Kummt Senf druff

Unsere total, total verrückte FCK-Welt

Unsere total, total verrückte FCK-Welt


Nicht mal mehr eine Woche. Dann geht’s wieder los. Und nach dem Gesetz der Serie wird auch 2014 wieder ein total, total verrücktes FCK-Jahr, wie DBB-Autor und Filmliebhaber Marky in seiner Kolumne feststellt. In der Hauptrolle: Srdjan Lakic als „The Dark Knight“.

In meiner Kindheit ist an Silvester immer ein Film gelaufen, der mir ganz besonders an Herz gewachsen ist. Er beginnt so, dass ein Ganove mit seinem Auto von der Straße abkommt und einen Abhang hinunterstürzt. Mehrere andere Fahrer kommen ihm zu Hilfe. Bevor er stirbt, kann er ihnen gerade noch sagen, dass er in einem Park einen Geldschatz vergraben hat, unter einem „großen W“. Was dann in den folgenden drei Stunden folgt, ist mit wilder Achterbahnfahrt nur unzureichend beschrieben; ja hinterher meint man, endgültig den Verstand verloren zu haben. Die Rede ist von Stanley Kramers „It’s a Mad, Mad, Mad, Mad World“ (auf deutsch: „Eine total, total verrückte Welt“) - und die vier Mal „Mad“ sind gerechtfertigt.

Nicht unwahrscheinlich also, dass ich mir wegen der Affinität zu solchen Stoffen den FCK als Verein ausgesucht habe. Schauen wir uns allein die Drehbuch-Kniffe der letzten sechs Jahre an:

2008 - scheue Rehe, Wut am Zaun, Angst vor dem Untergang, Milan Sasic, Stefan Kuntz, Herzblut, 18. Mai, Josh Simpson, Wiederauferstehung.

2009 - Sasic weg, irre Trainersuche, Marco Kurz - nur dritte Wahl, aber Siege in Serie, Herbstzweitligameister.

2010 - vergeigtes Aufstiegsheimfinale, Hunderte FCK-Fans am Bornheimer Hang, Aufstiegsheld Cidimar (FSV Frankfurt), 2:0 gegen Bayern, 5:0 gegen Schalke.

2011 - schwarze Woche im Januar (Lakic im falschen Trikot, Pokal-Aus in Duisburg, Heimniederlage gegen Mainz), acht Spiele ohne Sieg, trotzdem Platz 7 am Ende, über 46.000 im Schnitt, Sommer-Theater um Trapp, Shechter und RSP betreten die Bühne.

2012 - Sandro Wagner, 21 Spiele in Folge ohne Sieg, Krassimir Balakow, Abstieg ohne Kampf und ohne Tränen, Zittern um Ehrmann-Verbleib, Sommer-Großeinkauf, Franco Foda, Mo Idrissou, 3:3 gegen Union, chronische Ausgleichs-Angst, Winterdepression.

2013 - Doch noch Platz drei, Relegation, „Unzerstörbar“, Sinsheim, Lautern allez, Spalierstehen am Betze, Olé rot-weiß, Tränen, Top-Start in ein neues Zweitligabenteuer, jäher Absturz in Aalen, Foda raus, Blamage in Sandhausen, Runjaic rein - vom DBB-Geheimtipp zum Coach, Comeback in Köln, entfesselte Teufel am Betze, Sturm bis auf Platz 1, prompte Niederlage in Dresden, zwei Heimniederlagen in Folge. Ein Winter-Deja-Vu? Nein - dank Simon Zoller...

Und das sind nur sechs Jahre. Zuvor sind wir sogar mal abgestiegen, Pokalsieger geworden, ...

Auch 2014 nimmt die FCK-Story rasant Fahrt auf …

Auch 2014 geht’s schon wieder besser los, als es sich ein Hollywood-Regisseur ausdenken könnte: Srdjan Lakic kehrt zurück! Der meist diskutierte FCK-Spieler der letzten Jahre! Erst gefeiert - sieben Treffer in der Aufstiegsaison, darunter das wichtige Kopfballtor in Bielefeld. Elf Tore in der Bundesliga-Hinrunde - dann verflucht, beschimpft, verdammt.

Ja, wir haben ihn besonders geliebt, diesen hoch aufgeschossenen Spieler. Wegen seiner Ausstrahlung auf dem Platz, wegen seines Killerinstinkts, wegen seiner Härte gegenüber sich und anderen. Wir haben ihn in Koblenz angefleht, zu bleiben, was er artig beklatschte und doch in der VW-Stadt unterschrieb. Mit dem Trikot-Foto hat er uns das Herz rausgerissen. Die auch finanziell so schmerzliche Pokalniederlage in Duisburg geht auf seine Kappe. Wir haben versucht stillzuhalten, aber es tat zu sehr weh; und es kam, was kommen musste: „Lakic raus“ auf den Rängen, erst ein Dutzend, dann Tausend. Mindestens genauso viele hielten dagegen. Wir kloppten uns untereinander. Wegen ihm. Er stellte sich. Nach dem Spiel. Am Zaun. Und er kämpfte sich zurück. Machte die wichtigen Tore in Stuttgart und auf Schalke, schickte seinen späteren Arbeitgeber fast in Liga zwei.

Aus finanzieller Sicht war Wolfsburg sicherlich die beste Entscheidung in Lakic’ Fußballerkarriere. Der Kroate hat immer wieder beteuert, dass er das Angebot annehmen musste. Schon allein, um seiner Familie ein geldsorgenfreies Leben zu garantieren. Dieter Hoeneß war damals im Goldrausch, er machte Lakic ein Angebot, das wohl kein Fußballer ausgeschlagen hätte. Doch der Fußballer Lakic hat teuer bezahlt, sehr teuer. Aus sportlicher Sicht, war der Wechsel nach Wolfsburg die schlechteste Entscheidung in Lakic’ Karriere. Hoeneß ging, Magath kam und der Alptraum begann. „Quälix“ machte dem Stürmer öffentlich klar, dass er unter ihm nicht zum Einsatz kommen werde. Lakic flüchtete zum nächsten, finanziell unabhängigen Plastikclub nach Hoffenheim, wurde bei deren Auswärtsspiel am Betze mit Geldscheinen verhöhnt. Doch auch Hopp & Co. schoben den stolzen Stürmer schnell aufs Abstellgleis und mit Fahrkarte ohne Rückschein nach WOB zurück. Die jüngste Station auf Lakics Tour der Leiden: Frankfurt, Armin Veh…

... in der Hauptrolle: Srdjan Lakic als „The Dark Knight“

Und nun kehrt der 30-Jährige zurück, in seine alte Torfabrik. Manche freuen sich dort auf ihn, manche nicht. Keinem kann man es verübeln. Lakic ist das bewusst. Er war mal ein Leader, das passende Gegenstück zu Martin Amedick. Wenn Amedick „Der weiße Ritter“ war, dann war Lakic „The Dark Knight“. Beide konnte der FCK in ihren Führungsrollen nie ersetzen.

Die Personalie Lakic hat uns alle aus unserem Winterschlaf gerissen. Die Betriebstemperatur in der Hölle, die in letzter Zeit, nur noch ein Höllchen war, ist schlagartig angestiegen. Der Zeiger steht auf laut, es liegt Pulverdampf in der Luft.

Was Lakic und die FCK-Fans vereint: Beide blicken auf zwei Jahre zurück, die schmerzen. Für beide wird es Zeit, nach vorne zu schauen. Mit Wut im Bauch.

Ob beide Lager zu ihrer alten Form zurückkehren? Ob der Schatz unter dem großen „W“ gehoben werden kann - „W“ wie „Wiederaufstieg“. Das ist alles noch unklar. Aber eines steht schon jetzt fest: Auch 2014 wird ein total, total verrücktes FCK-Jahr werden, das uns fast den Verstand rauben wird.

Film bzw. Rückrunde ab!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky

Weitere Links zum Thema:

- „Eine total, total verrückte Welt“ auf Wikipedia
- Größere Ansicht unseres FCK-Filmplakates: „Eine total, total verrückte FCK-Welt“

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