Kummt Senf druff

Der Weg führt nach oben

Der Weg führt nach oben


Wer hätte vor dieser Saison gedacht, dass der 1. FC Kaiserslautern bereits nach dem 16. Spieltag als Herbstmeister feststehen würde? Die Stimmung im Sommer war in Sachen FCK eher bescheiden, Nichtaufstieg und Trainersuche zehrten an den Nerven. Aber bereits beim ersten Pflichtspiel, dem Pokalauftakt in Braunschweig, zeigte die neu formierte Mannschaft Moral, spielte beim heimstarken Drittligisten eine Stunde in Unterzahl und siegte dennoch. Auch der Start in die Liga gelang durch zwei Siege gegen Fürth und in Ahlen. Man spürte schnell, dass sich hier eine wirkliche Mannschaft finden könnte.

Ein erstes Highlight gab es im September beim Pokalerfolg gegen den in der Bundesliga bis heute ungeschlagenen Herbstmeister Bayer Leverkusen, bei der die Stimmung im Fritz-Walter-Stadion so gut wie seit langer Zeit nicht mehr war. In der Meisterschaft etablierte sich der FCK ganz oben, steckte kurzzeitige Rückschläge wie die Heimniederlage gegen Düsseldorf gut weg und verkraftete das - allerdings erwartete - Pokalaus bei Titelverteidiger Werder Bremen ebenfalls. Nicht nur das: Im Anschluss daran gelangen sechs Siege in Folge, die den Roten Teufeln am Jahresende sagenhafte 39 Punkte einbrachten. Die Niederlage beim letzten Spiel des Jahres in Augsburg war die bisher einzige Auswärtsniederlage der Saison und sollte nicht überbewertet werden, zumal der Gegner hier wirklich stark war, das Ergebnis dennoch zu hoch ausfiel.

Zum Vergleich: Der Herbstmeister des letzten Jahres hatte ganze 31 Zähler auf dem Konto und stieg später auf. Zwar stieg der gleiche Verein vor sieben Jahren auch einmal mit 39 Zählern zur Halbzeit nicht auf (am Ende waren es dann 64, Rekord für den „Klassenerhalt“), aber gerade als Lautrer muss man den Landeshauptstädtern ja nun wirklich nicht nacheifern. Und im Übrigen war dies seit Einführung der 3-Punkte-Regelung das einzige Mal, dass eine Mannschaft mit 39 Punkten zur Saisonhalbzeit am Ende nicht aufstieg, überhaupt schaffte kaum ein Verein eine solch herausragende Punktzahl zur Winterpause. Die Chancen auf den Wiederaufstieg des FCK standen also seit dem Abstieg 2006 nie besser als heute - selbst in der Saison 1996/97 waren es zur Halbzeit „nur“ 33 Punkte, am Ende reichten 68 für die Zweitliga-Meisterschaft mit satten zehn Zählern Vorsprung.

Die Verantwortlichen wie auch die Spieler des FCK üben sich noch in Zurückhaltung, was das zumindest in Fankreisen neu erklärte Ziel „Aufstieg 2010“ angeht. Und sie tun gut daran, ganz in Erinnerung an den letzten Aufstiegstrainer Otto Rehhagel. Denn bereits in den Spielzeiten 2006/07 und wie erwähnt 2008/09 verspielte man nach der Hinrunde durchaus vorhandene Aufstiegschancen noch jeweils in der Rückserie. Allerdings hatte man damals auch nur 30 bzw. 31 Punkte aufzuweisen. Hier ist also schon einmal ein eklatanter Unterschied zur heutigen Situation zu erkennen. Auch macht die aktuelle Truppe einen sehr geerdeten Eindruck. Keiner scheint abzuheben, der Trainer scheint hier einen guten Einfluss auf seine Leute zu haben. In den letzten Jahren reichten zumeist 60 Punkte am Saisonende zum Aufstieg. Seit Einführung der 3-Punkte-Regelung genügten im Durchschnitt rund 61,7 Zähler für Platz zwei und damit auch in Zeiten der wieder eingeführten Relegation zum direkten Aufstieg.

In dieser Saison haben die letzten drei Mannschaften in der Tabelle extrem wenig Punkte, dafür haben sich sechs Vereine im Bereich der 30-Punkte-Marke angesiedelt. Dies könnte durchaus bedeuten, dass man am Ende mehr als 60 Punkte benötigt, um schließlich einen Aufstiegsplatz zu belegen. Es muss aber auch nicht zwangsläufig so kommen. Dennoch liegt aber noch ein ordentliches Stück Wegstrecke vor den Roten Teufeln, um das große Ziel zu realisieren. Schaut man sich aber nun auch die guten Eindrücke aus den Vorbereitungsspielen vor der Rückrunde an, so scheinen 24 bis 26 Rückrundenzähler tatsächlich keine Utopie zu sein, um den Aufstieg einzutüten. Selbst in den angesprochenen Jahren 2006/07 und 2008/09 erreichte man in der Rückrunde trotz erheblicher Einbrüche noch 23 bzw. 21 Punkte. Außerdem hat der FCK nun ein Heimspiel mehr als in der Vorsaison in der Hinterhand. Die Fans werden in der entscheidenden Phase der Saison das Stadion sicherlich stürmen und für eine außerordentliche Unterstützung ihrer Jungs sorgen.

Wobei: Auch gegen Ahlen, Paderborn oder Frankfurt werden drei Punkte vergeben, wird jeder Zuschauer zur Unterstützung der Truppe benötigt. Nicht nur das letzte Saisonspiel gegen Augsburg oder die Partien gegen die Kultvereine FC St. Pauli und Union Berlin zählen. Also, bitte schön auch gegen die vermeintlich „kleinen“ Gegner fleißig Tickets kaufen, liebe FCK-Fans!!! Vielleicht ist ja sogar eine Rückrundendauerkarte interessant, mit der Aussicht auf ein Vorkaufsrecht in der neuen Saison, wenn es im Aufstiegsfall in einigen Bereichen des Stadions zu Engpässen kommen könnte?

Denn es muss dieses Mal ganz einfach etwas werden in Sachen Aufstieg. Nach dieser Ausgangsposition zum Jahreswechsel wird man im Sommer 2010 kaum jemandem mehr eine weitere Zweitligasaison schmackhaft machen können. Und auch wenn damit die Probleme des FCK nicht über Nacht verschwunden sein werden, es gibt keine Alternative zur ersten Liga. Wenn man sich im Innenleben des Vereins etwas auskennt, weiß man, dass der FCK längst noch nicht in allen Bereichen wieder erstligareif aufgestellt ist. Was aber angesichts der Turbulenzen im Verein in den letzten zehn Jahren nicht weiter verwunderlich ist. Dennoch befindet der „Betze“ sich auf einem guten Weg. Den Sprung ins kalte Wasser kann man also durchaus wagen. Also: Keine Angst haben vor großen Fischen, die FCK-Fans lechzen geradezu nach Bundesliga-Fußball. Es wird dann immer noch schwer genug werden, den FCK wieder dauerhaft in der Bundesliga zu halten. Aber das ist vorerst noch Zukunftsmusik.

Vier Jahre zweite Liga sind genug. Das hört man in und um Kaiserslautern an jeder Straßenecke. Viele Leute, auch solche, die gar keine Fußballfans sind, hoffen auf den FCK, auf dass dieser ihnen in Zeiten schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen (siehe Pfaff, Karstadt, Opel etc.) wieder Zuversicht geben möge, in der Pfalz eben doch etwas erreichen zu können.

Der FCK hat seine Lektion gelernt. Nun müssen sportliche Leitung und Spieler „nur“ noch den Sack zu machen. Damit es schon im Mai 2010 in ganz Fußball-Deutschland wieder heißen wird:

DER FCK IST WIEDER DA!

Und nicht nur Borussia Dortmunds Manager Hans-Joachim Watzke dürfte sich dann auf das Comeback eines echten Traditionsvereins in der Bundesliga freuen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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