Spielbericht: FC St. Pauli - 1. FC Kaiserslautern 1:0

Verschenktes Spiel am Millerntor

Verschenktes Spiel am Millerntor


Frostiger Abend für den 1. FC Kaiserslautern in Hamburg, unnötige Niederlage gegen einen durchschnittlichen FC St. Pauli. In keiner Phase des Spiels konnten die Roten Teufel an das Feuerwerk gegen Schalke anknüpfen und müssen im Abstiegskampf einen Rückschlag hinnehmen. Ärgerlich, wäre doch der Mitaufsteiger vom Millerntor mit einem erfolgreichen Spiel im Kampf um den Verbleib in der ersten Liga auf Distanz gehalten worden.

Heiß her ging es dafür beim Anpfiff im Gästeblock, wo die Kaiserslauterer Ultraszene erstmals seit fast vier Jahren wieder eine Pyroshow zeigte - gerade am Millerntor, wo seit 2007 das sogenannte „Sankt Pauli Modell“ eingeführt wurde. Dieses besagt, dass alle Fanutensilien erlaubt sind inklusive großer Schwenkfahnen und Doppelhalter. Sogar Spruchbänder ohne Zensur wären erlaubt, was für FCK-Fans nicht einmal bei Heimspielen der Fall ist. Kommt allerdings Pyrotechnik zum Einsatz, wird in den folgenden Jahren alles verboten, was über Trikots und Schals hinausgeht. Die Lautrer Ultraszene gilt als Kritiker dieses Modells („Fahnen und Trommeln sind keine Verhandlungssache“).

Darüber hinaus wurde vor wenigen Tagen die bundesweite Initiative „Pyrotechnik legalisieren“ gestartet, die auch von Gruppen aus Kaiserslautern unterstützt wird. Diese Initiative kämpft für ein kontrolliertes Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen und verspricht gleichzeitig einen verantwortungsbewussten Umgang im Spiel mit dem Feuer: Keine Böller, keine Würfe aufs Spielfeld oder in Nachbarblöcke, keine Leuchtspurmunition! Diese Vorgaben wurden komplett eingehalten, es kam weder zu einer Gefährdung der Zuschauer noch zu einer Spielunterbrechung, und so erhellten zu den Klängen von „Hells Bells“ beim Einlaufen der Mannschaften einige bengalische Feuer und Rauchbomben den Gästeblock. Als weiterführender Link zum Thema sei folgender Artikel vom ZDF empfohlen: Feuer frei für Bengalos?

Für nachhaltig gute Stimmung konnte jedoch auch die Pyroshow nicht sorgen, die rund 3.000 FCK-Fans hatten bei Minusgraden am Kiez einfach einen ganz schlechten Tag erwischt. Lauter waren die Anhänger des FC St. Pauli, die eine kleine Choreographie sowie zahlreiche Wunderkerzen zeigten und auch einige Male alle Tribünen zum Mitsingen animieren konnten. Insgesamt sahen 24.377 Zuschauer die Partie im Millerntor-Stadion.

Never change a winning team! Mit dieser Devise schickte FCK-Trainer Marco Kurz seine Mannschaft ins Spiel gegen St. Pauli, das mit einigen Umstellungen in der Abwehr zum Flutlichtspiel antrat. Von Anfang an entwickelte sich ein Kampfspiel, guter Fußball war eher Mangelware. St. Pauli mühte sich, Lautern wartete erstmal ab. Die Spielöffnung war diesmal schwach, so dass sehr viele Fehlpässe und schnelle Ballverluste das Spiel der Roten Teufel prägten. Die Schlüsselspieler Srdjan Lakic und Christian Tiffert fanden nicht ins Spiel, die kroatische Außenzange fand kaum statt. So gab es zunächst nur eine echte Torchance, die Jan Moravek aus spitzem Winkel vergab. St. Pauli mit Marius Ebbers fast im Gegenzug mit ähnlicher Chance, doch beide Torhüter zeigten eine gute Leistung und konnten die Chancen entschärfen. Ansonsten passierte im ersten Abschnitt nur ganz wenig, die Pause rette das Mittelfeld-Gegurke vor dem Einfrieren.

Die zweite Hälfte begann überaus unglücklich: Einen Freistoß in der 48. Minute verlängerte Tiffert, einer der besten Lautrer der letzten Wochen, ins eigene Tor. Kein Vorwurf an „Tiffi“, gestern war einfach nicht sein Abend - Pech für den FCK! Die Roten Teufel spielten jetzt engagierter, aber doch ohne kreative Mittel gegen leidenschaftliche Kiezkicker, die sich nach dem Tor in die eigene Hälfte zurückzogen und auf Konter lauerten. Zwar konnte der FCK einen Ballbesitz von 61 Prozent nachweisen, doch gute Aktionen bis zum Tor waren Mangelware. St. Pauli hatte die besseren Chancen und hätte durch Hennings und Lehmann sogar noch erhöhen können, doch Tobias Sippel war jeweils auf dem Posten. Auch die Brechstange über Lakic funktionierte nicht, und der kroatische Torjäger musste zehn Minuten vor Schluss sogar die fünfte gelbe Karte hinnehmen, was eine Sperre für das wichtige Heimspiel gegen Wolfsburg bedeutet.

Trainer Kurz brachte in der Schlussphase noch drei weitere Stürmer, wobei Ilian Micanski und Adam Nemec wenige Minuten vor Spielende eingewechselt wurden und nichts mehr für die Mannschaft erzwingen konnten. Die letzten Chancen durch Alexander Bugera und Moravek waren zu wenig. Abpfiff und lange Gesichter bei Fans und Spielern...

Eine unnötige Niederlage, da schlichtweg die Einstellung zum Gegner nicht stimmte. Die schwierigen Bedingungen durch den Schneefall und die Kälte sollten da keine Ausrede sein, vielmehr trat der von den Pessimisten fast schon befürchtete Rückschlag nach der Galavorstellung gegen Schalke ein.

Trotzdem, eine Niederlage auf St. Pauli ist noch längst kein Beinbruch und der FCK hat weiterhin gute Chancen, auf einem Nichtabstiegsplatz zu überwintern. Und das wäre nach der bisherigen Gesamtleistung von Mannschaft und Trainerteam auch hochverdient! Die Mannschaft ist stärker, als sie es am Kiez gezeigt hat, und sie sollte sich wieder auf ihre größte Stärke besinnen: Über den Kampf zum Spiel finden! Nächste Woche ist Heimspiel, lassen wir den Betze wieder beben!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar

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