Spielbericht: 1. FC Köln - 1. FC Kaiserslautern 1:3

Gelungenes Erstliga-Comeback

Gelungenes Erstliga-Comeback


Nach vier Jahren Zweitklassigkeit erfolgte das Comeback des 1. FC Kaiserslautern in der Bundesliga beim Lieblingsgegner 1. FC Köln - bereits Tage zuvor konnte man im Umfeld die Freude auf die Rückkehr in Deutschlands Elite-Liga förmlich spüren. Und so machten sich rund 6.000 FCK-Fans an einem heißen Sommertag auf den Weg an den Rhein. Das Müngersdorfer Stadion war mit insgesamt 49.200 Zuschauern fast ausverkauft.

Der FCK-Anhang sorgte vor Spielbeginn durch eine von der „Generation Luzifer“ organisierte Choreographie mit Luftballons und Konfetti für das erste optische Highlight, bei dem das zugehörige Spruchband „1. Fußball Club Kaiserslautern“ überdimensional zeigte, wer die erste Liga ab sofort wieder das fürchten lehren möchte. Auch akustisch sorgten die Gästefans bei sonnigem Wetter insbesondere in der zweiten Halbzeit für viel Trubel. Die Kölner Anhänger zeigten in der Südkurve ein großes Spruchband in Richtung ihrer Freunde von Paris Saint-Germain („Solidarität, Treue: Paris-Cologne Mehr als eine Freundschaft“) und gaben ebenfalls von Beginn an Vollgas, wobei auch immer wieder Teile des restlichen Stadions mitzogen. Die Bundesligasaison 2010/11 konnte beginnen!

FCK-Trainer Marco Kurz hatte die Startaufstellung gegenüber dem Pokalspiel in Osnabrück etwas verändert und Jan Moravek sowie Jimmy Hoffer in der Anfangsformation präsentiert. Und die Begegnung begann furios: Bereits nach 87 Sekunden wurde Hoffer von Srdjan Lakic auf die Reise geschickt und kurz vor dem Strafraum von FC-Kapitän Youssef Mohammad gefoult. Notbremse! Trotz wütender Proteste der Kölner war der schnellste Platzverweis in der Bundesligageschichte perfekt und der FCK fortan in Überzahl.

Doch wer gedacht hatte, dass sich der FCK nun Feldvorteile erspielen würde, sah sich zunächst getäuscht. Die wütenden Kölner übernahmen schnell die Initiative und gingen nach acht Minuten tatsächlich mit 1:0 in Führung. Tobias Sippel ließ unkonzentriert einen harmlosen Ball fallen, von hinten schlich sich FC-Sturmführer Milevoje Novakovic heran und spitzelte den Ball ins Tor. Tosender Jubel beim Kölner Anhang, obwohl Novakovic im Abseits gestanden hatte und der Treffer somit eigentlich irregulär war.

Das Spiel war bissig und eng, mit vielen kleinen Fouls, es wurde um jeden Zentimeter gekämpft. Auch auf den Rängen war es kaum weniger turbulent. Wie in Köln fast schon üblich, gab es auf dem Oberrang der Nordtribüne Stress zwischen beiden Fangruppen, und auch auf der Osttribüne gab es eine kurze aber handfeste Auseinandersetzung. Später zeigten außerdem die Ultras auf beiden Seiten noch entwendete Fanutensilien der jeweils anderen Kurve.

Die Roten Teufel versuchten nun, Struktur in ihr Spiel zu bekommen, bekamen die Partie aber weiterhin nicht in den Griff. Die dezimierten Kölner waren besser und hatten weitere Torchancen, die aber Schlussmann Sippel nun in bekannt guter Form vereitelte. Beim FCK gab es außer Distanzschüssen von Christian Tiffert und Lakic nicht viel zwingendes zu sehen, so dass die Kölner mit einer absolut verdienten Führung in die Pause gehen konnten.

Kurz reagierte, nahm Alexander Bugera und Oliver Kirch aus der Partie, brachte wie schon beim Pokalspiel mit Leon Jessen und dieses Mal Ivo Illicevic eine komplett neue linke Seite. Mit Erfolg, denn mit zunehmender Spieldauer bekamen die Lautrer die Partie mehr und mehr in den Griff. Die Kölner kamen in der zweiten Hälfte kaum mehr zu gefährlichen Aktionen, Sippel musste lediglich noch einmal eingreifen, als er einen Distanzschuss von Mato Jajalo entschärfen konnte.

Ansonsten war der FCK nun permanent im Vorwärtsgang und auch die Stimmung auf den Rängen war nun teilweise einseitig. Der FCK-Anhang war glänzend aufgelegt und legte in der zweiten Spielhälfte einen famosen Dauersupport hin. Das gegenteilige Bild auf der anderen Seite, wo ein FC-Fan notärztlich versorgt werden musste, was die Kurve zunächst in Sorge verstummen ließ. Später legten dann aber auch die Kölner wieder lautstark los.

Auf dem Spielfeld hatte der FCK nun gefühlte 90 Prozent Ballbesitz. Ein Angriff nach dem anderen rollte in Richtung Südkurve, allerdings häufig eher uninspiriert, wenn auch mit nimmermüdem Einsatz vorgetragen. Die Kölner Deckung konnte die meisten Lautrer Angriffe recht problemlos abwehren. Bis zur 70. Minute. Dann nahm Lakic in zentraler Position außerhalb des Strafraums ein schönes Anspiel von Rodnei auf, ließ seinen Gegenspieler Kevin Pezzoni mit einer kurzen Drehung aussteigen und drosch den Ball hart neben den Pfosten ins Kölner Tor. FC-Keeper Faryd Mondragon war ohne jede Abwehr-Chance und der Gästeblock explodierte förmlich. Der Dauersupport der FCK-Fans verwandelte sich in einen lautstarken Jubel, Fans und Mannschaft hatten das Stadion nun endgültig im Griff. Denn jeder spürte, da geht noch mehr!

Trainer Kurz wechselte offensiv und brachte mit Adam Nemec für Moravek eine dritte Spitze. Sechs Minuten vor Schluss dann der inzwischen verdiente Lohn für die Bemühungen der Roten Teufel. Der nach seiner Einwechslung starke Illicevic, auf der linken Seite immer wieder wirkungsvoll von Jessen unterstützt, drang in den Kölner Strafraum ein, wurde hart attackiert, und als so mancher FCK-Fan einen Elfmeterpfiff forderte, schob erneut Srdjan Lakic den weiterlaufenden Ball mit links, noch abgefälscht von Pezzoni, in die lange Ecke. Die Führung der Pfälzer, die natürlich für noch ekstatischeren Jubel im Gästeblock sorgte als der Ausgleich zuvor!

Unvorstellbar eigentlich, dass sich nun Tausende von FC-Fans bereits auf den Weg nach Hause machten, anstatt ihre zu diesem Zeitpunkt bereits mehr als 80 Minuten und bei großer Hitze in Unterzahl agierenden Farben weiter zu unterstützen. Mit lautstarken „Auf Wiedersehen“-Rufen wurden sie von den Lautrern standesgemäß verabschiedet, auch die altbekannten Taschentücher fanden an diesem Tag natürlich ihren Weg in die erste Liga. Zwei Minuten vor dem Ende machte sich erneut Illievic nach schönem Diagonalpass von Tiffert auf die Reise, zog von der Strafraumgrenze ab, und traf - der Ball wurde erneut von Unglücksrabe Pezzoni abgefälscht - zur endgültigen Entscheidung. Insgesamt ein schwer erkämpfter, dennoch nicht unverdienter Sieg der Roten Teufel. Wie so oft in Köln!

Was für ein Spiel! Was für ein Comeback in der Bundesliga! Die FCK-Fans feierten ihren Triumph noch ausgiebig und auch die Mannschaft samt Betreuerstab kostete diesen Augenblick am Gästeblock sichtlich aus.

Lange Zeit spürte man aber auch, dass einige Spieler noch etwas Zeit benötigen, um sich an die neuen Herausforderungen der Bundesliga zu gewöhnen. Dass eine tolle Kondition und der absolute Wille zum Sieg aber wie schon in Osnabrück erneut sichtbar wurden, macht Mut für die Zukunft. Oder, um es mit den Worten des Lautrer Anhangs nach Spielende zu sagen: „Zieht den Bayern die Lederhosen aus.“

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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