Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Mönchengladbach 3:0

Befreiungsschlag mit berauschender Schlussphase

Befreiungsschlag mit berauschender Schlussphase


Der 1. FC Kaiserslautern hat den Sturz in den Tabellenkeller abgewendet und nach fünf Niederlagen in Folge endlich für den Befreiungsschlag gesorgt. Gegen das neue Schlusslicht Borussia Mönchengladbach siegten die Roten Teufel mit 3:0, wobei insbesondere die Schlussphase zu begeistern wusste und neues Selbstvertrauen für die anstehenden Aufgaben geben konnte.

49.167 Zuschauer pilgerten ins fast ausverkaufte Fritz-Walter-Stadion, darunter etwa 6.000 lautstarke Borussenfans, die im Gästeblock einige Schwenkfahnen zeigten. Auf Lautrer Seite stand in allen Bereichen der anstehende 90. Geburtstag von Fritz Walter, dem Idol von Generationen, im Mittelpunkt: Während die eigentlich geplante Choreographie auf das kommende Heimspiel gegen den VfB Stuttgart verschoben wurde, gab es in Block 7.1 eine kleinere Aktion mit dem Konterfei Fritz Walters und dem Spruchband „Im Gedenken an den größten Fußballer aller Zeiten“. Im Block 7.2 wurde außerdem ein Transparent mit der Aufschrift „Auch nach 90 Jahren werden wir Dein Denkmal stets bewahren! Für immer Fritz-Walter-Stadion“ präsentiert, das mehrfach durch entsprechende Gesänge untermauert wurde.

Auch der Verein hatte sich etwas besonderes ausgedacht und ließ die Mannschaft in einem schicken Sondertrikot ohne Brustwerbung auflaufen, wobei die Fans allerdings den hohen Verkaufspreis kritisierten („90 Euro für ein Trikot? Pfui Teufel!“). Dennoch ein ebenso ungewohnt wie schönes Bild, die Roten Teufel auf dem Spielfeld sowie in den TV-Übertragungen ohne großes Sponsorenemblem spielen zu sehen - in Gedenken an Fritz Walter!

Auch in der Mannschaft selbst gab es einige Neuerungen. So kamen mit Pierre de Wit und Mathias Abel gleich zwei Spieler zu ihrem Bundesligadebüt für den FCK, außerdem stand Ilian Micanski erstmals in der Startformation - alle drei lieferten eine gute Leistung ab, wobei insbesondere de Wit nach fast neunmonatiger Verletzungspause herausragte.

Nach verhaltener Anfangsphase nahm der FCK das Zepter dann auch schnell in die Hand und erspielte sich eine klare Überlegenheit gegen die tief stehenden Gladbacher. Doch es war mal wieder wie verhext: 7:0 Eckbälle, ein Lattentreffer, ein möglicher Elfmeter, bei dem Schiedsrichter Florian Meyer auf Freistoß für Gladbach entschied - trotz guter Chancen konnten die Lautrer in der ersten Halbzeit kein Tor erzielen.

Dies hätte sich im zweiten Abschnitt beinahe gerächt, als Gladbachs Mo Idrissou einen von Tobias Sippel gut abgewehrten Schuss vor die Füße bekam und nur noch einschieben musste. Den FCK-Fans stand kollektiv das Herz still und die Münder waren schon fast zum Fluchen geöffnet... doch Idrissou schoss aus acht Metern am leeren Tor vorbei! Vielleicht die spielentscheidende Szene, denn wer solche Chancen vergibt, der kann nicht mit einem Auswärtssieg vom Betzenberg heimkehren.

Untermalt von der tollen Kulisse mit zwei stimmgewaltigen Fankurven hatte sich ein spannendes Bundesligaspiel entwickelt, das seine Höhepunkte in der Schlussphase finden sollte. 20 Minuten vor dem Ende war es dann schließlich soweit und der Bann wurde gebrochen: Ein zunächst misslungener Angriff landete bei Christian Tiffert, der nutzte den Platz von ein paar Metern zum Anlauf nehmen und hämmerte den Ball mit einem sehenswerten Fernschuss ins lange Eck (71.). Tor für den FCK! Jaaaaaaaaaaaaaaaaa!!! Der Betze bebte, das erste Saisontor des Ex-Duisburgers kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Lautern hatte den Abwehrriegel der Gladbacher geknackt und diese hatten nun nicht mehr viel entgegenzusetzen.

Angepeitscht von der Westkurve, die im Vergleich zur Heimpleite gegen Frankfurt nun wie ausgetauscht wirkte, legten die Pfälzer nach und kamen durch Adam Nemec zur Vorentscheidung - das slowakische Arbeitstier erzielte mit seinem schwächeren rechten Fuß von der Strafraumgrenze das 2:0 (83.). Für den Schlusspunkt sorgte schließlich Srdjan Lakic, der sich im harten Duell mit Borussen-Verteidiger Filip Daems durchsetzen konnte und freistehend in bester Knipser-Manier einschob (88.).

Während die nun in Scharen abwandernden Gladbacher Fans mit Taschentüchern und einem lautstarken „Ihr habt bezahlt, ihr könnt jetzt geh'n“ verabschiedet wurden, genossen FCK-Fans, -Spieler und -Verantwortliche diese Endphase sichtlich. Nur ein Punkt aus den letzten sieben Spielen, trotz tollem Saisonstart das drohende Abrutschen auf einen Abstiegsplatz und die langsam aber sicher einkehrende Nervosität - für ein paar Minuten alles vergessen! Die Siegesfeier nach dem Abpfiff war entsprechend ausgelassen. Ehrenrunde, Diver, Laola, Abklatschen, alles war dabei!

Auch aufgrund der anderen Ergebnisse des Tages war der Erfolg gegen die schwachen Gladbacher von immenser Bedeutung, denn der FCK hat den Anschluss an das sehr breite Mittelfeld - zwischen Frankfurt auf Platz 4 und St. Pauli auf Platz 13 liegen nur drei Punkte - wieder hergestellt. Vor den Roten Teufel liegen nun harte, aber auch spannende und somit irgendwie doch schöne Wochen. Wir haben schließlich lange genug darauf gewartet!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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