Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Nürnberg 0:2

Vorentscheidung vertagt

Vorentscheidung vertagt


Bei angenehmem Fußballwetter standen sich vor ausverkauftem Haus, also 49.780 Besuchern im Fritz-Walter-Stadion, die Traditionsvereine aus Kaiserslautern und Nürnberg gegenüber. Für beide Teams ging es um viel: Während die Roten Teufel noch ein paar Punkte für den Klassenerhalt brauchen, wollen die Clubberer mit aller Macht noch Mainz von den Europapokalplätzen verdrängen. Für 90 spannende Minuten war also gesorgt!

Rund um das Spiel gab es allerdings auch ein paar überflüssige Randerscheinungen. Als dritte Fangruppe sorgten einige Rostocker, deren Team in Saarbrücken spielte, für Unruhe im Zug und am Bahnhof. Ebenfalls am Bahnhof gab es zur Mittagszeit außerdem eine Keilerei zwischen Lautrern und Nürnbergern, und auch sonst war über den Tag verteilt immer mal wieder Feuer in der Luft. So etwas braucht nun wirklich kein Mensch!

Das Spiel selbst begann mit einem Fahnenmeer auf den Rängen, die „Generation Luzifer“ hatte einen entsprechenden Aufruf verbreitet. Viele Fans beteiligten sich an dieser Aktion, auch auf der Südtribüne, sodass ein buntes Bild entstand. Lautstark wurde es nicht nur zu Beginn, als sich der Nürnberger Keeper Raphael Schäfer in Richtung Westkurve begeben und nach seinen provokanten Äußerungen im Vorfeld der Partie wütende Pfiffe von dort anhören musste. Aus Nürnberg war derweil ein richtig starker Anhang angereist, ca. 6.000 Leute insgesamt. Optisch zeigten sie einige Schwenkfahnen und Doppelhalter.

Der FCK, ohne Jimmy Hoffer und somit nicht im offensiveren 4-4-2-System, dafür mit Stiven Rivic für Oliver Kirch in der Anfangsformation, begann durchaus kampfstark und ging mutig in die Zweikämpfe. Nach gut zehn Minuten jedoch übernahmen die Gäste mehr und mehr die Kontrolle und erarbeiteten sich ein optisches Übergewicht. Der Ball lief jetzt phasenweise gut und flüssig durch die Reihen der Clubberer, während der FCK Mühe hatte, ein Gegentor zu verhindern. Kevin Trapp verhinderte bald mit mehreren guten Paraden die Gäste-Führung und wurde zum Rückhalt seiner Mannschaft. Nach vorne hingegen ging deutlich zu wenig, Alleinunterhalter Srdjan Lakic hing zumeist in der Luft. Durch die Mitte gelang nicht viel und die Flügel zeigten sich häufig stumpf. Lediglich zwei oder drei gute Flanken von links konnten verbucht werden, unter dem Strich bis zur Pause jedoch so gut wie keine Torgefahr.

Anders die Franken: Nach schöner Vorarbeit von Timothy Chandler setzte sich Christian Eigler, der zuvor bereits zweimal gefährlich war, gegen Florian Dick durch, dessen Vertragsverlängerung am Spieltag bekannt wurde, und nickte zur großen Freude des Gästeanhangs zur Halbzeitführung des FCN ein (34.). Trapp verhinderte anschließend sogar noch Schlimmeres. Beschwerden durfte sich nach diesem Spielverlauf kein Lautrer über das Zwischenergebnis. Die Clubfans lieferten einen insgesamt sehr guten Support ab, waren im Laufe des Spiels unter Beteiligung fast ihres gesamten Anhangs immer wieder laut zu hören. Die FCK-Fans wurden zwar zwischendurch immer mal wieder laut, mussten aber auch einige schwächere Phasen durchstehen. Auswärts waren die Anhänger der Roten Teufel jedenfalls oft schon erheblich lauter als beim heutigen Heimspiel.

In der Halbzeit tönten bald die bekannten „Jimmy“-Rufe durchs Stadion, also kam Hoffer. Für Rivic, richtige Maßnahme des Trainers. Gleich wurde es lebendiger in der Nürnberger Hälfte, der FCK versuchte nun deutlich mehr als vor dem Wechsel. Hoffer wirkte sehr agil, nahm aktiv am Spiel teil und wurde gefährlich. Nach mehreren guten Szenen vergab er Mitte des zweiten Abschnitts die beste Chance, als er nach glänzender Vorarbeit von Jan Moravek am herausstürzenden Schäfer scheiterte. Die hundertprozentige Ausgleichschance war vertan! Gerade in einer Phase, als der FCK wirklich am Drücker war. Der Club merkte dies und reagierte mit Zeitspiel, unter anderem ließ sich Torwart Schäfer von einem Mitspieler eine satte Minute lang seinen offenen Schuh binden.

Kurz darauf gab es einen Eckball für die Nürnberger - beziehungsweise sollte es ihn geben. Denn als ein Feuerzeug in seiner Nähe auf den Rasen fiel, hob Clubspieler Mehmet Ekici es auf und brachte es zu Schiedsrichter Guido Winkmann. Der bereits vorher häufig vom Publikum kritisierte Unparteiische forderte sofort Stadionsprecher Horst Schömbs auf, mäßigend auf das Publikum einzuwirken. Als der Eckstoß dann endlich ausgeführt werden sollte, flog ein leerer Bierbecher wiederum in die Nähe von Ekici und nun unterbrach der Schiri die Partie für geschlagene drei Minuten. Trainer Marco Kurz sowie die Co-Trainer Oliver Schäfer und Roger Lutz liefen zur Westkurve, um beruhigend auf die FCK-Fans einzuwirken. Als dann noch Vorstandsboss Stefan Kuntz zum Schiri auf den Rasen lief und sich nach kurzem Gespräch mit ihm hinter der Eckfahne postierte, war alles wieder ruhig und das Spiel konnte fortgeführt werden. Ein junger Fan aus Block 6.1 wurde anschließend als potentieller Werfer identifiziert und abgeführt.

Die Nürnberger spielten weiterhin ruhig und besonnen, kamen aber nur noch gelegentlich zu gefährlichen Kontern. Der FCK hatte hingegen zwei Riesenchancen zum Ausgleich. Eine knappe Viertelstunde vor dem Ende wurschtelte sich Hoffer an zwei Verteidigern vorbei, zog mit links aus rund 16 Metern ab, verfehlte das Tor aber um etwa einen halben Meter. Starke Aktion, Jimmy! Kurz darauf lief Lakic aus spitzem Winkel aufs Tor zu, umkurvte Schäfer, hob den Ball aber über das Tor. Nun war es zum Haareraufen, der Ausgleich wäre in dieser Phase nicht unverdient gewesen. Chadli Amri und Martin Amedick als zusätzlicher Stürmer (!) kamen in der Schlussphase noch für Adam Hlousek und Leon Jessen ins Spiel. Doch es kam, wie es fast kommen musste: In der Nachspielzeit vollendete der eingewechselte Robert Mak einen Konter zum 2:0 für den Gast (90.).

Ein insgesamt verdienter Sieg für die Mannschaft mit der besseren Technik und klügeren Spielanlage. Dennoch wäre für den FCK ein Punkt drin gewesen. Diesen sollte man sich nun möglichst auf Schalke holen, um im darauf folgenden Heimspiel gegen St. Pauli etwas weniger Druck zu haben.

Nach dem Schlusspfiff leerte sich der Betze relativ schnell, lediglich der Gästeanhang feierte noch ausgiebig den Sieg und sang vom Europapokal. Die verbliebenen FCK-Fans spendierten ihrer Mannschaft dennoch viel aufmunternden Applaus und verabschiedeten das Team mit „You'll never walk alone“. Lautern hat es zwar verpasst, einen vorentscheidenden Schritt zum Klassenerhalt zu machen, hat es aber dennoch weiterhin in der eigenen Hand, diesen zu schaffen. Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt fünf Punkte, zwölf Zähler sind insgesamt noch zu vergeben. Zwei bis vier Punkte in den letzten vier Spielen sollten reichen!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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