Review: Buch „Unterwegs im Namen der Roten Teufel“

Vom Leben und Leiden eines FCK'lers - Lesung am Samstag

„Kluge Köpfe schätzen, dass 90% des Daseins als Fan eines Fußballvereins aus Leiden bestehen, nur 10% aus Freude“ - diese nicht unwahre Aussage ist im Vorwort des neuesten Buchs über den 1. FC Kaiserslautern zu finden. Jürgen Kind, auf „Der Betze brennt“ auch bekannt unter dem Pseudonym Altmeister, beschreibt in „Unterwegs im Namen der Roten Teufel“ sein Leben und seine Leiden als FCK-Fan. Auf 232 Seiten wird auf zahlreiche Heim- und Auswärtsspiele seit 1973 zurückgeblickt, aber natürlich auch das Geschehen abseits der Torauslinie beleuchtet.

Nach Björn Schmidts „Das Leben ist ein Fußballspiel“ und der „Betzenbergstory“ von Rudi Bößler ist „Unterwegs im Namen der Roten Teufel“ bereits das dritte Fan-Buch zum 1. FC Kaiserslautern, welches unabhängig voneinander innerhalb eines Jahres erscheint. Doch so wie jeder eingefleischte Fußballanhänger andere Geschichten zu erzählen hat, so wiederholen sich auch in diesen drei Büchern allenfalls die Eckdaten, also Siege und Niederlagen, Titelgewinne und Abstiege der Roten Teufel. Die zahllosen Anekdoten, die gerade solche Bücher interessant werden lassen, machen hingegen alle drei Werke zu einer lohnenswerten Investition für jeden FCK-Fan - so viel sei vorab gesagt.

Über tausend FCK-Spiele hat Autor Kind gesehen, der seine Fan-Karriere als Neunjähriger im Sommer 1973 begann, damals noch auf einem Stehplatz (!) der Südtribüne im Betzenberg-Stadion. Dementsprechend beginnt das Buch auch nicht mit dem „Kapitel 1“, sondern führt fortlaufend von „1973“ bis „2009“. Zu jedem Jahr werden die wichtigsten Geschichten aus Sicht eines FCK-Fans heraus gegriffen, mal mehr, mal weniger ausführlich. Doch auch andere Eindrücke dürfen natürlich nicht fehlen, seien es Fußballspiele ohne FCK-Beteiligung nicht nur bei Welt- und Europameisterschaften, das Entdecken der Rockmusik mit Kinds „All time hero“ Bruce Springsteen, die Liebe zur Nordseeinsel Sylt oder ab „Kapitel 2006“ die Mitarbeit beim Online-Magazin „Der Betze brennt“.

Im Mittelpunkt steht aber natürlich überwiegend der FCK, in den sich der Autor insbesondere in den ersten zehn Jahren verliebte, der Zeit seiner Sportidole Ronnie Hellström und Hans-Peter Briegel. Damals wurde jene kämpferische Art des Fußballs geprägt, welche die Roten Teufel gemeinsam mit der Tradition der legendären Waltermannschaft zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Bundesliga werden ließ. Das erste Europacupspiel, die erste Dauerkarte, das Fan-Debüt bei einem Auswärtsspiel - Jürgen Kind beschreibt viele Momente, in denen sich ältere wie auch jüngere FCK-Fans wieder erkennen können. Die Herbstmeisterschaft 1978 unter Trainer Kalli Feldkamp, das UEFA-Cup-Halbfinale 1982, der Abstiegskampf in der zweiten Hälfte jenes Jahrzehnts; immer mehr aufkommende Auseinandersetzungen zwischen Hooligans, das Kommen und Gehen von FCK-Stars wie Briegel, Hellström, Gerry Ehrmann oder Stefan Kuntz, der Wechsel von der Südtribüne in die Westkurve und wieder zurück, alle wichtigen Ereignisse im Leben eines Fans werden kompakt zusammengefasst.

Nicht fehlen dürfen natürlich auch die immer wieder lesenswerten Erfolge der 1990er Jahre, in denen Kind beispielsweise alle 34 Spiele der Meistersaison 1997/98 live im Stadion sah und entsprechend darüber zu berichten weiß.

Insbesondere die letzten, oftmals so bitteren Jahre, werden dann etwas ausführlicher beschrieben und der fortlaufende Niedergang unter den ehemaligen FCK-Bossen Friedrich, Jäggi und Göbel näher beleuchtet. Sehr interessant sind hierbei die Kapitel „2007“ und „2008“, in denen der Autor in seiner Funktion als Mitarbeiter von „Der Betze brennt“ auch hinter den Kulissen tätig war, als Fan sein Bestes gab, um dem kriselnden FCK in irgendeiner Form zu helfen, und im vergangenen Dezember dann sogar für den Aufsichtsrat kandidierte. Spannende Einblicke, die vom nicht minder spannenden Verlauf der Saisons 2007/08 und 2008/09 abgerundet werden.

Alles in allem liefert Jürgen Kind mit seinem Erstlingswerk „Unterwegs im Namen der Roten Teufel“ ein weiteres Buch, das in keinem Regal eines eingefleischten FCK-Fans fehlen darf. Es macht einfach Spaß, in der Geschichte dieses Traditionsvereins zu schmökern und dabei in gewisser Weise das Tagebuch von „einem von uns“ zu lesen. Da kann man auch über kleinere Kritikpunkte leicht hinweg sehen: So haben die Korrekturleser vom Lektorat des Agon Sportverlags den einen oder anderen Tippfehler übersehen, und vielleicht hätten auch die über 100 abgebildeten Fotos etwas abwechslungsreicher sein können, wobei durch kostenpflichtige Fotos aus den 1970er und 1980er Jahren wohl auch der Buchpreis schnell nach oben geschnellt geworden wäre. Inhaltlich ist jedenfalls höchstens zu bemängeln, dass einige der früheren Saisons eher kurz abgehandelt werden, während die Spielzeiten des aktuellen Jahrzehnts im Vergleich dazu recht ausführlich geschildert werden. Doch dieser „Fehler“ lässt sich leicht beheben, denn der Autor plant mehrere Lesungen, in denen interessierte Fans, ob jung oder alt, auch weitere Anekdoten von vor 20 oder 30 Jahren hören können.

Die erste Lesung von „Unterwegs im Namen der Roten Teufel“ findet am kommenden Samstag, 22. August 2009 ab 19:00 Uhr im Fantreff „Zum 12. Mann“ (Nähe Hauptbahnhof) in Kaiserslautern statt. Neben zahlreichen Fans werden hier auch einige prominente Überraschungsgäste aus dem FCK-Umfeld erwartet.

Über weitere geplante Lesungen wird auf „Der Betze brennt“ informiert. So lange bleibt nur das abschließende Fazit zum Buch: Unbedingt kaufen oder schenken lassen, es lohnt sich!

- „Unterwegs im Namen der Roten Teufel“ ist zum Preis von 16,90 Euro u.a. bei Amazon portofrei erhältlich

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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