Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - SC Freiburg 2:1

Fast wie früher, oder: Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! (90.+2)

Fast wie früher, oder: Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! (90.+2)


Als am Samstag um 17:18 Uhr der Betze-Roar die Pfalz erschütterte, war den meisten Fußballfans mehr als nur ein Stein vom Herzen gefallen. Ihr 1. FC Kaiserslautern hatte in allerletzter Sekunde den SC Freiburg besiegt und konnte damit in einer dramatischen Schlussphase dieses Bundesliganachmittags die Abstiegsplätze verlassen. Held des Tages: Jimmy Hoffer!

41.015 Zuschauer pilgerten zu des Frühlings Erwachen ins Fritz-Walter-Stadion. Darunter waren auch knapp 1.500 Gästefans, die einige Schwenkfahnen und zur zweiten Halbzeit etwas Pyrotechnik zeigten, gesanglich aber nur wenige Akzente setzen konnten. Von Seiten der Westkurve wurde heute erstmals das gewohnt imposante „You'll never walk alone“ zum Einlaufen der Mannschaften zelebriert, in Block 8.3 gab es zeitgleich eine schöne Aktion mit roten Luftballons zu sehen. Außerdem wurden einige Spruchbänder präsentiert, wobei neben der Kritik an der Presseberichterstattung vom Frankfurt-Spiel insbesondere der strauchelnde FCK-Torjäger Srdjan Lakic weiter aufgemuntert wurde.

Doch bis zum Anpfiff waren die Lakic-Transparente merklich weniger geworden, denn es gab einige Überraschungen bei der Aufstellung: Mit dem kroatischen Mannschaftskapitän sowie Schlussmann Tobias Sippel fielen gleich zwei Stammspieler verletzungsbedingt aus. Im Tor kam somit Kevin Trapp kurzfristig zu seinem Bundesligadebüt und im Angriff setzte Trainer Marco Kurz erstmals seit langem auf zwei Stürmer - Adam Nemec und Jimmy Hoffer sollten den Freiburgern einheizen.

Was dann nach dem Anpfiff von Schiedsrichter Peter Sippel folgen sollte, waren mehrere „Fast wie früher“-Momente. Zunächst übernahm der FCK das Kommando und kam zu ersten Chancen, doch die Standardsituationen von Adam Hlousek führten noch nicht zum Erfolg. Entsetzen dann allerdings Mitte der ersten Halbzeit: Ein eigentlich harmloser Freistoß der Freiburger führte zu einem Kopfballduell zwischen Nemec und Oliver Barth, der Lautrer Stürmer erwischte den Ball unglücklich und ließ Nachwuchskeeper Trapp keine Chance - 0:1 aus Sicht des FCK (21.). Führung für die Gäste, naja, auch das gab es früher des Öfteren. Noch war nichts verloren!

Damals gab es nach solchen Rückschlägen ein Powerplay der Gastgeber, gerne mal mit vergebenen Großchancen, und das war auch heute so. Nur fünf Minuten nach dem Rückstand waren es binnen Sekunden der wiedergenesene Ivo Ilicevic, Jan Moravek und Florian Dick, die am Pfosten, am Freiburger Schlussmann und am zu niedrigen Tor scheiterten. Argh! Jetzt war die Stimmung voll da und der Betze bebte. Wenig später fiel dann der quasi herbei geschriene und von den Roten Teufeln erzwungene Ausgleich. Ilicevic tankte sich nach innen durch, passte auf Nemec und der schob den Ball diesmal ins richtige Tor (33.). 1:1! Kurz vor der Pause gab es dann eine erneute Doppelchance, doch Dick scheiterte an Cedric Makiadi und der Torlinie sowie im Nachschuss Moravek an SCF-Keeper Oliver Baumann.

Nach dieser aufregenden ersten Halbzeit mussten sich einige Westkurvler erstmal am Bierstand stärken, so dass die Stimmung mit dem Start der zweiten 45 Minuten zunächst etwas abflachte. Zugegeben, auch das gab es früher öfter. Neben dem Stadionsound flachte aber auch das Spiel merklich ab, nach rund 70 Minuten gab es im FCK-Team sogar schon die ersten Krämpfe zu beklagen. Doch Trainer Kurz sah auch an diesem Samstag von zu vielen und zu frühen Wechseln ab und brachte lediglich zehn Minuten vor Spielende Ilian Micanski für den „Doppeltorschützen“ Nemec. Die besseren Chancen hatten zu diesem Zeitpunkt sogar die Gäste, während die auffälligste Szene in der Lautrer Offensive eine nicht geahndete Notbremse von Barth gegen Hoffer. Doch dann kam die Nachspielzeit!

Das Spiel war eigentlich schon aus und der FCK hatte auch in der Schlussphase kaum brauchbare Offensivaktionen (nicht wie früher!), doch aus einem eigentlich sicheren Einwurf für den SCF schafften sie es noch ein letztes Mal in die gegnerische Hälfte. Der gewohnt emsige Außenverteidiger Dick führte das Leder, flankte es in hohem Bogen in den Freiburger Strafraum, dort stand Hoffer plötzlich frei vor dem Tor, nahm den Ball an und hämmerte ihn knallhart unter die Latte. Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaa! (90.+2)

Das war genau wie früher! Unfassbar! Unglaublich! Aber wahr! Der erste Bundesligasieg im FCK-Jahr 2011, herausgeballert vom Strafraumkiller „Jimmy die Tulpe“! Die Roten Teufel hatten das Pech der letzten Wochen endlich umgedreht und den Knoten zum Platzen gebracht. Doch nicht nur das: Ebenfalls in der 92. Minute hatte Nürnberg beim direkten FCK-Konkurrenten Wolfsburg gewonnen, bereits kurz zuvor Schalke den Sieg gegen Rückrunden-Schlusslicht Frankfurt klar gemacht. Was für ein Fußballnachmittag!

Binnen weniger Minuten kletterte der FCK vom Abstiegsplatz auf den zwölften Rang, der aufgrund der ausstehenden Spiele der restlichen Konkurrenz aber vorerst eine Momentaufnahme bleiben wird. Daran dachte beim Jubel nach Spielende aber freilich niemand, die Mannschaft zelebrierte den lange ersehnten Dreier viel lieber mit einer ausgiebigen Ehrenrunde inklusive enthusiastischem Showdown vor der Westkurve. Wir sind wieder da!

Am Freitag treten die Roten Teufel nun bei Schlusslicht Mönchengladbach an, ehe eine einwöchige Länderspielpause folgt. Der spannende Endspurt der Bundesligasaison 2010/11 beginnt jetzt erst so richtig - und der FCK ist mittendrin!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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