Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Arminia Bielefeld 1:1

Der nächste herbe Rückschlag

Der nächste herbe Rückschlag


Ernüchterung beim 1. FC Kaiserslautern. Durch das 1:1 gegen Abstiegskandidat Arminia Bielefeld haben die Roten Teufel all das wieder zunichte gemacht, was sie sich in den Spielen zuvor mühsam aufgebaut hatten.

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„Nie meeeehr erste Liga“, dröhnte es nach dem Abpfiff aus der höchstens noch zu einem Drittel gefüllten Westkurve. Es war der lauteste Fangesang des Tages. Und einer der bedrückendsten Momente in dieser Saison.

Schon zuvor war der Betze so leer, wie schon lange nicht mehr. Offiziell 22.689 Zuschauer sorgten - vor allem dank der Anstoßzeit unter der Woche um 17:30 Uhr - für einen Minusrekord, abzüglich der nicht anwesenden Dauerkarteninhaber waren sogar weniger als 20.000 Besucher im Fritz-Walter-Stadion. Die einzigen davon, die etwas zu feiern hatten, waren die rund 400 mitgereisten Schlachtenbummler aus Bielefeld.

Als Hauptschuldiger dafür wurde vom Trainer ebenso wie von den Fans Enis Alushi ausgemacht. Der sonst so routinierte Spielgestalter machte kurz vor dem Pausenpfiff den gravierenden Fehler, der zum Gegentor führte: Völlig ohne Not spielte Alushi den Ball am eigenen Strafraum quer - über zwei Meter genau in die Füße von Bielefelds Christian Müller, der sich nicht zwei Mal bitten ließ und das Leder sofort ins Tor knallte (42.) „Unverzeihlich“, nannte Kosta Runjaic diesen Fehlpass nach dem Spiel.

Dabei hatte es bis dahin noch nach einem relativ entspannten Abend ausgesehen. Der FCK spielte nicht gut, aber gut genug für Bielefeld. Ausgerechnet Innenverteidiger Willi Orban war es vorbehalten, nach schwierigem Beginn den Abwehrriegel der Ostwestfalen zu knacken: Mit einem traumhaften Heber aus 25 Metern überwand „Williiii“ den unsicher wirkenden Stefan Ortega im Tor der Arminen und sorgte für das zunächst beruhigende 1:0 (36.). Das musste es doch jetzt sein, oder? Die Roten Teufel hatten neues Selbstvertrauen getankt und spielten in den nächsten fünf Minuten wie ausgewechselt. Nach einer Flanke von Simon Zoller drückte Srdjan Lakic den Ball per Kopf an den Pfosten, Alexander Ring setzte den Nachschuss aus sieben Metern neben das Tor. Das war die große Doppelchance auf den zweiten Treffer, welcher wohl spielentscheidend gewesen wäre. Doch dann kam der Fehlpass von Enis Alushi.

Nichtsdestotrotz wäre es unfair, dem danach sofort ausgewechselten Alushi die Alleinschuld an der gefühlten Niederlage gegen den Abstiegskandidaten zu geben. Dem FCK blieben nach dem Gegentor immerhin noch die Halbzeitpause zum Sortieren und komplette 45 Minuten zum Reagieren. Aber es kam keine Reaktion. Querpässe, Unkreativität, Leerlauf - das ist selbst gegen den Tabellenvorletzten zu wenig. Zum wiederholten Male zeigte sich die Mannschaft nicht imstande, nach einem Rückschlag wieder aufzustehen und das Motto „Lautrer geben niemals auf“ zu leben. Deshalb setzte es nach dem Spiel den Denkzettel der Fans, die nach der x-ten Enttäuschung auch langsam resignieren, aber in den nächsten Partien trotzdem wieder ihren Mann stehen werden.

Auch Kosta Runjaic wirkt ratlos. Die Aufbruchstimmung, die der Trainer noch im Spätherbst verbreitet hatte, ist zum Frühlingsbeginn total verpufft. Runjaic muss mit einem Kader leben, den er nicht selbst zusammengestellt hat und der trotz erstklassiger Einzelspieler nicht für die Erstklassigkeit zu reichen scheint. Am sichtbarsten wird dieser Makel am Fehlen eines „Zehners“, eines kreativen Mittelfeldspielers für die entscheidenden Situationen in der Offensive. Diesen Vorwurf wiederum muss sich vor allem die Vereinsführung um Stefan Kuntz gefallen lassen, die unabhängig von allen Momentaufnahmen die Hauptverantwortung für Erfolg und Misserfolg trägt. Quo vadis, FCK?

Ironie des Schicksals: Dank dem Punkt gegen Bielefeld ist der FCK in der Tabelle sogar geklettert und steht nun auf dem 4. Platz, ist also erster Verfolger der Topteams. Der Rückstand auf Köln, Fürth und Paderborn ist allerdings gewachsen - vier Punkte sind es momentan auf Relegationsplatz, sechs auf den direkten Aufstiegsplatz. Als nächste Aufgabe steht nun am Samstag das Derby beim Karlsruher SC an, das vielleicht eine gute Gelegenheit bietet, einfach mal alle Gedanken über Tabellenplätze und Aufstiegshoffnungen beiseite zu schieben.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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