Interview mit Aufsichtsratskandidat Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Rombach

„Wir haben unbestritten große Fortschritte gemacht“

„Wir haben unbestritten große Fortschritte gemacht“


Seit 2007 ist Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Rombach Mitglied des Aufsichtsrates beim 1. FC Kaiserslautern und seit 2008 dessen Vorsitzender. Im Interview mit „Der Betze brennt“ erläutert Rombach, warum er seinen gemeinsamen Weg mit dem FCK noch nicht am Ende sieht.

Der Betze brennt: Im Sommer gab es einige grundlegende Veränderungen beim FCK: Neuer Sportdirektor, neue Spieler, neues Konzept. Warum sollte aus ihrer Sicht im Aufsichtsrat hingegen Kontinuität herrschen, Dieter Rombach?

Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Rombach (61): Kontinuität im Aufsichtsrat bedeutet Verlässlichkeit und Planbarkeit für die operativ Handelnden. Dies gilt sowohl für Firmen als auch unseren 1. FC Kaiserslautern. Insbesondere die sportliche Führung benötigt die Sicherheit, dass Pläne – wie jetzt unser Zukunftskonzept – langfristig unterstützt werden. Es gibt genügend Beispiele, wo Diskontinuität im Aufsichtsrat der Anfang vom Ende war.

Der Betze brennt: Sie sitzen seit 2007 im Aufsichtsrat. Was motiviert Sie zu Ihrer erneuten Kandidatur?

Rombach: Wir haben die sportlichen und finanziellen Ziele nahezu erreicht! Die Mannschaft spielt wieder begeisternden Fußball, was hoffentlich auch mit dem Aufstieg belohnt wird, und die Finanzen entwickeln sich positiv. Das Jahr 2013/14 schließen wir positiv ab – trotz voller Bezahlung der Stadionmiete. Aber, diese Erfolge müssen jetzt langfristig gesichert werden. Diese Sicherung erfordert die Umsetzung des Zukunftskonzepts mit der von der Ligazugehörigkeit abhängigen Miete und den Investitionen in den Fröhnerhof mit Anleihegeldern. Aufgrund der erst jetzt erfolgten EU-Zustimmung kann dies erst jetzt erfolgen. Ich habe deshalb für mich entschieden, dass es Sinn macht, die Umsetzung des Zukunftskonzepts noch mit zu begleiten.

Der Betze brennt: Wie bewerten Sie die aktuelle Amtsperiode des Aufsichtsrates, also die letzten drei Jahre - welche Erfolge kann die Vereinsführung in dieser Zeit vorweisen?

Rombach: Insgesamt haben wir in den Bereichen Sport und Finanzen unbestritten große Fortschritte gemacht, siehe meine vorherige Antwort. Dies ist natürlich der erfolgreichen Arbeit des Vorstands und aller Mitarbeiter zu verdanken. Aber der Aufsichtsrat hat mit Vorgabe der – vor allem finanziellen – Rahmenbedingungen sowie einem professionellen Controlling entscheidend dazu beigetragen.

Der Betze brennt: Und was lief aus Ihrer Sicht weniger gut? Wo sehen sie Verbesserungspotential?

Rombach: Wir haben insbesondere die Überarbeitung der Satzung nicht in der geplanten Geschwindigkeit vorangetrieben. Inzwischen haben wir uns aber mit dem gewählten Ausschuss darauf geeinigt, mit der notwendigen juristischen Unterstützung bei einer außerordentlichen Jahreshauptversammlung im Frühjahr 2015 diesen Prozess erfolgreich abzuschließen. Zum anderen hätte ich mir gewünscht, schneller größere Sponsoren in der Region zu finden.

Der Betze brennt: Thema Betze-Anleihe: Sie hatten vor einem Jahr im SWR-Fernsehen Ihr Wort gegeben, dass die sechs Millionen Euro aus der Fananleihe nicht für andere Zwecke angetastet werden. Diese Aussage stellte sich jedoch später als Missverständnis heraus. Wie ist der aktuelle Stand nach Abschluss der EU-Prüfung, ist das Geld derzeit komplett verfügbar und wann wird das Projekt Fröhnerhof fortgesetzt?

Rombach: Eigentlich gab es kein Missverständnis. Einige Personen wollten meine Aussage missverstehen. Ich stehe weiterhin zu der Aussage, dass die Anleihe jederzeit für notwendige Investitionen im Fröhnerhof zur Verfügung steht. Das wird sich auch im Rahmen der nächsten Aufsichtsratsperiode erweisen! Allerdings kann meine Aussage nicht so interpretiert werden, dass die gesamten Anleihegelder die gesamte Zeit auf zins-niedrigen Girokonten liegen. Dies wäre betriebswirtschaftlich unverantwortlich!

Der Betze brennt: In unserem letzten Interview vor drei Jahren hatten Sie die Hoffnung geäußert, dass sich in Kaiserslautern angesiedelte Weltfirmen – als Beispiel nannten Sie John Deere - verstärkt als Sponsor beim FCK engagieren. Wie würde heute Ihre Aussage mit Blick auf die Sponsoren und die vorhandenen Möglichkeiten lauten?

Rombach: Wir stehen weiterhin in engen Kontakten mit regionalen Firmen wie John Deere – auch über meine Arbeit im Rahmen des Fraunhofer-Zentrums. Leider ging es nicht so schnell, wie ich mir das gewünscht habe. Aber jeder der mich kennt, weiß, dass ich nicht so schnell aufgebe und dran bleibe.

Der Betze brennt: Vielen Mitgliedern fällt es schwer, die Arbeit der einzelnen Aufsichtsräte zu bewerten, weil über die Diskussionen und über unterschiedliche Sichtweisen in dem Gremium wenig veröffentlicht wird. Nicht zuletzt daraus resultiert auch der immer wieder zu hörende Vorwurf, dass der Aufsichtsrat nur die Wünsche des Vorstands „abnicke“ anstatt zu „kontrollieren“. Wie könnte man über die Tätigkeit des Aufsichtsrates mehr Transparenz schaffen oder was spricht möglicherweise dagegen?

Rombach: Der Aufsichtsrat arbeitet aufgrund seiner Aufgabe im Hintergrund. Wir begleiten aber alle Entscheidungen kritisch. Unser Ehrenratsvorsitzender hat gerade im aktuellen Mitgliedermagazin des FCK erklärt, dass der Aufsichtsrat alles andere als „abnickt“. Ich bitte dabei auch einmal folgendes zu beachten: Die gegenwärtigen Mitglieder des Aufsichtsrates sind beruflich sehr erfolgreich und haben eine Reputation zu verlieren. Dementsprechend kann man davon ausgehen, dass sie nicht so dumm wären, Entscheidungen ohne kritische Beurteilung „abzunicken“, um dann eventuell in Regress genommen zu werden. Wir diskutieren intern durchaus sehr kontrovers, aber vertreten nach außen Entscheidungen einhellig, unabhängig vom Abstimmungsergebnis! Nur so können wir dem sportlichen Bereich – und das steht ja für alle von uns im Vordergrund – den Rücken freihalten.

Der Betze brennt: Nach dem Abstieg 2012 wurde die Installation eines Sportdirektors noch von Vorstand und Aufsichtsrat mit Verweis auf die Nichtfinanzierbarkeit in der zweiten Liga abgelehnt. Im Sommer 2014 wurde dann – auch unter dem Druck der Fangemeinde – mit Markus Schupp doch ein Sportdirektor verpflichtet, die ersten Erfolge dieser Maßnahme haben sich bereits eingestellt. Warum wurde die Entscheidung für einen Sportdirektor erst so spät getroffen?

Rombach: Bei allem Respekt, aber die Fans haben nicht über den Sportdirektor entschieden. Das wurde im Aufsichtsrat und Vorstand schon lange diskutiert, aber wir wollten zuerst die wirtschaftlichen Voraussetzungen schaffen. Wir waren uns immer bewusst, dass wir irgendwann einen Sportdirektor brauchen. Dieser Bedarf wurde durch die neuen Aufgaben für unseren Vorstand bei Vorbereitung und jetzt Umsetzung des Zukunftskonzepts besonders deutlich. Aber erst die jetzt durch die EU erteilte Umsetzungsgenehmigung gab uns auch die finanziellen Möglichkeiten, diese wichtige Position zu besetzen.

Der Betze brennt: Parallel zur Vorstellung von Markus Schupp wurde auch der Vertrag mit dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz sehr frühzeitig verlängert. Ein Schritt, der im Aufsichtsrat kontrovers diskutiert wurde und an dem im Umfeld des Vereins auch Kritik geübt wurde, weil er relativ kurz vor den jetzt anstehenden Wahlen stattfand. Haben Sie für die Vertragsverlängerung zu diesem frühen Zeitpunkt gestimmt oder dagegen - und warum?

Rombach: Ich habe bereits vorhin über die Bedeutung von Kontinuität gesprochen. Natürlich ist Stefan Kuntz das „Gesicht unseres Vereins“. Man sollte sich immer vor Augen halten und nicht vergessen, unter welchen Umständen Stefan Kuntz den Verein 2008 übernommen hat, und wo wir ihn gemeinsam „Stand heute“ hingeführt haben. Dem Vorstand wurde mit der Betze-Anleihe, die in zehn Tagen sechs Millionen Euro generierte, ein toller Vertrauensbeweis der Anleger entgegengebracht. Der Aufsichtsrat wollte die Verwendung der Anleihegelder und die Umsetzung der gesamten Maßnahmen längerfristig in den Händen derjenigen Vorstände belassen, die das Vertrauen der Anleger besitzen und den Weg bisher erfolgreich beschritten haben. Deshalb erschien es uns wichtig, auch hier ein langfristiges Signal für Verlässlichkeit nach innen und außen zu setzen. Der gesamte Aufsichtsrat – und speziell auch ich – sind der Meinung, dass wichtige Entscheidungen für unseren Verein unabhängig vom Zeitpunkt gefällt werden müssen. Wir wollen nicht das häufig kritisierte Beispiel der Politik nachmachen, nämlich ein Jahr vor Wahlen keine wichtigen Entscheidungen mehr zu treffen.

Der Betze brennt: Alle paar Jahre wieder im Gespräch ist auch eine Ausgliederung und es ist davon ausgehen, dass dieses Thema die nächste Amtsperiode des Aufsichtsrates entscheidend mitprägen wird. Auch bei vielen anderen Vereinen wird emotional darüber debattiert: Der Hamburger SV wurde ausgegliedert, beim SC Freiburg wurde dieser Schritt fast einstimmig abgelehnt, der VfB Stuttgart plant eine Entscheidung im nächsten Jahr. Bezogen auf den FCK gefragt: Sind Sie für oder gegen eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung?

Rombach: Gegenwärtig gibt es bei uns keinen Anlass, um über eine Ausgliederung der Profimannschaft zu entscheiden. Aber selbst wenn wir eines Tages einmal größere Investoren haben sollten, was gegenwärtig nicht absehbar ist, dann stehe ich weiter ohne Wenn und Aber a) zur 50+1-Regel sowie b) zur Nichtverhandelbarkeit des Stadionnamens. Unter TOP 6 der Jahreshauptversammlung werden wir die Mitglieder über die gegenwärtigen Steuerprobleme eines e.V. bei der Investition von Geldern in das Trainingszentrum am Fröhnerhof informieren. Es muss unser aller Interesse sein, eine möglichst effiziente Nutzung der Anleihegelder zu ermöglichen.

Der Betze brennt: Die Abteilung Fußball, welcher der allergrößte Teil der Vereinsmitglieder angehört, liegt seit einigen Jahren brach und existiert rein formal betrachtet gar nicht mehr. Wie beurteilen Sie persönlich die vorgeschlagene Lösung für diese Problemstellung, eine Abteilung „Fans und fördernde Mitglieder“ nach dem Vorbild von Klubs wie Borussia Dortmund oder Eintracht Frankfurt zu gründen, um den betroffenen FCK-Mitgliedern wieder eine echte Heimat innerhalb ihres Vereins zu geben und um auch die Abteilungen neben dem Fußball besser zu unterstützen?

Rombach: Bei diesem Punkt habe ich Verständnis für Unmut bei Teilen der Mitglieder. Jedes Mitglied sollte sich in einer Abteilung zuhause fühlen. Wir haben dazu zwei Möglichkeiten: Entweder eine neu definierte Abteilung Fußball oder eine neue Abteilung wie beispielsweise „Fans und fördernde Mitglieder“. Bisherige Vorschläge fanden weder beim Vereinsrat noch vor dem Amtsgericht Unterstützung. Deshalb wurde der Satzungsausschuss bei der letzten Jahreshauptversammlung beauftragt, einen Vorschlag zu entwickeln. Dies wird geschehen und dann in der bereits angesprochenen außerordentlichen Jahreshauptversammlung im Frühjahr 2015 final entschieden werden. Man sollte sich aber bei dieser Diskussion vor Augen halten, dass die in Ihrer Frage angesprochenen Vereine Dortmund und Frankfurt ihre Fußballabteilungen ausgegliedert haben, und deshalb den Bedarf für eine Abteilung „Fans und fördernde Mitglieder“ gesehen haben.

Der Betze brennt: Abschließend und mit Ihren eigenen Worten zusammengefasst: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen ihre Stimme geben?

Rombach: Ich bitte um die Stimme jedes einzelnen Mitglieds, weil ich a) die notwendigen Erfahrungen in Bezug auf Finanzen habe und jahrelange Erfahrung außerhalb und innerhalb des Vereins besitze, b) weil ich für Kontinuität in Inhalt und Stil im Aufsichtsrat stehe und c) weiterhin mit ganzem Herzen ausschließlich im Interesse des Vereins – ohne jegliche finanzielle oder sonstige Kickbacks – arbeiten werde.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Übersicht: Alle Infos und Artikel zur Jahreshauptversammlung 2014
- Rombach: „Gemeinsam für unseren 1. FC Kaiserslautern“ (vom 09.11.2011)
- Rombach: „Ohne Wenn und Aber für unseren FCK einsetzen“ (vom 30.11.2008)

Kommentare 82 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken