Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Energie Cottbus 0:2

An die Wand gerannt

An die Wand gerannt


Dem 1. FC Kaiserslautern fehlen gegen ein ultradefensives Energie Cottbus Tempo und Ideen. Von den Fans gibt es nach dem 0:2 Aufmunterung. Die Mannschaft muss aber schnell aus der Niederlage lernen.

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Es war alles angerichtet für ein rein sportlich richtig schönes Wochenende. Mit einem Heimsieg gegen Aufsteiger Cottbus hätte man sich am Samstag- und Sonntagnachmittag jeweils recht entspannt anschauen können, wie sich die Konkurrenz darum bemüht, den FCK wieder vom dritten Tabellenplatz in der 3. Liga zu verdrängen. Soweit der Plan. Tatsächlich wird es für die Roten Teufel nach der 0:2-Niederlage im Ranking wieder zurück ins graue Mittelfeld gehen. Wahrscheinlich könnte die Mannschaft auch am Sonntag selbst noch spielen: Ein Tor gegen das Abwehrbollwerk aus der Lausitz wäre ihr wohl immer noch nicht geglückt.

Träge und ideenlos - und dann auch kein Schussglück

Dass es in der Partie gegen den früheren Erstliga-Konkurrenten mit einem gemeinsamen Torjubel tatsächlich nichts werden könnte, wird den meisten der 24.005 Zuschauer - mehr als 6.000 verkaufte Tickets am Spieltag selbst sorgen für den drittbesten Besuch in dieser Saison - spätestens in der 73. Minute bewusst, als nach Vorarbeit von Christoph Hemlein zuerst Christian Kühlwetter, dann Timmy Thiele und schließlich Elias Huth bei einer Dreifach-Chance scheitern. Nicht einmal den beiden Tor-Jokern vom Montag ist das Schussglück dieses Mal hold. Dabei bringt FCK-Trainer Michael Frontzeck seinen mit vier Treffern besten Torschützen Kühlwetter wieder von Beginn an. Der einmal weniger erfolgreiche Huth kommt nach einer guten Stunde für Fechner. Und Thiele? Der kann momentan fast machen, was er will. Den Ball bekommt der aktuelle Lautrer Sturmführer seit nun 669 Minuten nicht mehr im gegnerischen Kasten unter.

Trotz der Riesenchance darf aber nicht der Eindruck entstehen, als wäre die Frontzeck-Elf an ihrer schon häufiger in dieser Saison zu beobachtenden Abschlussschwäche gescheitert. Vielmehr kommen sie gegen die Cottbuser Version der Berliner Mauer (Jan Löhmannsröben:
"Die haben hier die Mauer wieder hochgezogen") fast überhaupt nicht zu klaren Einschussmöglichkeiten. Mit einer Fünferkette hinten und einer Viererkette davor können sich die Gäste gegen das über weite Strecken viel zu träge und ideenlose Kombinationsspiel der Roten Teufel relativ sicher behaupten. Teils vogelwilde Fehlpässe im Aufbau tuen ihr übriges.

Hainault verliert Lädierten-Duell: Auf einmal führen die Gäste

Wirkliche Torgefahr verströmen die Lautrer letztlich nur, wenn es auf dem Weg nach vorne doch einmal schnell und/oder überraschend zur Sache geht. So wie bei Hemleins schon genannter Hereingabe in den Rücken der Cottbuser Abwehr oder bei einem Konter in der ersten Halbzeit über Dominik Schad und Theo Bergmann, bei dem Hendrick Zuck am Ende besser selbst den Abschluss gesucht hätte (30.). Fast gar nicht funktioniert derweil die andere Option, um in so einem Spiel den Unterschied zu machen: die Standards.

Ein direkter Freistoß von Bergmann in der Anfangsphase sowie zwei Eckbälle schon gegen Ende der ersten Halbzeit, bei denen jeweils Kühlwetter einen gefährlichen Abschluss verpasst, sind die einzig nennenswerten Aktionen der Gastgeber beim ruhenden Ball. Wie es besser geht, zeigen zu allem Überfluss die Cottbuser unmittelbar nach Beginn der zweiten Halbzeit. Nach einem Freistoß von Fabian Holthaus setzt sich Marc Stein im Kopfballduell gegen André Hainault durch und bugsiert die Kugel zum 0:1 ins Netz. Nach dem Schlusspfiff erfährt man, dass Hainault zu diesem Zeitpunkt bereits durch eine
Handverletzung gehandicapt ist. Sein Gegenspieler spielt seit einem Zusammenprall mit Schad früh in der Partie mit verletzter Nase. Selbst das Duell der Lädierten geht an diesem Freitagabend also an die Gäste.

Atmosphäre wird hitziger, aber ohne Happy End

Dem FCK bleibt zumindest ausreichend Zeit, um die Partie in die gewünschte Richtung zu drehen. Und auch die Zuschauer legen nach dem Rückstand in Sachen Anfeuerung noch einen Gang zu. Es ist schließlich ein Freitagabendspiel und vielleicht muss wie schon so oft im Fritz-Walter-Stadion einfach die Kurve den Ball ins gegnerische Tor drücken. Mit Gästetrainer "Pele" Wollitz, der an der Seitenlinie den Hampelmann gibt, Energie-Schlussmann Avdo Spahic, der aus jedem Abstoß fast eine Wissenschaft macht und Schiedsrichter Asmir Osmanagic hat diese hitzige Phase ihre erwartbaren Protagonisten. So gar nicht zum erhofften Drehbuch passen will allerdings der weitere Spielverlauf.

Nach einem Konter der Lausitzer erwischt Lasse Schlüter den Lautrer Torwart Wolfgang Hesl auf dem falschen Fuß und trifft in der 76. Minute zum 0:2. Während die rund 700 mitgereisten Energie-Fans ihr Glück kaum fassen können, findet man sich in den anderen Blöcken des Stadions langsam aber sicher mit der Niederlage ab. Kurz wird noch mal trotzig "Forza FCK" angestimmt, aber auch das greift nicht mehr über. Bei aller Enttäuschung gibt es nach dem Schlusspfiff aber viel Aufmunterung für das geknickte Team. Diesen Kredit haben sich die Spieler ebenso wie die ordentliche Zuschauerzahl in den vergangenen Wochen wieder verdient. Damit das so bleibt, müssen sie die richtigen Schlüsse aus dem vergeblichen Anrennen ziehen. Denn die Cottbuser werden sicher nicht der einzige Gegner bleiben, der sich auf dem Betze derart hinten reinstellt.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | Profis selbstkritisch: "Blauäugig" und ohne Tempo (Der Betze brennt)

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