Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - MSV Duisburg 2:1

Heimsieg! Endlich! Aber Betze war das nicht!

Heimsieg! Endlich! Aber Betze war das nicht!


Da wartet man fast ein Jahr auf den ersten Heimerfolg, stellt sich vor, was wohl nach solch einem Sieg passieren würde... Und dann kommt alles ganz anders: Trotz der drei Punkte im Sattel reitet man Betze-unbefriedigt vom Berg. Der dazu von Duisburger Alt-Hools geschändet wird, die auf Frauen und Kinder eindreschen.

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Ich respektiere alle, die nach dem 2:1 des 1. FC Kaiserslautern gegen den MSV Duisburg an diesem spätsommerlichen Sonntag Meinungen vertreten wie „Hauptsache gewonnen“ oder „In paar Wochen kräht kein Hahn mehr danach...“; die darauf hinweisen, dass es eben „ausgleichende Gerechtigkeit“ sei, da ja gegen Union und Sechzig schon ein Sieg verdient gewesen wäre...

Aber ich kann nicht aus meiner Haut raus, die seit fast zwei Jahrzehnten der rauen Kaiserslauterer Berg-Luft ausgesetzt ist. Das, was ich heute gesehen habe, war über weite Strecken Betze-unwürdig. Und da muss man außer Tobias Sippel und den Siegtorschützen Mimoun Azaouagh fast alle Spieler in den Sack stecken. Mit welcher Einstellung seid ihr heute eigentlich in dieses nicht gerade unwichtige Spiel gegangen - schließlich galt es, diese erschreckende, saisonübergreifende Heimserie schnell zu beenden, bevor sie womöglich noch zu einem Heim-Trauma ausartet.

Wenn aus dem zweiten guten Spielzug in der ersten Halbzeit - an beiden war Mo Idrissou beteiligt - das 1:0 durch Hendrick Zuck fällt, so kurz vor der Pause, so psychologisch wichtig. Wie ist es dann zu erklären, dass man so verschlafen, so uninspiriert, so ganz ohne Biss und Siegeswillen die zweite Hälfte angeht. Dachte die Mannschaft, das Spiel sei schon gewonnen? Verließ man sich wieder auf die individuelle Qualität, die schon in Dresden und Aalen den Unterschied gemacht hatte? War man erschrocken über das mutige, geradlinige Spiel der Duisburger?

Den Trainer, der so akribisch arbeitet, dass er von FCK-Neuzugang Florian Riedel mit Lucien Favre verglichen wird, muss man nicht in Verdacht haben. Er hatte vor der Saison Duisburg sogar als Aufstiegskonkurrent auf dem Zettel. Er hatte vor der Partie eindringlich gewarnt, nicht auf die Tabelle zu gucken. Aber in der allgemeinen Hochstimmung der Länderspielpause, die auffallend häufig betont wurde, muss dieses Signal wohl untergegangen sein.

Wir haben ein besch... Saison hinter uns. Vor allem zu Hause. Mit „Pussy“-Fußball, wie im Forum von „Der Betze brennt“ mal einer treffend schrieb. Dies kann kein Fan auch nach dem bisher sehr ordentlichen Start einfach ausblenden. Und dann stößt es umso saurer auf, wenn der FCK am Betze weniger Zweikämpfe annimmt und gewinnt als der Gegner. Das war gegen die Löwen so und auch heute gegen die Zebras. Da braucht man nicht mal einschlägige Statistik-Seiten aufzusuchen. Das hat jeder gesehen.

Ich will hier keinen an den Pranger stellen. Aber ich verstehe es als Zeichen der Selbstkritik, dass heute nach Spielende, kaum einer Anstalten machte, in Richtung Kurve zu marschieren. Bezeichnend, dass Gerry Ehrmann vorne raus ging. Bezeichnend, dass sein Torwartsohn Sippel mit Sprechchören gefeiert wurde. Das sagt viel über dieses Spiel aus.

Als sich abzeichnete, dass die Passivität der Lautrer in der zweiten Halbzeit zwangsläufig zum Ausgleich führen würde, stand das „Sippelsche“ wie ein Fels in der Brandung. Umso bitterer, dass ihn die Abwehr - nachdem er unmittelbar zuvor zwei Unhaltbare gehalten hatte - im Stich ließ. Folge war das hoch verdiente 1:1 durch Valeri Domovchiyski, das von den mitgereisten, sang- und klatschfreudigen 1.500 MSV-Fans frenetisch gefeiert wurde.

Doch dann machten die durch den Trainerwechsel befreit, beflügelt auftretenden Meidericher einen folgenschweren Fehler: Sie zogen sich Meter um Meter zurück, agierten nicht mehr so aggressiv gegen den Ball wie zuvor. Statt der ganz nahen drei Punkte, gaben sie sich mit einem Punkt zufrieden - und gingen leer aus. Foda nahm Alexander Baumjohann und Zuck runter, brachte Ilian Micanski als zweiten Stürmer und Mimoun Azaouagh - den Siegtorschützen. Ein (!) Schuss in der zweiten Halbzeit, ein Tor, die Lautrer. Als weitere Höhepunkte könnte man noch wohlwollend die ersten Minuten von Kwame Nsor im Lautern-Trikot und die Sekunden vor Spielende einberufene, Taschentuch-Auf Wiedersehen-Aktion nennen. Diese sollte wohl ausdrücken, dass der Heim-Fluch endlich besiegt ist. Na ja. Da hatte die intelligente, wenn auch in der Ausführung nicht perfekt gelungene Choreographie vor dem Spiel (Fotos auf „Der Betze brennt“) mehr Aussagekraft.

Nach einem Vier-Mal-Hände-in-die-Höhe machten sich dann Spieler und Fans auf den Heimweg, wo ich Zeuge eines feigen, an menschlicher Dummheit nicht zu überbietenden Angriffs wurde: Am Eingang Ost hatte sich eine kleine Truppe Duisburger - ganz in schwarz - versammelt. Deren Anführer, nur reif an Jahren, überredete seine ebenfalls nicht mehr jugendliche Gefolgschaft mit der Dumm-Parole „Hey, wir sind Duisburg, wir zeigen’s denen“ Richtung Südtribüne. Nach paar Metern ging es dann mit „Hey ihr Fotzen“ zur Sache. Gegen Normalos, Frauen, Kinder - was halt so gerade greifbar war. Unglaubliche Szenen. Fanunwürdig. Menschenunwürdig. Euch soll der Teufel holen, ihr frustrierten Taugenichtse!

Zurück ins 21. Jahrhundert, zur Zivilisation, zum Sport: Also Mannschaft, arbeitet unter der Woche hart und konzentriert. Die Hertha kommt. Mit Maik Franz, mit Sandro Wagner, mit Sami Allagui, mit Jos Luhukay - denen will bestimmt keiner auf dem Berg beim Jubeln zugucken. „Wir woll'n Euch kämpfen sehen!“

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky

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