Spielbericht: Werder Bremen - 1. FC Kaiserslautern 3:0

Chancenlos am Weserstrand

Chancenlos am Weserstrand


Rund 1.500 FCK-Fans begleiteten ihre Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern am Mittwoch zum Achtelfinale im DFB-Pokal bei Werder Bremen, das vor insgesamt 26.094 Besuchern im Weserstadion ausgetragen wurde. Zweitligist FCK reiste natürlich als krasser Außenseiter zum Titelverteidiger und Meisterschaftsanwärter, der zudem seit 1988 in rund 30 Pokal-Heimspielen ungeschlagen geblieben war - und seiner Favoritenrolle letztendlich auch gerecht wurde.

Die Lautrer Ultras um die „Generation Luzifer“ hatten vor dem Spiel mehr als 800 rot-weiße Fahnen im Gästeblock verteilt, welche die FCK-Fans schon ab etwa 30 Minuten vor Spielbeginn und bis weit nach Spielende immer wieder schwenkten. Das zugehörige Motto wurde per Spruchband verkündet: „Mit der wehenden Fahne ins Finale!“ Ergänzt wurden diese kleineren Fahnen durch mehrere große Schwenkfahnen und einige Doppelhalter, sodass der Gästeblock optisch dem der Grün-Weißen weit überlegen war: Die heimische Ostkurve zeigte lediglich ein paar mittlere Schwenkfahnen - große Fahnen sind für die Heimfans verboten, da sich die Besucher der VIP-Loge in der Tribünenmitte dadurch gestört fühlen - sowie ein vermutlich an ihre Stadionverbotler gerichtetes Transparent mit der Aufschrift: „Kopf hoch - durchhalten - zusammen - für immer!“

Werder musste verletztungsbedingt auf Top-Torjäger Claudio Pizarro verzichten. Für ihn spielte Moreno, außerdem rückte Pasanen für Boenisch in die Startelf. FCK-Trainer Marco Kurz ersetzte den gesperrten Ivo Illicevic durch Dragan Paljic und den verletzten Sidney Sam durch Daniel Pavlovic - die oftmals in dieser Saison gefürchtete Flügelzange fiel somit komplett aus. Erik Jendrisek bildete wieder zusammen mit Adam Nemec den Sturm, Top-Torjäger Srdjan Lakic ist nach seiner langen Verletzungspause weiterhin nur ein Kandidat für die Jokerrolle.

Die Gastgeber übernahmen sofort das Kommando und dominierten die Partie von Beginn an, ein Abtasten fand nicht statt. Der FCK schnell im Rückwärtsgang, kam dennoch in der sechsten Spielminute durch Paljic per Fernschuss zu einer guten Chance, die der Ex-Lautrer Tim Wiese im Bremer Tor jdoch abwehren konnte. Die Stimmung im bestens gefüllten Gästeblock war insgesamt durchaus als gut zu bezeichnen, litt aber unter dem fehlenden Dach im weitläufigen Weserstadion, das zurzeit umgebaut wird. Nach gut 20 Minuten, in denen der FCK schon die eine oder andere brenzlige Situation zu überstehen hatte, machten die Bremer ernst. Erst gab es einen Schlenzer des herausragenden Mesut Özil knapp am langen Pfosten vorbei, zwei Minuten später einen Pfostenschuss wiederum durch Özil und schließlich eine Glanzparade von Tobias Sippel im Lautrer Tor, der mit der Stirn gegen den aus kurzer Entfernung köpfenden Moreno klärte. Die Werder-Chancen nun im Minutentakt. So wunderte es kaum mehr, dass Petri Pasanen schließlich nach einer knappen halben Stunde aus kurzer Entfernung zur 1:0-Führung Werders einnicken konnte. Der FCK schwer unter Beschuss. Bereits in der 39. Minute erhöhte Tim Borowski auf 2:0, als Martin Amedick nicht mehr an eine Flanke herankam und Borowski die Kugel kurz vor dem etwas zu spät aus seinem Tor heraus eilenden Sippel im Netz versenkte. Beide Treffer wären vermeidbar gewesen, angesichts der Bremer Überlegenheit waren sie aber hochverdient. Bitter, dass ausgerechnet die nur durch eine Rotation ins Schaaf-Team gerückten Ersatzspieler Pasanen und Borowski die Tore erzielten.

Das war bereits die Vorentscheidung zur Pause. Die Werder-Fans waren nun bester Laune, eine wirklich großartige Heimatmosphäre konnten sie aber im Verlauf des Spiel auch nicht wirklich bewerkstelligen. Bemerkenswert war, als - im Gästeblock kaum hörbar - einige dutzend Werder-Ultras trotz der langjährigen Fanfreundschaft beider Vereine ein „Scheiß Kaiserslautern“ anstimmten, von einem größeren Teil der Ostkurve daraufhin aber empört nieder gepfiffen wurden.

Der FCK ließ sich in Hälfte zwei nicht hängen, aber Werder kontrollierte jederzeit das Geschehen. Zwar kamen die Lautrer um die 60. Spielminute herum durch Nemec und Jendrisek zu zwei Torchancen, doch man hatte jederzeit das Gefühl, dass Werder selbst im Falle eines Gegentores schnell wieder einen Gang höher schalten könnte. Auf Lautrer Seite waren nun Jiri Bilek für Georges Mandjeck und Lakic für Paljic im Spiel, später kam noch Fabian Müller für Bastian Schulz.

Rund eine Viertelstunde vor dem Ende machte Werder mit dem 3:0 endgültig den Sack zu. Mesut Özil, vielleicht der nächste Weltklassespieler aus der Bundesliga, flankte perfekt auf den eingewechselten Amateurspieler Oehrl, der den Ball gekonnt versenkte. Das dritte Kopfball-Gegentor des FCK in dieser Begegnung. Die Roten Teufel haben sich trotz dieser klaren Niederlage sicherlich nicht blamiert, hätten aber in der einen oder anderen Situation durchaus noch etwas wehrhafter zu Werke gehen können. Eine Siegchance jedoch bestand zu keinem Zeitpunkt des Spiels - das muss neidlos anerkannt werden. Dafür waren die Bremer, so wie es Tim Wiese schon vor dem Spiel angekündigt hatte, einfach zu gut.

Dennoch gab der Gästeanhang nach der Partie viel Applaus für seine Jungs. Die Mannschaft von Trainer Kurz, der in Sprechchören gefeiert wurde, hat sich diesen Bonus durch den bisherigen guten Saisonverlauf auch wirklich verdient. Am Sonntag im Gastspiel bei den Münchner Löwen sollte man dennoch auch punktemäßig wieder in die Spur kommen und etwas Zählbares mitbringen. Wobei dort zweifellos eher was zu holen sein dürfte als zurzeit in Bremen.

Erfreulich war zweifellos die fast durchweg friedliche Atmosphäre zwischen beiden Fanlagern, sodass der Stadionsprecher gleich mehrfach der Meinung war, dass man sich hoffentlich in der nächsten Saison in der Bundesliga wiedersehen möge und dem FCK dafür alles Gute wünschte. Außerdem schafft es ja auch nicht jeder Gastverein, an einem frühen Mittwochabend und angesichts einer sehr weiten Anreise, seinen Block voll zu bekommen. In solchen Momenten merkt man immer wieder, wie viele Leute wirklich am FCK hängen. Das war der erfreuliche Aspekt dieses Mittwochabends an der Weser und sollte trotz des Ausscheidens aus dem sportlich und finanziell attraktiven DFB-Pokal in Erinnerung bleiben.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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