Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - TSG Hoffenheim 2:2

Viel Applaus für starken FCK-Auftritt

Viel Applaus für starken FCK-Auftritt


Da hatten wir ihn nun, den ersten Bundesligaauftritt des Traditionsvereins 1. FC Kaiserslautern gegen das sogenannte „Projekt“ TSG Hoffenheim. Während es im Katastrophenjahr 2007/08 bereits zwei denkwürdige Vergleiche im Unterhaus gab, begegneten sich die Kontrahenten nun mehr oder weniger auf Augenhöhe. Und es sollte ein tolles Spiel werden, bei dem natürlich auch Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp einmal mehr sein Fett weg bekam.

44.453 Besucher wollten sich bei herrlichem Wetter die Begegnung des Tabellenfünften gegen den Spitzenreiter nicht entgehen lassen. Darunter fanden sich etwa 2.500 Gäste aus Sinsheim ein, die einige Schwenkfahnen und gelegentlich auch etwas Support zeigten - bis hinüber zur Westkurve waren die Gesänge der Hoffenheimer aber nur selten zu hören. Und im Gegensatz zum letzten Vergleich vor zweieinhalb Jahren hingen diesmal sogar ein paar Zaunfahnen vorm Gästeblock. Von den FCK-Fans wurden die Gegner, wie nicht anders zu erwarten, mit einem gellenden Pfeifkonzert sowie mit eindeutigen Sprechchören und Plakaten begrüßt. Da von Seiten des Vereins die Namensnennung auf Spruchbändern untersagt wurde, zeigte die Westkurve ihre Kreativität und präsentierte Transparente wie „Ihre Jugendarbeit ist top, Herr ...“ - bei der Mannschaftsaufstellung ohne jeglichen Spieler aus dem Hoffenheimer Nachwuchs - oder „Hepp, du Dopp“. Weitere Spruchbänder nannten das Übel ohne Erlaubnis des Vereins direkt beim Namen, außerdem wurde unter anderem auf die im Oktober stattfindende bundesweite Fandemo in Berlin aufmerksam gemacht.

FCK-Trainer Marco Kurz hatte den in Mainz gesperrten Ivo Illicevic erwartungsgemäß wieder in die Startformation beordert und dafür Stiven Rivic auf die Bank gesetzt. Das Sturmduo der Roten Teufel bildeten erneut Srdjan Lakic und Jimmy Hoffer. Zu Beginn machten die technisch starken Gäste den besseren Eindruck, kamen zu ersten gefährlichen Ansätzen, bevor nach gut zehn Minuten der FCK mehr und mehr die Initiative übernahm. Sehr gut vorgetragene Angriffe, abgeschlossen etwa durch Leon Jessen, Christian Tiffert oder Hoffer, brachten einige gefährliche Momente vor dem TSG-Tor. Auch spielerisch konnten die Gastgeber immer wieder Akzente setzen und waren nach gut einer halben Stunde deutlich tonangebend, versäumten es aber, die fällige Führung zu markieren. Stattdessen stand es plötzlich 0:1, als ein Konter über Demba Ba zu Luis Gustavo führte, der aus kurzer Distanz mühelos einschieben konnte - der erste Fehler der Lautrer Abwehr wurde gleich eiskalt bestraft (39.). Die zunächst gute Stimmung war gegen Ende der ersten Halbzeit abgeflacht, wobei festzustellen ist, dass auch der verbale Gegner aus dem Gästeblock nahezu komplett ausfiel. Zur Pause wurden dann vom Ordnungsdienst einige Hopp-kritische Transparente dezent entsorgt.

Der FCK kam ohne Personalwechsel aus der Kabine und legte sogleich wieder den Vorwärtsgang ein, wofür er umgehend belohnt wurde. Eine herrliche Flanke von Tiffert drückte der wieder enorm wuselige Hoffer per Kopf ein (46.). Jetzt glich der Betze einem Tollhaus, die Fans waren aus dem Häuschen. Plötzlich war wieder alles drin, trotz des vorigen Rückstands gegen die auch in der Abwehr starken Hoffenheimer.

Es entwickelte sich eine faszinierende Partie, in der die Roten Teufel endgültig das Zepter des Handelns übernahmen und es bis zum Schlusspfiff nicht mehr aus der Hand gaben. Herausragend spielten dabei wieder einmal Illicevic links offensiv, im Strafraum Hoffer und über rechts der erneut äußerst agile Florian Dick. Der FCK war nun fast permanent im Vorwärtsgang, selbst Abwehrrecke Martin Amedick hielt sich minutenlang in der gegnerischen Hälfte auf. Hoffenheim hingegen fiel nur noch durch vereinzelte Konter auf. Mitte der zweiten Halbzeit rettete dabei Tobias Sippel einmal mit einer Weltklasseparade im langen Eck, wobei viele Zuschauer nicht mitbekommen hatten, dass die Szene wegen Abseits bereits abgepfiffen war.

FCK-Trainer Kurz wechselte nicht ein einziges Mal. Sicher ungewöhnlich, dennoch nachvollziehbar, weil keiner seiner Jungs abfiel und die Truppe weiterhin Vollgas gab. Die Schlussviertelstunde wurde spektakulär eingeleitet: Nachdem Jiri Bilek einen Eckball von Tiffert weitergeleitet hatte, drückte erneut Hoffer aus kurzer Distanz ein (75.). Nun kannte der Jubel fast keine Grenzen mehr und die „Jimmy“-Rufe aus der Westkurve waren richtig laut. Das Spiel war gedreht! Doch leider nicht lange. Der insgesamt zu theatralische Schiedsrichter Peter Gagelmann erkannte nach einem Handspiel von Amedick, trotz Abseitsstellung von Vedad Ibisevic, auf Freistoß für die Gäste. Diese verlangten vor der Ausführung noch vehement einen Spielerwechsel, den Gagelmann auch noch durchführen ließ. Prompt schlenzte der dann eingewechselte Millionen-Transfer Gylfi Sigurdsson den Freistoß in die Torwartecke, Schlussmann Sippel hatte falsch spekuliert (77.). Ausgleich. 2:2. Doch der FCK gab keinen Zentimeter nach! Lakic und Hoffer hatten noch weitere Chancen, bis zum Schluss hielten die Lautrer den Druck hoch, lag der Siegtreffer für den FCK in der Luft - doch er fiel nicht mehr. Die Hoffenheimer konnten am Ende heilfroh über diesen Punkt sein, der für sie absolut glücklich war.

Die Stimmung im Stadion war im Ganzen zwar nicht so euphorisch wie gegen die Bayern, dennoch trotz einzelner Schwächephasen insgesamt gut. Das Lautrer Publikum feierte am Ende seine Mannschaft mit tosendem Applaus und einer ausgiebigen Ehrenrunde inklusive eines beeindruckenden „You'll never walk alone“. Man merkte, dass jeder FCK-Fan das Fritz-Walter-Stadion mit einem gewissen Stolz verließ. Nach dem Sieg gegen den Rekordmeister hatte man den aktuellen Tabellenführer doch erheblich ins Wanken und fast zu Fall gebracht.

Mit nun sieben Punkten aus vier Spielen steht der FCK gut da, zumal die Stärke der Auftaktgegner erst jetzt deutlich wird. Immerhin ging es nicht nur gegen die Bayern, sondern mit Mainz und Hoffenheim auch gegen die beiden aktuellen Top-Teams - gerade in diesen beiden Spielen wäre insgesamt betrachtet sogar mehr drin gewesen als nur ein Punkt. Da keinerlei Anzeichen zu erkennen sind, dass diese ersten Erfolge in der Bundesliga nur auf der Aufstiegseuphorie beruhen, sondern vielmehr ein guter Mannschaftsgeist erkennbar ist, der sich in unbändiger Kampfeslust und großer Hingabe äußert, muss einem vor dem weiterhin anspruchsvollen Programm der kommenden Wochen nicht bange sein. Diese Truppe ist bundesligatauglich!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

Kommentare 206 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken