Spielbericht: Eintracht Braunschweig - 1. FC Kaiserslautern 1:0

Chancenlose Teufel

Chancenlose Teufel


„Nur“ 0:1 verloren. „Nur“ durch ein blödes Freistoßtor. Auf dem Papier hat sich der angeschlagene FCK bei Tabellenführer Braunschweig ordentlich aus der Affäre gezogen. Wirklich Hoffnung macht dieses Spiel jedoch nicht.

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Tayfun Korkut musste tüfteln. Zum Gastspiel bei Eintracht Braunschweig fehlten dem Trainer des 1. FC Kaiserslautern mit Jacques Zoua, Osayamen Osawe und Kacper Przybylko die drei wichtigsten Stürmer. Genauer gesagt die drei einzigen Stürmer, die hin und wieder für ein Tor gut sind. Deshalb machte der Trainer aus der Not eine Tugend und setzte beim Tabellenführer erstmal voll auf Defensive: Vor einer Fünfer-Abwehrkette (!) stand ein Vierer-Mittelfeld. Und ganz vorne allein auf weiter Flur mit Sebastian Jacob ein Stürmer, der 15 Monate nach seinem Kreuzbandriss erstmals von Beginn an auflief und zuletzt vor knapp zwei Jahren eine Serie mit mehreren Toren am Stück hingelegt hatte.

Die Taktik war somit klar: Hinten sollte die Abwehr mit dem ordentlichen Debütanten Ewerton (DBB-Note 3,4 und damit bester Feldspieler) die Null halten und vorne möge vielleicht der liebe Gott den Roten Teufeln helfen. Und tatsächlich hielt die Defensive auch einigermaßen: Braunschweig kam zwar zu ein paar hochkarätigen Chancen, konnte FCK-Keeper Julian Pollersbeck jedoch aus dem Spiel heraus nicht bezwingen. Stattdessen sorgte ausgerechnet eine Standardsituation für die Entscheidung zugunsten des haushohen Favoriten: Nachdem er kurz zuvor noch an Pollersbeck gescheitert war, zirkelte Nik Omladic einen Freistoß an der Mauer vorbei ins FCK-Netz. 1:0 für den BTSV (18.).

Der FCK mauert sich zur Niederlage

Und was machte der FCK? Der mauerte erstmal weiter. Tayfun Korkut sorgte nach dem Spiel zunächst für ungläubiges Staunen mit seiner Aussage dazu: „Wir wollten so lange wie möglich das 0:1 halten, um vielleicht in der Endphase mit ein bisschen mehr Risiko einen Punkt mitzunehmen.“ Diese Taktik kann durchaus legitim sein, aber nur wenn sie funktioniert. Tatsächlich jedoch verbuchten die Roten Teufel in den kompletten 90 Minuten keine einzige ernsthafte Torchance (!) und mussten sich somit gegen die Heimmacht Braunschweig (fünf Spiele, fünf Siege) mehr als verdient geschlagen geben.

Die Fans des FCK machten ihrerseits noch das Beste daraus. Rund 700 waren mitgereist und hatten den Zaun in riesigen Lettern beflaggt: „We don't like mondays“, war zum Spielbeginn zu lesen, gefolgt von „Scheiß Sport1“. Das mag nach weiser Voraussicht klingen, tatsächlich handelte es sich aber um das Motto zum zehnjährigen Bestehen der Proteste gegen Montagsspiele und fanfeindliche Anstoßzeiten. Zeitgleich gingen dazu passende Schals nach oben, die vor dem Gästeblock verkauft wurden. Zu Beginn der zweiten Halbzeit gab es außerdem eine Aktion mit Bannern und Blockfahne in Gedenken an den vor zwei Wochen verstorbenen FCK-Fan Karsten. Nach dem Spiel wiederum sorgten noch einzelne provozierende Heimfans und Securities kurz für Wallung im Gästeblock, schlimmeres passierte aber nicht.

Schulterschluss zwischen Mannschaft und Fans?

Trotz der geringen Anzahl und des schlechten Spiels ihrer Mannschaft sorgten die FCK-Fans, ebenso wie auch der BTSV-Anhang, für gute Stimmung im mit 20.790 Zuschauern fast ausverkauften Eintracht-Stadion. Zwar gab es auch immer wieder Leerlauf, aber die, die da waren unter dem Braunschweiger Stadiondach, waren laut. Bemerkenswerte Szenen gab es außerdem nach dem Abpfiff: Während die Einheimischen feierten, spendeten auch die Lautrer Fans ihrem Team weitgehend aufmunternden Applaus, verbunden mit motivierenden Worten. Das hat man in den vorherigen Spielen auch schon anders erlebt. Die Spieler wiederum kamen an den Zaun und klatschten ab – zum ersten Mal in dieser Saison.

Was bleibt nun hängen aus Braunschweig? Eigentlich nicht viel. Die Probleme sind die gleichen wie vorher, auch die Tabellensituation hat sich nicht gravierend verändert. Personell ist für das nächste Montagsspiel zuhause gegen Bochum mit der Rückkehr von Jacques Zoua und Osayamen Osawe zu rechnen, den Torschützen des bisher einzigen Saisonsieges (3:0 gegen Dresden) aus nunmehr neun Spielen. Dann bliebe Tayfun Korkut zumindest weitere Tüftelei erspart, wenn es darum geht, nach der im Vergleich zum Saisonstart halbwegs stabilisierten Defensive endlich auch der Offensive neues Leben einzuhauchen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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