase kamen dann noch Stürmer Julian Derstroff sowie „Sechser“ Steven Zellner zu ihren Bundesligadebüts und erhöhen damit die Alternativen im Lautrer Kader für die kommenden Wochen.

Das Spiel plätscherte indes längst entschieden vor sich hin, bis der relativ beschäftigungslose Schiedsrichter Markus Schmidt nach 90 Minuten abpfiff und die Beteiligten auf Rasen und Rängen in Richtung Heizung entließ. Neben dem fast unerträglichen Kommerz rund um das ganze Spiel wurde dann noch mal deutlich, warum man als FCK-Fan niemals so werden will wie die Bayern - nicht für alle Meistertitel dieser Welt: Sekunden nach dem Abpfiff, während das Lautrer Team noch im Mannschaftskreis verweilte, waren die Superstars von der Säbener Straße schon auf dem Weg in die Kabinen und auch ihre Fans verließen das Stadion in rasanter Geschwindigkeit. In der fast leeren Arena kamen die Roten Teufel hingegen wie immer noch zur (gut gefüllten) Fankurve, um sich für die Unterstützung zu bedanken. Leider alles etwas weit weg in diesem Stadion und nach einer Niederlage kommt naturgemäß wenig Stimmung auf, dennoch ist der Zusammenhalt zwischen Mannschaft und Fans die Basis für den Klassenerhalt des FCK. Nur gemeinsam erreichen wir unser Ziel!

Dank der Ergebnisse der Konkurrenz hat der FCK trotz der erwarteten Niederlage in München nicht viel verloren. Das jetzt aber endlich mal wieder Siege folgen müssen, ist unbestritten und klar: Die nächsten Möglichkeiten dazu gibt es in den Heimspielen gegen Mönchengladbach und Wolfsburg sowie beim Auswärtsduell in Mainz. So unlösbar wie ein Auswärtsspiel in München sind diese Aufgaben jedenfalls nicht. Never surrender!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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