Spielbericht: Energie Cottbus - 1. FC Kaiserslautern 1:2

Die Wende in der 45. Spielminute

Großartiger Erfolg für den 1. FC Kaiserslautern! Auswärtssieg bei Bundesligaabsteiger Energie Cottbus, drei Punkte aus der rauen Lausitz mitgenommen, den mitgereisten Fans viele Präsente mit auf den Heimweg gegeben und die Rückkehr eines Sturmtanks gefeiert. Vieles musste sich aber erst hart erarbeitet werden. Die 45. Minute steht wohl symbolisch für diese bisher tolle Saison unserer Roten Teufel.

Die weite Anreise war für die Mannschaft mit dem Flieger ab Frankfurt nach Berlin doch eher bequem, von der Hauptstadt aus ging es dann per Bus weiter nach Cottbus. Die meisten FCK-Fans bewältigten die Anreise mit Staus und schlechtem Wetter, entschädigt wurden sie nachmittags zunächst an einer Autobahnraststätte per Verköstigung mit Brezeln und Bier - gesponsort von Mannschaft und Trainer, als Dankeschön für die bisherige Unterstützung. Ein Fanbus kam sogar erst kurz vor der Halbzeit in Cottbus an, ob das Bier oder der Stau schuld war, ist nicht überliefert. Vor allem der Auswärtssieg des FCK dürfte aber den Ärger beiseite geschoben haben - trotzdem natürlich ein heftiges Unterfangen, bedenkt man die Anreise von fast 700 Kilometern. Andere FCK-Fans verbrachten die Nacht in Berlin und nahmen am Samstagmorgen den ersten Zug zurück in den Südwesten. Auswärtsfahrten sind eben große fankulturelle Ereignisse! Wo gibt es noch größere Leidenschaften und Hingaben für eine Sache wie beim geliebten Verein? „Ihr für uns - Wir für euch“, dieser Slogan stand dann passenderweise auch auf den am Stadion als weiteres Dankeschön verteilten Fanschals, stellvertretend wohl genau für die Hoffnung, die mit solchen Fahrten verbunden ist. Über allem steht natürlich immer die Frage: Gibt mir der Verein und die Mannschaft einen Teil meiner Hingabe zurück und honoriert die Treue und Aufrichtigkeit? Ja, genau das tut sie zurzeit!

Das Stadion der Freundschaft in Cottbus fasst 22.528 Plätze, für die Ansetzung an einem Freitag um 20:30 Uhr war der Spielbesuch mit 12.670 Zuschauern da doch eher schwach. Die heimischen Fans konnten in den ganzen 90 Minuten, selbst nach der Führung, keine wirkliche Stimmung erzeugen, lediglich vier große Schwenkfahnen waren im Einsatz. Der FCK-Anhang stand im engen „Gästekäfig“ von Cottbus mit rund 800 Leuten, da gibt es wirklich bessere Auswärtsblöcke.

Trainer Marco Kurz vertraute weitgehend der Siegerelf aus den ersten acht Spielen, nur für den vom Länderspiel und den Feiern nach der geglückten WM-Qualifikation müden Erik Jendrisek spielte Dragan Paljic. Und der Kroate machte einen super Job! Energie Cottbus wurde von seinem bei den FCK-Fans unbeliebten Coach Wollitz mit drei Stürmern aufs Feld geschickt, um die beste Abwehr der Liga herauszufordern. Doch diese stand in den Anfangsminuten felsenfest und ließ keine Chance zu. Hüben wie drüben viel Zweikampf und klägliche Standardsituationen bestimmten stattdessen zunächst das Spiel. Nach einer Viertelstunde wurde es dann etwas besser und Cottbus verzeichnete die erste Großchance durch Jula. Das machte den Lausitzern Mut und wiederum Jula ließ zehn Minuten später FCK-Kapitän Martin Amedick an der linken Strafraumgrenze alt aussehen, passte in die Mitte, vorbei an Rodnei und Alexander Bugera, und der agile Kweuke vollstreckte. Ein mittlerweile fast schon ungewohnter Abwehrfehler, und doppelt ärgerlich, nachdem Paljic wenige Sekunden zuvor fast alles richtig gemacht hatte und nur am überragend reagierenden Energie-Schlussmann Tremmel scheiterte. Die Betzebuben hatten in den ersten 45 Minuten nicht die erhoffte Durchschlagskraft - das Gefühl, dass Sidney Sam, Ivo Illecevic und Paljic noch was reißen, ließ einen aber trotzdem nicht los. Zu unsicher waren die Cottbusser Außenverteidiger, zu positiv die Lautrer Erfahrungen aus den bisherigen Saisonspielen.

Die 45. Minute war dann wohl mitentscheidend für die Wende im Spiel. Erst rettete Lauterns U21-Nationalkeeper Tobias Sippel mit großartiger Parade gegen Kurth und Sekunden später machten die drei technisch starken Offensivkräfte des FCK selbst das Tor. Illecevic zog nach innen, Paljic passte von der Strafraumgrenze in die Mitte und der Kroate vollstreckte eiskalt. Riesiger Jubel bei den Lautrer Schlachtenbummlern! Die Sonne geht nicht nur im Osten auf, sondern scheint zur Zeit über dem 1. FC Kaiserslautern. Schiedsrichter Rafati pfiff erst gar nicht mehr an und der Gästeblock leerte sich vorübergehend, es gab die Schals....

Nach der Pause machte der „Betze“ dann ernst. Sowohl auf den Rängen als auch auf dem Rasen ging jetzt die Post ab. Dauergesang, mal mit Klatscheinlagen, mal gehüpft, mal mit Schal. Während Cottbus wiederum sprachlos von so viel Anfeuerung und konsterniert nach dem 1:1 nur noch zuschaute, nahm die junge FCK-Mannschaft das Heft in die Hand und die drei Dribbelkünstler im Mittelfeld zogen wieder „ihr Ding“ durch. Paljic drückte nach tollem Solo von Illicevic den Ball über die Linie, nachdem Cottbus' Tremmel den Ball zunächst noch an den Pfosten gelenkt hatte. Unbändige Freude im Gästeblock, der FCK weiter ungeschlagen und jetzt sogar noch beim Aufstiegs-Mitfavoriten von der polnischen Grenze in Führung liegend! Gerade mal noch zwei kleinere Chancen hatten die Cottbusser im zweiten Abschnitt. Der FCK war nun klar Herr im fremden Haus, hatte aber auch ein wenig Glück, dass kleinere Leichtsinnigkeiten nicht bestraft wurden.

Bejubelt wurde in der Schlussphase außerdem die Rückkehr des ersten Sturms: Srdjan Lakic gab nach fast sechs Monaten verletzungsbedingter Pause sein Comeback und auch Jendrisek bekam noch seine Einsatzzeit. Großartiger kann ein Abend nicht laufen!

In den letzten Minuten passierte dann nichts mehr, der FCK brachte den Sieg über die Ziellinie und - das i-Tüpfelchen - Cottbus-Trainer Wollitz gestikulierte fuchsteufelswild am Spielfeldrand. Lautrerns Fans wie Mannschaft hochzufrieden, zusammen noch vorm Gästeblock abgefeiert, wobei die Mannschaft mit Fanschals zu Gefallen wusste. Ihr für uns - wir für euch! Diese Jungs geben einem das Gefühl, in dieser Saison echt was reißen zu können und die Sehnsucht nach Aufstieg zu realisieren. Zumindest bis zum Schluss die Chance auf die begehrten Tabellenplätze zu haben, und diesmal dann vielleicht sogar eiskalt zuzuschlagen. Kompliment an den Verein und sicherlich auch ein großes Dankeschön von allen Fahrern für Bier, Brezeln und Schal! Auswärtssieg!

- Leider sind von diesem Spiel ausnahmsweise keine Fanfotos verfügbar

Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar

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