Kummt Senf druff

Danke, Milan!... und: Ist der Aufstieg noch möglich?

Danke, Milan!... und: Ist der Aufstieg noch möglich?


„Paukenschlag beim 1. FC Kaiserslautern! Der Zweitligist trennt sich drei Tage nach der 1:5-Niederlage in Rostock überraschend von Trainer Milan Sasic.“ So oder so ähnlich berichteten am Montagabend zahlreiche Medien vom Betzenberg. Was in Lautern die Spatzen schon seit längerem von den Dächern pfiffen und interessierte FCK-Fans zumindest erahnen konnten, ist nun also Wirklichkeit geworden. Der Trainer hatte es sich mit zu vielen Personen verscherzt und der Verein sucht nun einen Nachfolger. Eine Bestandsaufnahme - und die Frage: Kann der FCK doch noch aufsteigen?

Bereits im März wurde auf „Der Betze brennt“ von Differenzen zwischen einzelnen Spielern und Trainer Sasic berichtet. Die Unstimmigkeiten rund um den Betzenberg gehen aber viel weiter zurück. Im Nachhinein schien es nur eine Frage der Zeit, bis es zu diesem Schritt kommen musste. Milan Sasic gilt gemeinsam mit dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz als Retter des Vereins, als einer der „Helden des 18. Mai 2008“, und er wird es auch immer bleiben. Doch ausgerechnet Risse in der einstigen Männerfreundschaft zwischen Kuntz und Sasic, die bereits in Koblenz erfolgreich zusammen arbeiteten, haben nun für die Trennung gesorgt. Das Fußballgeschäft ist hart.

Ausschlaggebend sollen neben dem diktatorischen Führungsstil des Trainers, der sich damit viele Feinde machte, insbesondere zwei Dinge gewesen sein: Unterschiedliche Ansichten über die vorzeitige Verlängerung des 2010 auslaufenden Vertrags mit Sasic und die mangelhafte Integration der Neuzugänge aus der Winterpause. Von den fünf hinzu gekommenen Fußballern spielte zuletzt nur Dario Damjanovic, der mit über 400.000 Euro teuerste Transfer Jiri Bilek kam noch gar nicht zum Einsatz und läuft seit Wochen nur für die zweite Mannschaft auf. Brisant: Obgleich über Transfers immer viele Gespräche innerhalb eines Vereins stattfinden, bevorzugt naturgemäß jeder Verantwortliche den einen Spieler mehr, den anderen hingegen weniger - so soll Damjanovic ein Wunschspieler des Trainers gewesen, Bilek, Danny Fuchs und Fabian Müller dagegen von Kuntz „geholt“ worden sein.

Als offizieller Trennungsgrund wird genannt, dass es „in den letzten Wochen und Monaten trotz vieler Gespräche keine gemeinsame Basis“ (Kuntz) für eine Zusammenarbeit über die laufende Saison gefunden wurde. In diesem Zusammenhang ist es fast schon erstaunlich, dass die Mannschaft Mitte März eine kleine Serie mit 14 Punkten aus sechs Spielen startete. „Wir haben versucht, so lange miteinander zu sprechen, wie es geht“, so Kuntz, der von einem verloren gegangenen Vertrauensverhältnis spricht.

Unter anderem der Koch, ein Mannschaftsarzt und der Platzwart wurden auf Anordnung des Trainers entlassen, selbst Jugendspieler sollen angeeckt sein. Aber auch in der ersten Mannschaft gab es einige Stimmen gegen Sasic. So kann man sich in den letzten vier Partien und in der neuen Saison wohl auf einige Spieler freuen, die schon abgeschrieben waren oder von sich selbst aus nicht mehr spielen wollten. Bilek, Fuchs, Axel Bellinghausen (der den Verein leider trotzdem verlassen wird), Sebastian Reinert, Christopher Lamprecht oder Mathias Abel gehören hier zu den nennenden Namen. Zur neuen Saison ist allerdings trotzdem mit einem weiteren Umbruch und über zehn Wechseln innerhalb der Mannschaft zu rechnen.

Als Kandidat für die Nachfolge bringt die „Rheinpfalz“ Franco Foda ins Gespräch. Ein Wunschtrainer könnte auch Bruno Labbadia sein, falls dieser in Leverkusen noch entlassen werden sollte - Kuntz wollte ihn dem Vernehmen nach schon als Manager des VfL Bochum verpflichten. Der FCK dürfte für Labbadia, der mittlerweile in der höchsten Spielklasse Fuß gefasst hat, zurzeit aber nur als Erstligist in Frage kommen. Andere unbelegte Gerüchte sprechen von Volker Finke, der bereits vor einem Jahr als möglicher Nachfolger von Kjetil Rekdal genannt wurde. Und in den nächsten Tagen werden wohl noch weitere Namen aufs Trainerkarussel springen. Selbst Milan Sasic, der sich nun juristisch beraten lassen will, ist wenige Stunden nach seiner Entlassung schon wieder als neuer Trainer von 1860 München im Gespräch.

Apropos Entlassung - wer war eigentlich der letzte FCK-Trainer, der ein komplettes Spieljahr vom ersten bis zum 34. Spieltag zuende spielte? Ganz schön lange her... richtig, es war Andreas Brehme in der Saison 2001/02. Hoffen wir, dass die Verantwortlichen ein glückliches Händchen beweisen. Das ein Trainerwechsel im heutigen Fußballgeschäft jedoch nichts ungewöhnliches ist und verzweifelte Seufzer a la „Kehrt denn hier nie Ruhe ein“ fehl am Platze sind, zeigt allerdings ein Blick über den Tellerrand: Die Trennung von Milan Sasic ist bereits die elfte Trainerentlassung der laufenden Saison in Liga 2, nur vier Übungsleiter arbeiten länger als seit zwölf Monaten in ihrem jeweiligen Verein. Mit Claus-Dieter Wollitz, der seit 2004 beim VfL Osnabrück tätig ist, kann man gar bei nur einem einzigen Trainer von einem „längerfristigen Engagement“ sprechen.

Für die letzten vier Saisonspiele steht nun mit Alois Schwartz, dem Erfolgscoach der Regionalliga-Elf, erstmal ein Interimstrainer an der Seitenlinie. Der gibt sich kämpferisch: „Die Mannschaft hat die Qualität für den Aufstieg. Es ist alles möglich.“

Neben möglichen Änderungen in der Mannschaft wird die entscheidende Frage nun lauten: Kann der FCK den nach der Klatsche von Rostock fast schon abgeschriebenen Aufstieg vielleicht doch noch schaffen? Die in den letzten Monaten sehr wechselhaft und nur selten in der Form vom Saisonbeginn angetretene Mannschaft kann nun jedenfalls befreit aufspielen. Bei drei Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und fünf Zählern auf Platz 2 wird allerdings mehr benötigt, als nur Spaß am Fußball - nämlich hart zu erarbeitende Punkte.

In der Theorie streitet sich der FCK mit fünf weiteren Mannschaften um die Plätze 2 und 3, während der SC Freiburg bereits so gut wie durch ist. Das Restprogramm der Aufstiegskandidaten:

Mainz 05: FC St. Pauli (A), FSV Frankfurt (H), Greuther Fürth (A), Rot-Weiß Oberhausen (H)

1. FC Nürnberg: SpVgg Greuther Fürth (A), VfL Osnabrück (H), Hansa Rostock (A), 1860 München (H)

Greuther Fürth: 1. FC Nürnberg (H), SC Freiburg (A), Mainz 05 (H), Rot Weiss Ahlen (A)

Alemannia Aachen: VfL Osnabrück (A), 1. FC Kaiserslautern (H), 1860 München (A), FC Augsburg (H)

1. FC Kaiserslautern: FC Augsburg (H), Alemannia Aachen (A), MSV Duisburg (H), SC Freiburg (A)

MSV Duisburg: FSV Frankfurt (A), Rot-Weiß Oberhausen (H), 1. FC Kaiserslautern (A), VfL Osnabrück (H)

Das große Rechnen kann also beginnen (siehe dazu: Tabellenrechner auf Kicker Online)! Der Blick auf das Restprogramm zeigt, dass viele Aufstiegskandidaten noch im direkten Duell aufeinander treffen oder schwere Spiele gegen Abstiegskandidaten haben. Wenn der FCK mindestens drei der vier ausstehenden Spiele gewinnt und dabei insbesondere Aachen und Duisburg auf Distanz hält - was freilich schwer genug wird - ist der Aufstieg noch möglich!

Die Tabellensituation kann sich nun jede Woche entscheidend ändern und mit einem Sieg gegen den FC Augsburg kann sich der 1. FC Kaiserslautern am Freitag (18:00 Uhr, Fritz-Walter-Stadion) angesichts der schweren Spiele der Konkurrenz ganz schnell wieder im Aufstiegsrennen zurückmelden. Zum Saisonende können die Roten Teufel außerdem auf ein ähnliches Glück wie im vorigen Jahr hoffen, als es für einige Gegner sportlich um nichts mehr ging - durchaus ein Vorteil!

Es ist angerichtet für einen heißen Endspurt. Unterstützen wir den FCK dabei!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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