Der 1. FC Kaiserslautern hat sein Endspiel gegen den als Aufsteiger feststehenden 1. FC Köln! Dies ist das Fazit des vorletzten Spieltags, bei dem die Roten Teufel mit dem bereits abgestiegenen Schlusslicht Carl Zeiss Jena eine harte Nuss erwartete. Das Spiel endete nach einem Auf und Ab der Gefühle Unentschieden, was bedeutet, dass nunmehr vier Vereine den letzten Abstiegsplatz unter sich ausmachen werden. Jeder dieser Vereine kann sich mit einem Sieg aus eigener Kraft retten. So auch der FCK, den knapp 50.000 Zuschauer im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion unterstützen werden!
Bereits vor dem Gastspiel in Jena war jedem klar, dass der FCK mit einem Auswärtssieg den vorzeitigen Klassenerhalt sichern könnte - bei einer Niederlage hätte aber schlimmstenfalls auch der Abstieg festgestanden. Unter diesen Voraussetzungen machten sich über 3.000 Lautrer Schlachtenbummler auf den Weg nach Thüringen, die neben dem Gästebereich zusätzlich noch einen kompletten Block sowie zahlreiche Einzelplätze besetzten. Vor dem Stadion wurden unter großem Andrang und dem Motto „Traditionsverein“ T-Shirts verkauft, die den Gästebereich in ein imposantes Bild hüllen sollten. Dies gelang aufgrund der flachen Stufen im Block zwar nur bedingt, dennoch waren die zahlreichen FCK-Fans im Einheitslook sehr sehenswert.
Diese Aktion war übrigens von den Gastgebern genehmigt, bei denen man insbesondere das Fanprojekt Jena als sehr freundlichen und korrekten Ansprechpartner hervorheben muss. Auch im Stadion selbst waren ungewohnt viele Fan-Utensilien erlaubt, weshalb der Gästeblock mit einigen Schwenkfahnen und Doppelhaltern geschmückt werden konnte.
Weniger korrekt war leider einmal mehr der Einsatz der Polizei, die am Stadioneingang willkürlich Einzelkontrollen durchführte, wobei auch die Personalien aufgenommen und Alkoholkontrollen gemacht wurden. FCK-Fans, die Fotos von dieser Aktion machten, wurden ebenfalls rausgezogen und dazu genötigt die Bilder vor den Augen der Beamten zu löschen. Hierfür gibt es freilich keine juristische Begründung, vielmehr sind solche Maßnahmen von Willkür und Autoritätsmissbrauch geprägt.
Eine passende Choreographie zu diesem Thema präsentierten die Jenaer Ultras der „Horda Azzuro“ zu Spielbeginn: Unter dem Motto „Freiheit stirbt ... mit Sicherheit“ wurde ein großformatiger Fußballfan gezeigt, der durch den Block wanderte und von nach oben steigenden Überwachungskameras „beobachtet“ wurde. Im zweiten Teil der Choreo wurden die Fotos des jungen Fans präsentiert, dessen Tagesablauf von der Ordnungsmacht minutiös protokolliert war. Passenderweise standen während des gesamten Spiels zwei große Kamerawagen der Polizei auf der Tartanbahn, welche die Fans beider Vereine über 90 Minuten beobachteten.
Doch das wirklich wichtige fand wie immer auf dem Platz statt. Jena, unter der Woche abgestiegen, gegen den FCK, der den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen will. Eigentlich ein Spiel, in das man mit verhaltenem Optimismus gehen konnte, doch bereits nach fünf Minuten folgte bei sommerlichen Temperaturen die kalte Dusche: Torghelle konnte den Lautrer Keeper Tobias Sippel überwinden, Jena führte 1:0. Schock! Der postwendende Ausgleich durch Marcel Ziemer wurde wegen Abseits nicht anerkannt, die Lautrer Mannschaft wurde nun von der abgelegt geglaubten Nervosität übermannt und fand nicht mehr ins Spiel. Der Kampfgeist stimmte weitgehend, doch der Kopf schien nicht mitzuspielen. Zwar gab es noch einige Torchancen, aber der FCK scheiterte in der 1. Halbzeit entweder an der Jenaer Abseitsfalle oder am eigentlich eher schwachen Torhüter Khomutouski.
Zum zweiten Abschnitt kamen die Roten Teufel noch konfuser aus der Kabine und rannten dem Geschehen über 20 Minuten hinterher. Einzig Kapitän Axel Bellinghausen kam vor das Tor des Gegners, sein Treffer wurde allerdings erneut wegen Abseits nicht anerkannt. Zwischenzeitlich fielen auf den anderen Plätzen die Tore „für“ den FCK, keiner der direkten Abstiegskonkurrenten konnte sein Spiel letztendlich gewinnen. In diese Konferenz mit den anderen Plätzen fiel aus heiterem Himmel der Ausgleich durch den eingewechselten Björn Runström (68.), der alle Lautrer im Ernst-Abbe-Sportfeld in Extase versetzte. Na also, auf gehts Jungs! Unter frenetischer Anfeuerung des Gästeblocks wollten die Roten Teufel nun den Sieg, doch es folgte der erneute Rückschlag. Tobias Sippel verursachte einen dummen Elfmeter, den Günther gezielt in die linke Ecke verwandelte (76.). Die provokante Jenaer Haupttribüne mit Hooligans und Asozialen skandierte nun immer wieder „Absteiger, Absteiger“ in Richtung der FCK-Fans, während die an diesem Tag schwachen Ultras noch in der 1. Halbzeit wie im Vorjahr gemeinsam mit dem Gästeblock „Fußballfans sind keine Verbrecher“ anstimmten.
Aber die Lautrer steckten nicht auf! Wenig später gelang Erik Jendrisek der erneute Ausgleich, doch nach einer einminütigen Besprechung erkannte das Schiedsrichtergespann auch dieses Tor nicht an. Bereits vor zwei Jahren pfiff Schiedsrichter Dr. Felix Brych den FCK mit einer katastrophalen Leistung in Duisburg in Richtung Abstieg, doch diesmal waren die meisten Entscheidungen korrekt - wenn auch bei der einen oder anderen Abseitsentscheidung, auch solchen die nicht zu Toren führten, Restzweifel bestehen bleiben! Doch die Roten Teufel ließen sich nicht verschaukeln und kämpften bis zur letzten Minute, egal ob mit oder ohne Spielkultur, nicht mehr an die zweifellos vorhandene Nervosität denkend. In der 85. Minute war es schließlich Josh Simpson, der den Ball zum erneuten Ausgleich im Jenaer Tor versenkte. Kaum Jubel bei Spielern und Fans, doch das „Unfassbare“ geschah, der Treffer zählte diesmal tatsächlich. 2:2! In der Schlussphase wurde der FCK weiter lautstark nach vorne gepeitscht und die Spieler setzten alles auf Sieg, schließlich hätten drei Punkte aufgrund der Konkurrenz-Ergebnisse den sicheren Klassenerhalt bedeutet. Doch trotz einiger Freistöße aus aussichtsreicher Position blieb es beim turbulenten Unentschieden, das alle Beteiligten viele Nerven und Schlaf kostet und kosten wird.
Denn nun bleibt der ganzen Region bis zum kommenden Sonntag nur das gemeinsame Zittern. Gewinnt der FCK gegen die Aufsteiger aus Köln, bleibt er drin. Bei einer Niederlage steht erstmals nach 108 Jahren der Abstieg in die Drittklassigkeit. Trotz aller Worte und Gedankenspiele, die noch folgen werden, gibt es nur eines zu sagen: Auf zum Sieg, auf zum Klassenerhalt! Gemeinsam für Lautern!
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas