Spielbericht: Hamburger SV - 1. FC Kaiserslautern 2:1

Dumm gelaufen

Dumm gelaufen


Ohne große Erwartungen haben sich die meisten der rund 3.000 Schlachtenbummler aus der Pfalz auf den Weg in den hohen Norden gemacht, um ihren 1. FC Kaiserslautern im Auswärtsspiel beim Hamburger SV zu unterstützen. Und hinterher hatten sie trotzdem Grund zum Ärgern: Die Roten Teufel unterliegen dem Urgestein der Bundesliga unglücklich mit 1:2.

57.000 Zuschauer sorgten für ein ausverkauftes Volksparkstadion. Und eben jene Spielstätte war auch das Thema eines Spruchbandes im Gästeblock, das auf den Wahnsinn des modernen Fußballs aufmerksam machte, der sich in Hamburg mit dem bereits vierten Stadionnamen innerhalb von zehn Jahren äußert: „Pro Volksparkstadion!“ Ansonsten gab es einige kleine und mittlere Schwenkfahnen im gut gefüllten Gästebereich zu sehen, auf eine Choreographie wie bei früheren Auftritten beim HSV verzichteten die FCK-Fans. Auf Seiten der Hamburger, deren zwei Stimmungskerne mittig und oberhalb der Nordkurve nicht recht miteinander harmonierten, gab es ebenfalls Doppelhalter und Schwenkfahnen sowie zum Einlaufen der Mannschaften einen sehenswerten Konfettiregen in Block 22c. Dort wurden auch einige Spruchbänder gezeigt, die sich mit den jüngsten Derbyleistungen, mit dem katastrophalen Polizeieinsatz beim HSV-Spiel in Bremen und mit der am kommenden Samstag stattfindenden Fandemo in Berlin beschäftigten.

Nach zuletzt schwachen Punkteausbeuten wollten beide Teams im direkten Duell die Trendwende einleiten. FCK-Trainer Marco Kurz setzte dafür auf eine defensivere Taktik als zuletzt, mit nur einem Stürmer, und wurde schnell belohnt: Nach einem Foul am quirligen Ivo Ilicevic legte sich ausgerechnet Stürmer Srdjan Lakic das Leder zum Freistoß an der Strafraumgrenze bereit. Der Kroate lief an, schoss... und der Ball landete im Winkel (3.)! Riesiger Jubel im Gästeblock und schockierte Gesichter im restlichen Stadion. Sollte hier etwa wider Erwarten doch etwas drin sein? Der FCK nutzte den Schock der Hamburger, die von ihrem eigenen Publikum ausgepfiffen wurden, und hätte fast das 2:0 erzielt. Eine Rettungstat von HSV-Verteidiger Eljero Elia landete auf dem Tornetz, ein sehenswerter Lupfer von Ilicevic nach Fehler von Schlussmann Rost klatschte an die Latte.

Die Hanseaten waren nach dem Rückstand spürbar unsicher und die Pfälzer machten Druck, ohne jedoch nachhaltig Kapital daraus zu schlagen. Martin Amedick sorgte per Kopfball für den zweiten Aluminiumtreffer, der fast eine kleine Vorentscheidung gebracht hätte, während nun aber auch der HSV zu besseren Chancen kam und durch Ruud van Nistelrooy unter anderem ebenfalls den Pfosten traf. Dennoch ging es mit der letztendlich verdienten FCK-Führung in die Pause.

Die mitgereisten FCK-Fans hatten das Volksparkstadion während der Führung klar in der Hand, konnten aber dennoch keine brachial-lauten Akzente setzen. Vielmehr nutzten sie die schwache Stimmung des heimischen Anhangs aus, wo bis weit in die zweite Halbzeit keine große Unterstützung für das eigene Team aufkam.

Im zweiten Abschnitt war das Spiel dann ausgeglichener und der HSV versuchte mit allen Mitteln, die Wende herbei zu führen. Die größte Chance hatte allerdings zunächst Lauterns emsiger Mittelfeldmann Clemens Walch, der die Führung aber ebenfalls nicht ausbauen konnte. So kam es, wie es kommen musste: Einen der nun vermehrten Angriffe der Hamburger brachte Ze Roberto zur Flanke, die mit Gojko Kacar in der Mitte einen Abnehmer fand. FCK-Keeper Tobias Sippel hatte keine Chance (69.), und der Ausgleich erweckte auch die HSV-Fans zu neuem Leben. Es ging nun hin und her, beide Teams wollten gewinnen und die Gastgeber hatten das bessere Ende für sich. Der eingewechselte Jan Moravek vernaschte Torwart Rost im Strafraum, seine Flanke erreichte allerdings nicht den in der Mitte wartenden Lakic. Im direkten Gegenzug fiel dann die Entscheidung, die das Spiel auf den Kopf stellte und die eigentlich gar nicht vorhandenen Erwartungen des FCK-Anhangs doch noch enttäuschte.

Jonathan Pitroipa tankte sich am Flügel durch und legte für Eric-Maxim Choupo-Moting auf, der den Ball nicht richtig traf und trotzdem irgendwie ins Tor bugsierte (84.). Frust im Gästeblock, umso größerer Jubel nun bei den HSVern - das Spiel war gedreht! Auch zwei weitere Stürmer mit den eingewechselten Jimmy Hoffer und Ilian Micanski konnten daran nichts mehr ändern.

So paradox es klingen mag, aber eine 0:4-Niederlage hätte möglicherweise für weniger Frust gesorgt als dieser Spielverlauf. So oder so sind die Roten Teufel nun aber seit fünf Partien ohne Sieg. Doch es gibt auch positive Aspekte: Der FCK hat einmal mehr gezeigt, dass er mithalten kann! Es folgt nun eine Länderspielpause, in der neue Kräfte gesammelt werden können. Die kommenden Gegner Frankfurt, Freiburg und Mönchengladbach versprechen bessere Aussichten als die Duelle gegen die ganz Großen der Liga. Wobei in Hinblick auf die anstehenden Aufgaben eines natürlich ganz besonders klar ist: „Eintracht Frankfurt muss zerstört werden!“

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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