Interview mit Aufsichtsratskandidat Gerhard Theis

„Wunder gibt es immer wieder“

„Wunder gibt es immer wieder“


Gerhard Theis ist einer von vier amtierenden Aufsichtsräten des 1. FC Kaiserslautern, die am Sonntag zur Wiederwahl antreten. Im Interview mit „Der Betze brennt“ schildert der Geschäftsführer der Karlsberg Holding GmbH, warum er sowohl Kontinuität als auch Veränderung als sinnvoll empfindet.

Der Betze brennt: Im Sommer gab es einige grundlegende Veränderungen beim FCK: Neuer Sportdirektor, neue Spieler, neues Konzept. Warum sollte aus ihrer Sicht im Aufsichtsrat hingegen Kontinuität herrschen, Gerhard Theis?

Gerhard Theis (62): Die Sicht nach vorne muss immer im Vordergrund stehen und dazu gehören auch Veränderungen. Aber auch die Erfahrungen der Vergangenheit sind wichtig, um begonnene Prozesse weiterzuführen und zu Ende zu bringen. Hervorzuheben ist das sich in den letzten Jahren entwickelte Vertrauen innerhalb des Aufsichtsrates und die bisher gut funktionierende Arbeitsteilung mit klarer Zuordnung der Aufgabengebiete. Das ist für mich der Grund für Kontinuität.

Der Betze brennt: Sie sitzen seit 2008 im Aufsichtsrat. Was motiviert Sie zu Ihrer erneuten Kandidatur?

Theis: Die positive Entwicklung unseres Vereins weiterhin mitzugestalten.

Der Betze brennt: Wie bewerten Sie die aktuelle Amtsperiode des Aufsichtsrates, also die letzten drei Jahre - welche Erfolge kann die Vereinsführung in dieser Zeit vorweisen?

Theis: Es wurde eine ganze Reihe erfolgreicher Maßnahmen umgesetzt und in die Wege geleitet. Ein ganz wichtiger Erfolg für mich ist die Neuausrichtung des Nachwuchsleistungszentrums mit dem Rückgewinn der DFB-Zertifizierung. Die Anleihe wurde erfolgreich platziert und steht für den weiteren Um- und Ausbau zur Verfügung. Ein neues Mietmodell, das je nach Ligazugehörigkeit die Miethöhe bestimmt, wurde mit der Stadionbetreibergesellschaft vereinbart.
Im Finanzbereich hat in den letzten drei Jahren eine weitere, deutliche Verbesserung der wirtschaftlichen Situation stattgefunden. Die Systeme im Rechnungswesen wurden erheblich verbessert und ein Reporting-System aufgebaut, das alle Informationen zur Steuerung enthält und zu mehr Transparenz führt. Dadurch wird auch das Lizenzierungsverfahren nicht unwesentlich verbessert und erleichtert.

Der Betze brennt: Und was lief aus Ihrer Sicht weniger gut? Wo sehen sie Verbesserungspotential?

Theis: Sportlich sind wir nicht dort, wo wir uns gerne sehen würden. Hier sind aber wichtige Entscheidungen mit der Einstellung eines Sportdirektors und einem neuen Mannschaftskonzept Anfang der laufenden Saison getroffen worden.

Der Betze brennt: Sie gelten im Aufsichtsrat als der Fachmann für Finanzen und Verträge. Wie bewerten Sie mit Blick darauf die Arbeit von Finanzvorstand Fritz Grünewalt und im Vergleich dazu von dessen Vorgänger Dr. Johannes Ohlinger, deren Arbeit beim FCK Sie jeweils für mehrere Jahre beaufsichtigt haben?

Theis: Ich bitte um Verständnis dafür, dass ich öffentlich keine Bewertungen über Persönlichkeiten abgebe, mit denen ich immer gut zusammengearbeitet habe bzw. zusammenarbeite. Auf eine Sache möchte ich aber doch eingehen, die Zustimmung der EU-Behörden zum Mietmodell und zum Rückerwerb des Fröhnerhofs ist vor allem ein großer Verdienst von Fritz Grünewalt.

Der Betze brennt: Vor ihrem Amtsantritt im Jahr 2008 sagten Sie im DBB-Interview, dass sie mit dem FCK gerne noch einmal die Meisterschale in der Hand halten würden. Ist diese Hoffnung aus heutiger Sicht, sechs Jahre später, überhaupt noch realistisch?

Theis: Wunder gibt es immer wieder. 1998 hätte auch niemand daran gedacht.

Der Betze brennt: Vielen Mitgliedern fällt es schwer, die Arbeit der einzelnen Aufsichtsräte zu bewerten, weil über die Diskussionen und über unterschiedliche Sichtweisen in dem Gremium wenig veröffentlicht wird. Nicht zuletzt daraus resultiert auch der immer wieder zu hörende Vorwurf, dass der Aufsichtsrat nur die Wünsche des Vorstands „abnicke“ anstatt zu „kontrollieren“. Wie könnte man über die Tätigkeit des Aufsichtsrates mehr Transparenz schaffen oder was spricht möglicherweise dagegen?

Theis: Hier ist vor allem wichtig, dass man zunächst einmal dem Aufsichtsrat Vertrauen schenkt, dass er seine Aufgaben immer zum Wohle des Vereins erfüllt. Den Vorwurf des „Abnickens“ kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Wer diesen Vorwurf vorbringt, muss ja wohl bei allen wichtigen Entscheidungen dabei gewesen sein. Wer aber dabei war, wird wissen, dass viele Entscheidungsvorlagen des Vorstandes durchaus kritisch und kontrovers, nicht nur in offiziellen Aufsichtsratssitzungen, sondern auch in vielen Einzelgesprächen diskutiert werden. Und wenn ein guter Vorschlag vom Vorstand unterbreitet wird, soll man den dann aus Prinzip ablehnen?

Der Betze brennt: Nach dem Abstieg 2012 wurde die Installation eines Sportdirektors noch von Vorstand und Aufsichtsrat mit Verweis auf die Nichtfinanzierbarkeit in der zweiten Liga abgelehnt. Im Sommer 2014 wurde dann – auch unter dem Druck der Fangemeinde – mit Markus Schupp doch ein Sportdirektor verpflichtet, die ersten Erfolge dieser Maßnahme haben sich bereits eingestellt. Warum wurde die Entscheidung für einen Sportdirektor erst so spät getroffen?

Theis: Die Installation eines Sportdirektors war gerade zu diesem Zeitpunkt eine gute, mit allen Vor- und Nachteilen abgewogene Entscheidung der sportlichen Leitung, die der Aufsichtsrat gerne mitgetragen hat.

Der Betze brennt: Parallel zur Vorstellung von Markus Schupp wurde auch der Vertrag mit dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz sehr frühzeitig verlängert. Ein Schritt, der im Aufsichtsrat kontrovers diskutiert wurde und an dem im Umfeld des Vereins auch Kritik geübt wurde, weil er relativ kurz vor den jetzt anstehenden Wahlen stattfand. Haben Sie für die Vertragsverlängerung zu diesem frühen Zeitpunkt gestimmt oder dagegen - und warum?

Theis: Stefan Kuntz hat in den letzten Jahren sehr gute Arbeit geleistet. Die bereits erwähnten Erfolge wie Nachwuchsleistungszentrum, Fananleihe, Mietmodell, Lizenzierung und wirtschaftliche Entwicklung sind, natürlich gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Fritz Grünewalt, vor allen sein Verdienst. Durch die vorzeitige Verlängerung seines Vertrages wollten wir ihn längerfristig an den 1. FC Kaiserslautern binden.

Der Betze brennt: Alle paar Jahre wieder im Gespräch ist auch eine Ausgliederung und es ist davon ausgehen, dass dieses Thema die nächste Amtsperiode des Aufsichtsrates entscheidend mitprägen wird. Auch bei vielen anderen Vereinen wird emotional darüber debattiert: Der Hamburger SV wurde ausgegliedert, beim SC Freiburg wurde dieser Schritt fast einstimmig abgelehnt, der VfB Stuttgart plant eine Entscheidung im nächsten Jahr. Bezogen auf den FCK gefragt: Sind Sie für oder gegen eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung?

Theis: Diese Frage kann man nicht mit Ja oder Nein beantworten, dafür ist die Thematik zu komplex. Der Vorstand und der neue Aufsichtsrat müssen sich auf jeden Fall damit beschäftigen, dies alleine schon aufgrund der zunehmenden Anforderungen der Finanzbehörden. Ein weiterer Grund ist das aus dem Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums entstehende hohe Vorsteuervolumen, das so weit wie möglich genutzt werden sollte. Hier geht es um Beträge von mehreren hunderttausend Euro, auf die nicht einfach so verzichtet werden sollte. Mit einer Ausgliederung muss ja nicht, wie bei anderen Bundesligisten, die Aufnahme von Investoren verbunden sein. Wenn der „Verein 1. FC Kaiserslautern“ 100% der Anteile an einer „Fußball-Kapitalgesellschaft“ hält, wird diese Gesellschaft doch weiterhin von der Mitgliederversammlung des Vereins voll beherrscht. Die Aufnahme weiterer Anteilseigner bedarf der Zustimmung der Mitgliederversammlung mit einer Mehrheit von mindestens 75 % und kann damit durch das Mitgliedervotum verhindert werden.

Der Betze brennt: Die Abteilung Fußball, welcher der allergrößte Teil der Vereinsmitglieder angehört, liegt seit einigen Jahren brach und existiert rein formal betrachtet gar nicht mehr. Wie beurteilen Sie persönlich die vorgeschlagene Lösung für diese Problemstellung, eine Abteilung „Fans und fördernde Mitglieder“ nach dem Vorbild von Klubs wie Borussia Dortmund oder Eintracht Frankfurt zu gründen, um den betroffenen FCK-Mitgliedern wieder eine echte Heimat innerhalb ihres Vereins zu geben und um auch die Abteilungen neben dem Fußball besser zu unterstützen?

Theis: Ich sehe hier auf jeden Fall Lösungsbedarf.

Der Betze brennt: Abschließend und mit Ihren eigenen Worten zusammengefasst: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen ihre Stimme geben?

Theis: Ich glaube, dass ich in den letzten Jahren wertvolle Beiträge für die Entwicklung unseres Vereins geleistet habe. In der Arbeitsteilung des derzeitigen Aufsichtsrates bin ich Ansprechpartner und Experte für alle betriebswirtschaftlichen, bilanziellen und steuerlichen Fragen sowie für Controlling und Reporting. Meine langjährige Erfahrung in diesen Gebieten kann auch dem neuen Aufsichtsrat helfen, die weitere Entwicklung positiv zu gestalten. Mein Wissen und meine Erfahrung würde ich gerne weiter ehrenamtlich einbringen und bitte deshalb um die Stimmen der Mitglieder.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Übersicht: Alle Infos und Artikel zur Jahreshauptversammlung 2014
- Theis: „Aufgaben im betriebswirtschaftlichen Bereich“ (vom 10.11.2011)
- „Gerne noch einmal die Meisterschale in der Hand halten“ (vom 27.08.2008)

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