Im Blickpunkt: Mitgliederforum des 1. FC Kaiserslautern

FCK-Führung gibt Auskunft zu Sport und Finanzen

FCK-Führung gibt Auskunft zu Sport und Finanzen


Endlich wieder Fritz-Walter-Stadion! Beim Mitgliederforum des 1. FC Kaisers­lautern e.V. waren viele Fans erstmals seit langem wieder "uffem Betze". Sie erhielten zweieinhalb Stunden lang Antworten und Auskünfte von der Vereinsführung.

Knapp 100 Vereinsmitglieder hatten sich bei rund 20 Grad und bewölktem Himmel in den Blöcken 14.1, 15.1 und 16.1 der Nordtribüne zum mittlerweile vierten Mitgliederforum eingefunden. Coronabedingt wären zu der Freiluftveranstaltung maximal 300 Mitglieder zugelassen gewesen, die geimpft, getestet oder genesen sein mussten. Neben den Vorständen Wolfgang Erfurt, Tobias Frey sowie Gero Scira stellten sich auch die Aufsichtsräte Rainer Keßler, Fritz Fuchs und Johannes B. Remy sowie der Ehrenratsvorsitzende Michael Koll den Fragen der Mitglieder. Markus Merk und Valentin Helou vom Aufsichtsrat ließen sich entschuldigen, dafür nahm aber unter anderem der im März zurückgetretene ehemalige Aufsichtsrat Martin Weimer auf der Tribüne Platz, der zu Beginn der Veranstaltung selbst auch erstmals wieder ein paar Worte an die FCK-Mitglieder richtete. Auch Geschäftsführer Thomas Hengen stand Rede und Antwort und gab unter anderem einen Einblick in die weitere Kaderplanung. Organisiert wurde die Veranstaltung von der neuen Vereinsmanagerin Michelle Sanio.

Thomas Hengen: "Wir wollen gut in die Saison kommen"

Thomas Hengen, der am 01. März sein Amt als FCK-Sportchef angetreten hatte und somit zum ersten Mal vor den Mitgliedern sprach, richtete den Blick nach vorne und gab Einblick in die bereits weit fortgeschrittenen Planungen. "Wir haben den Kader etwas verschlankt auf etwa 27 bis 28 Spieler. Leider kamen mit Anas Bakhat (Knieverletzung; Anm. d. Red.) und Lucas Röser (Kreuzbandriss; Anm. d. Red.) zwei Langzeitverletzte hinzu. Lukas Spalvis ist Dauerpatient, Anil Götzütok wird uns zwei Wochen fehlen, Marius Kleinsorge ist noch nicht zurück nach seiner Operation. Da kannst du schnell kein Elf gegen Elf im Training mehr spielen. Von daher sind wir weiter auf der Suche nach Optimierung, schauen was der Markt hergibt, durch die EM ist das aber nicht so einfach. Wenn wir noch was machen, dann sind wir auf der Suche nach polyvalenten Spielern, die auf mehreren Positionen einsetzbar sind." Also etwa ein Offensivspieler, der Stürmer und Außen spielen kann, oder ein Defensivmann, der auf der Sechs und in der Innenverteidigung einsetzbar ist. Allerdings müsse im Kader erst noch Platz geschafft werden. Ein Spieler würde den Verein noch verlassen wollen (Hikmet Ciftci; Anm. d. Red.), ein anderer wolle unbedingt bleiben (Alexander Winkler; Anm. d. Red.). Auch die U23-Regel der 3. Liga habe man im Kopf, man halte die Augen nach jungen Talenten offen. Mit Matheo Raab, Lorenz Otto, Neal Gibs, Marvin Senger, Boris Tomiak, Anas Bakhat, Julian Niehues, Anil Gözütok und Muhammed Kiprit stehen aktuell neun Profis im FCK-Kader, die unter 23 Jahren sind und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Mit Hinblick auf das erste Heimspiel in zwei Wochen sagte Hengen: "Es ist natürlich wichtig, gut in die Saison zu starten. Mit Braunschweig erwartet uns gleich ein Brett, da wissen wir aber auch direkt, wo wir stehen. Man darf aber auch nicht zu viel von einem Spiel abhängig machen. Wir hoffen, dass so viele Zuschauer wie möglich mit dabei sein können", so Hengen. Aktuell plane der FCK für den Start mit mindestens 5.000 und maximal zugelassenen 20.000 Fans.

Rainer Keßler: "Mit Demut diese Liga annehmen"

Diesbezüglich ergänzte Aufsichtsrats- und Beiratsmitglied Rainer Keßler, dass am Dienstag ein Gespräch mit der Stadt Kaiserslautern und der zuständigen Gesundheitsbehörde stattfinden wird, bei der die Entscheidung falle, wie viele Zuschauer exakt bei den ersten Heimspielen im Fritz-Walter-Stadion anwesend sein dürfen. Die Entscheidung sowie nähere Informationen zum Ticketverkauf sollen dann am Mittwoch kommuniziert werden. Im Zentrum von Keßlers Rede standen zunächst aber Zahlen. Er ging abermals auf die angespannte finanzielle Situation des FCK e.V. ein, der für das Jahr 2021 zwar gesichert ist, aber nach der erfolgreichen Planinsolvenz der ausgegliederten Tochtergesellschaft noch mit 2022 fälligen Verbindlichkeiten in Höhe von 3,9 Millionen Euro zu kämpfen hat (nachträgliche Ergänzung: insgesamt beträgt der Schuldenstand des FCK e.V. rund 6 Millionen Euro; Anm. d. Red.). Diese Summe setzt sich zusammen aus 400.000 Euro für die letzte Tranche an den Finanzdienstleister Quattrex, 1,5 Millionen Euro aus dem Dienstleistervertrag mit der FCK KGaA sowie 2,05 Millionen Euro der Betze-Anleihe II, die am 01. August 2022 fällig wird. "Wir sind sehr nah dran, eine Lösung zu finden, diese kurzfristigen Verbindlichkeiten auf mittel- bis langfristige Füße zu stellen." Unter anderem soll dabei die Fan-Säule helfen. Einen Dank sprach Keßler den regionalen Investoren der Saar-Pfalz-Invest GmbH (SPI) aus: "Sie haben uns das Überleben gesichert." Die Investoren hatten neben den 11 Millionen Euro Eigenkapital für die FCK KGaA im Februar mit 1,05 Millionen Euro als Überbrückungskredit für den FCK e.V. ausgeholfen, im Zusammenhang damit aber auch einen weiteren Sitz im Beirat erhalten, was von Mitgliedern kritisiert wurde.

Im Rückblick auf die vergangene Saison sagte Keßler: "Es war eine Katastrophen-Saison, an der wir teilweise selbst Schuld waren. Es ist katastrophal, dass wir drei Trainer gebraucht haben. Wir sind noch einmal gerade so mit einem blauen Auge davon gekommen. Hier ist Marco Antwerpen und Thomas Hengen ein großer Dank auszusprechen." Trotz der historisch schlechten Saison sei aber nicht alles schlecht gewesen, man habe beispielsweise zwei Derbys gewonnen und im Saisonendspurt sei rund um den FCK wieder ein Wir-Gefühl entstanden. "Trotz der Corona-Distanz ist hier etwas gewachsen. Wenn wir mit Demut unsere Situation und diese Liga annehmen, dann bin ich optimistisch, dass wir eine gute Saison spielen können. Auch wenn es wie eine Binsenweisheit klingt: Der wirtschaftliche Erfolg steht und fällt mit dem sportlichen Erfolg."

Nachdenklich wurde Keßler, als er auf die Rücktritte seiner Aufsichtsratskollegen Bernhard Koblischek und Martin Weimer im Anschluss an die Jahreshauptversammlung zu sprechen kam. "Zwei Rücktritte sind ein besorgniserregender Sachverhalt. Gremienarbeit heißt immer auch Kontroverse, aber nach Außen muss man mit einer Stimme sprechen. Es wurde ein Generalverdacht ausgesprochen, dass die Gremien des FCK gegen Recht und Gesetz verstoßen haben. Das hat uns sehr geschadet. Wir haben Strafanzeige gegen unbekannt gestellt, da Vertraulichkeiten und Dokumenten aus internen Sitzungen an Medien durchgesteckt wurden. Seit April ist es uns vielleicht auch dadurch gelungen, in Ruhe zu arbeiten. Ich wurde dafür kritisiert, dass ich im März, als uns sportlich das Wasser bis zum Hals stand, zur Ruhe und Geschlossenheit aufgerufen habe. Letztendlich sind wir alle froh, dass es am Ende noch mit dem Klassenerhalt geklappt hat", ließ Keßler die vielleicht turbulentesten Monate der Vereinsgeschichte noch einmal Revue passieren.

Weimers bewegende Worte: "Es tut mir leid, dass ich Euch enttäuscht habe"

Emotionale Worte fand Martin Weimer, der wenige Wochen nach der JHV wegen heftiger anonymer und persönlicher Anfeindungen und mehreren anonymen Anzeigen zurückgetreten war. "Ich äußere mich heute das erste und das letzte Mal. Mir ist es wichtig, dass ich dies gegenüber Euch tue, die Ihr mich gewählt habt, weil ich Euch aus meiner Sicht enttäuscht habe. Ich bin hier, um mich bei Euch zu entschuldigen", sagte ein sichtlich bewegter Weimer. Er habe letztendlich keine andere Wahl gehabt, als sein Amt zur Verfügung zu stellen, auch wenn sämtliche Vorwürfe sowohl vom Ehrenrat als auch vom DFB aus dem Weg geräumt werden konnten. Es ging dabei um seine Tätigkeit beim Internationalen Bankhaus Bodensee, das auch im Fußball tätig ist, worüber er aber auch schon vor der Aufsichtsratswahl korrekt informiert hatte. "Die Vorwürfe waren nicht haltbar. Es waren aber immer anonyme und virtuelle Anfeindungen. Niemand hat mit mir einmal persönlich das Gespräch gesucht. Es gab schließlich drei Anzeigen, wobei sich die letzte gegen meinen Arbeitgeber richtete, womit ein Dritter in diesen Sachverhalt mit hineingezogen wurde. Das wollte ich nicht." Weimer, der bei der virtuellen JHV am 26. Februar noch die meisten Stimmen der Vereinsmitglieder erhalten hatte, schloss mit den Worten: "Kritik muss man sich stellen, sie sollte aber immer mit Respekt und offenem Visier geäußert werden. Ich bleibe Mitglied und werde Euch und den FCK immer weiter verfolgen." Diese Worte kamen an und wurden mit anhaltendem Applaus honoriert.

Juristische Prüfung der "Notzon-Papers" läuft - Erster Satzungsentwurf soll bald vorgestellt werden

Thema waren auch die Vorwürfe des ehemaligen FCK-Sportdirektors Boris Notzon, der in einem im Februar geschriebenen und im März öffentlich gewordenen Brief Investoren und Gremiumsmitgliedern unter anderem Eingriffe ins operative Geschäft vorwarf. Hierzu äußerte sich der Vorsitzende des Ehrenrates, Michael Koll. "Der Aufsichtsrat hat sich noch auf Initiative von Bernhard Koblischek für die juristische Klärung der Vorwürfe ausgesprochen. Leider hatte Herr Koblischek schon zeitgleich unabgesprochen Kontakt zu einer Anwaltskanzlei aufgenommen. Der Vorstand musste zunächst prüfen, was er zu tun hat und was in den Aufgabenbereich welchen Gremiums fällt, in der Zwischenzeit war Herr Koblischek jedoch leider schon zurückgetreten", bedauert auch Koll die Vorkommnisse im Frühjahr. Der Vorstand habe jedoch trotzdem eine unabhängige Anwaltskanzlei mit der Klärung beauftragen wollen, weil Vorstand und Aufsichtsrat aber selbst betroffen waren, habe dies der Ehrenrat mit der Geschäftsführung übernommen. "Dieser Auftrag ist vor drei Wochen erteilt worden, weil ich vorher der Meinung war, dass wir den kompletten Fokus auf den Klassenerhalt legen sollten. Mittlerweile liegt ein Zwischenbericht vor, zu dem sich die Betroffenen nun noch äußern dürfen. Sobald die Prüfung abgeschlossen ist, werden wir die Ergebnisse selbstverständlich veröffentlichen", so Koll weiter. Was schon jetzt feststehe: Kein FCK-Funktionär habe eine Vertragsverletzung begangen, es sei also nicht mit größeren juristischen Schwierigkeiten zu rechnen.

Im Anschluss berichtete der in den Aufsichtrat nachgerückte Johannes B. Remy aus dem Satzungsausschuss. "Teilweise ist auch unsere nicht mehr zeitgemäße Satzung schuld an gewissen Vorgängen der Vergangenheit", schilderte Remy und gab den Ausblick, dass in Zukunft ein Präsidialsystem beim FCK angestrebt werde. Hierbei wählen die Mitglieder einen Präsidenten und ein Präsidium, das den Verein in der Kapitalgesellschaft vertreten soll. Ein entsprechender Satzungsentwurf solle zunächst den Gremien sowie im Anschluss einem eigenen Mitgliederforum vorgestellt werden, ehe letztlich die Jahreshauptversammlung einer neuen Satzung zustimmen müsse. "Wirksam wird sie jedoch erst, wenn sie ins Vereinsregister eingetragen wird. Es kann also erst auf der darauffolgenden JHV Ende 2022 nach neuer Satzung gewählt werden. Ich weiß, das Thema ist trocken, aber es ist die Basis", warb Remy für weiteren Austausch.

Thines-Gedenken und Museumsöffnung zu Heimspielen geplant

Der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Erfurt bekräftigte nochmals, dass ein Stadionbereich des Fritz-Walter-Stadions nach dem am 07. Juni verstorbenen Ehrenpräsidenten Norbert Thines benannt werden solle. Eine vom Verein ausgetragene Trauerfeier sei ebenso geplant, vermutlich an einem Heimspiel-Wochenende hinter der Osttribüne. Das erste Heimspiel am 24. Juli gegen Eintracht Braunschweig käme hierfür aus organisatorischen Gründen jedoch noch zu früh. Vorstandskollege Tobias Frey ergänzte zudem, dass das FCK-Museum plane, spätestens zum ersten Heimspiel der Saison seine Pforten wieder zu öffnen. Ebenfalls stets gefragt: Die neuen FCK-Trikots sollen am kommenden Mittwoch offiziell vorgestellt werden.

Nachfragen: Investorensuche geht weiter, Fan-Säule auf 2022 verschoben

Das Herzstück eines Mitgliederforums ist natürlich der Dialog mit den Fans. Diese hatten auch heute die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Dabei blieb die Stimmung ruhig, man merkte den Beteiligten an, keine neuen Schlammschlachten anheizen zu wollen. Rund ein dutzend Wortmeldungen gab es, gefragt wurde unter anderem nach einem Update in Sachen Ankerinvestor. Darauf sagte Rainer Keßler: "Die Suche nach Investoren und Partnern, egal welcher Größe, läuft weiter. Sie lag zwischen Februar und März auf Eis, da keiner ein Interesse hatte, in einen Verein zu investieren, der eventuell in die Regionalliga absteigt." In unmittelbarer Zukunft sei hier aber kein Vollzug zu erwarten. Klar sei aber: "Natürlich müssen wir als FCK e.V Geld generieren. Denn wir brauchen Geld und es reicht nicht mehr lange. Aber wir sind in guten Gesprächen." Zusätzlich verkündete Keßler auf Nachfrage eines Mitglieds, dass der FCK mit "Kemmler Kopier Systeme" in der kommenden Saison mit einem zusätzlichen Rückensponsor auflaufen wird.

Interessant auch: Laut Keßler gibt es schon wieder einen neuen, späteren Termin für die viel nachgefragte Öffnung der Fan-Säule. Diese soll jetzt am 01. August 2022 - also über vier Jahre nach der Ausgliederung - geöffnet werden. Damit soll dann auch den rund 600 Zeichnern der Betze-Anleihe II die Möglichkeit zu geben, die Anleihe in Anteile umzuwandeln. Von Seiten der regionalen Investoren, die eine Sperrminorität besitzen, habe man schon länger die Zustimmung zur Öffnung der Fan-Säule. Keßler: "Sie stehen dem positiv gegenüber."

Eine interessante Idee brachte zudem ein Mitglied vor: Der FCK könnte doch eine Genossenschaft gründen, in der Fans sich zusammentun und Geld sammeln, und sich so im besten Fall auch gebündelt in die Kapitalgesellschaft einkaufen können. Also quasi das Modell der großen Investoren, nur auf Fan-Basis und dann sogar mit der Möglichkeit für einen Sitz im FCK-Beirat. Johannes B. Remy bezeichnete die Idee als "charmant", allerdings dürfe der FCK sich aus juristischen Gründen hierbei nicht einmischen. Eine Gründung müssten Fans und Mitglieder auf eigene Faust organisieren.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel

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