Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Fortuna Düsseldorf 0:0

Alles Auslegungssache

Alles Auslegungssache


War das 0:0 gegen Düsseldorf der nächste Rückschlag oder ein Schritt nach vorne für den FCK? Auf dem Betzenberg gab es gestern Abend mehrere Antworten auf diese und einige weitere Fragen.

- Fotogalerie | Fanfotos: 1. FC Kaiserslautern - Fortuna Düsseldorf
- Fotogalerie | Spielfotos: 1. FC Kaiserslautern - Fortuna Düsseldorf

Olaf Marschall grinste am Wochenende in der SWR-Sendung Flutlicht mit einer frisch gekugelten Eistüte in die Kamera: „Sehen wir so aus, als ob wir schlechte Laune hätten?“ antwortete der FCK-Scout am Rande des Trainingsplatzes mit einer Gegenfrage auf die Frage zur Gefühlslage nach dem Fehlstart des 1. FC Kaiserslautern in die neue Saison. Nein, nach schlechter Laune sah das wirklich nicht aus, diese kleine Momentaufnahme am Eiswagen von Filippo.

Aber es gibt auch eine andere Seite der Medaille: Die Fans – und sicher auch einige Verantwortliche beim FCK – werden langsam nervös. Dafür benötigt es nichtmal einen Shitstorm aus den Sozialen Netzwerken als Beispiel, sondern es genügt schon ein Blick auf den enttäuschten Gästeblock nach dem Pokal-Aus in Halle oder auf die dramatisch gesunkene Zuschauerzahl beim zweiten Saison-Heimspiel im Fritz-Walter-Stadion. „Das wird eine Saison im Abstiegskampf“, prognostizieren die Pessimisten, und mit Blick auf die Partie gegen Fortuna Düsseldorf müsse „um jeden Preis ein Sieg her“ und die Lautrer Defensive müsse ihre „Fehler so schnell wie möglich abstellen“, hieß es in den Tagen vor Montag. Die letztgenannte Aussage stammte übrigens nicht von einem Pessimisten, sondern von FCK-Trainer Tayfun Korkut persönlich.

Hinten steht die Null – und vorne auch

Und tatsächlich, das Teilziel „bessere Defensive“ wurde gegen Düsseldorf erfüllt, obwohl die beiden Neuzugänge für die Viererkette noch gar nicht dabei waren: Erstmals in dieser Saison spielten die Roten Teufel zu Null. Für einen Heimsieg reichte es hingegen nicht, da auch vorne die Null stand und somit dem FCK-Umfeld allenfalls eine halbe Beruhigungspille serviert wurde. Unter dem Strich war es zwar ein gerechtes 0:0, wobei ein 2:2 aufgrund der weiterhin vorhandenen Abwehrfehler vielleicht noch passender gewesen wäre, aber: Ärgerlich war's trotzdem. Denn Chancen zum Siegtreffer gab es genug, etwa durch Aliji, Vucur, Osawe oder den eingewechselten Zoua, der nur die Latte traf.

Wobei aber auch hier freilich noch eine andere, zweite Auslegung existierte: „Das war für uns heute ein erster Schritt nach den vielen Gegentoren, die wir bekommen haben“, so Tayfun Korkut nach dem Spiel. Stimmt auch irgendwie. Zumal auch Düsseldorf durch Bebou, Hennings, Fink und Bellinghausen einige hochkarätige Chancen liegen gelassen hatte.

Katastrophal war unbestritten die Zuschauerzahl: Dreieinhalb Wochen nach den umjubelten 40.021 zum Saisonauftakt gegen Hannover verirrten sich an diesem Montagabend nur noch 20.278 Besucher ins Fritz-Walter-Stadion. Die Aufbruchstimmung ist vorerst verpufft. Aber – um im Bild der Gegensätze zu bleiben – diejenigen, die da waren, sorgten dann doch für ganz gute Stimmung. Insbesondere in der zweiten Halbzeit drehte die Westkurve einige Male ordentlich auf. Und auch die knapp 1.000 mitgereisten Fortunen zeigten einen starken Support.

Kein Spiel für's Langzeitgedächtnis

Was bleibt hängen von dem Spiel gegen Düsseldorf? Nicht viel, wird man in der Saisonrückschau festhalten müssen. Die instabile Lautrer Defensive hat zum ersten Mal dicht gehalten, mit Können und mit Glück. Über die Länderspielpause soll sie mit zwei Neuzugängen – ein Rechtsverteidiger und ein Innenverteidiger stehen in den Startlöchern – weiter stabilisiert werden. Korkut: „Wir wollen die zwei Wochen nutzen, um an der gesamten Struktur zu arbeiten. Uns tut jeder Trainingstag gut.“ Trainerroutinier Friedhelm Funkel zeigte sich indes zufrieden mit dem Punktgewinn für seine Fortuna und sah im Umkehrschluss die Entwicklung beim FCK aus optimistischem Blickwinkel: „Bei meinem Ex-Verein war nichts von Verunsicherung zu spüren. Sie haben gut nach vorne gespielt, sie haben leidenschaftlich gekämpft. Alle sollten dem FCK Zeit geben, dann wird diese Mannschaft auch wieder dorthin kommen, wo sie letztendlich auch hin will.“ War es also am Montag der nächste Rückschlag oder ein Schritt nach vorne für die Roten Teufel? Alles Auslegungssache.

Mein Teufel des Tages: Phillipp Mwene. Der Mann mit dem Doppel-L und Doppel-P im Vornamen machte kein überragendes Spiel, aber zumindest sein bisher bestes im FCK-Dress. Damit gab er die richtige Antwort auf seinen katastrophalen Fehler eine Woche zuvor, der zum Ausscheiden im Pokal führte. Nach der Verpflichtung von Mensur Mujdza dürfte der bisherige Stammspieler Mwene, der eigentlich nur als „Backup“ verpflichtet wurde, trotzdem künftig auf der Bank Platz nehmen müssen.

Was sonst noch auffiel: Vor der Westkurve bildet sich langsam ein sehenswertes Zaunfahnen-Bild. Die Fanclubs hatten sich in der Sommerpause zusammengesetzt, um den in den letzten Jahren immer wieder klaffenden Lücken und Unsortiertheiten am Zaun ein Ende zu bereiten. Das scheint zu gelingen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Kommentare 118 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken