Interview mit Ex-FCK-Spieler Josh Simpson

„Der 18. Mai war der schönste Tag meiner Karriere“

„Der 18. Mai war der schönste Tag meiner Karriere“


Der 18. Mai 2008, als der 1. FC Kaiserslautern mit einem 3:0 gegen den 1. FC Köln den nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt schaffte, wird allen FCK-Fans unvergessen bleiben. Auch Josh Simpson, der damals den Führungstreffer erzielte, wird diesen Tag immer in seinem Herzen behalten. Nach seinem Wechsel zum türkischen Aufsteiger Manisaspor ergab sich für „Der Betze brennt“ die Möglichkeit zu einem Gespräch mit Simpson, in dem der Kanadier auf seine Zeit als Roter Teufel zurück blickt und sich zu den Gründen für seinen Weggang äußert - ein heikles Thema, weshalb wir hierzu auch beim FCK-Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz nachfragten.

Der Betze brennt: Hallo Josh! Du warst von 2006 bis 2009 beim 1. FC Kaiserslautern aktiv, hast in 63 Spielen zwölf Tore erzielt. Wie bewertest Du diese Zeit im Rückblick?

Josh Simpson (26): Nachdem ich zwei Jahre beim Kultclub in London (FC Millwall; Anm. d. Red.) gespielt habe, konnte ich mir zunächst nicht vorstellen, dass die nächsten drei Jahre noch aufregender werden würden. Ich habe die FCK-Fans und die Stadt Kaiserslautern lieben gelernt und habe viele gute Freunde gewonnen, die mir auch nach meiner Zeit in der Pfalz erhalten bleiben werden. Die Zeit beim FCK war für mich unbeschreiblich schön.

Der Betze brennt: Du hattest häufig mit Verletzungen zu kämpfen, dazu gab es hier und da mal Stress mit dem jeweiligen Trainer. Hättest Du in den drei Jahren vielleicht mehr erreichen können?

Simpson: Ich bin ein Spieler, der Zweikämpfe liebt und sucht, da bleiben Verletzungen nicht aus. Hätte ich nur mit zwei Kontakten Alibibälle gespielt, hätte ich mich sicher nicht gegen Köln im Mai 2007 und im Mai 2008 schwer verletzt. Sicherlich hätte ich mehr erreichen können, aber dazu hätte ich verletzungsfrei bleiben müssen.

Der Betze brennt: Ein ganz besonderer Tag in der FCK-Geschichte war der 18. Mai 2008, als mit dem 3:0-Sieg gegen den 1. FC Köln der nicht mehr für möglich gehaltene Klassenerhalt klar gemacht wurde. Du erzieltest in der 70. Minute das 1:0, wenig später musstest Du mit gebrochenem Fuß das Feld verlassen. Welche Erinnerungen verbindest Du mit diesem Tag?

Simpson: Dieser Tag war der schönste Tag in meiner bisherigen Fußballkarriere. Ich hatte im internen Mannschaftskreis angekündigt, dass ich ein Tor schießen werde, was ich vorher in dieser Art noch nie gemacht hatte. Ich erzielte letztendlich das 1:0 und habe mir im Anschluss dreimal den Mittelfuß gebrochen. Die Freude der Fans und die sich anschließende Feier bis in die frühen Morgenstunden werden mir aber trotzdem unvergessen bleiben.

Der Betze brennt: Nach überstandener Verletzung lief es in der vergangenen Saison dann nicht mehr so gut für Dich. Woran lag das aus Deiner Sicht?

Simpson: Als explosiver Sprintertyp ist bei mir die körperliche Fitness das A und O. Bereits nach wenigen Tagen Training hatte ich Ende 2008 wieder gespielt, ohne richtig fit zu sein. Letztendlich war ich in der vergangenen Saison froh, überhaupt wieder Fußball spielen zu können, nachdem mir unser ehemaliger Vereinsarzt Dr. Schläfer mitgeteilt hatte, dass ein dreifacher Fußbruch auch das Ende meiner Karriere bedeuten könnte. Erst nachdem ich mich selbst um Ärzte gekümmert habe und in Dr. Müller-Wohlfahrt (Mannschaftsarzt von Bayern München; Anm. d. Red.) einen überragenden Arzt fand, ging es wieder aufwärts. Letztendlich war ich froh, in der Saison 2008/09 überhaupt wieder auf dem Platz zu stehen und auch darüber, dass ich mich in die Mannschaft zurück gekämpft hatte.

Der Betze brennt: Der FCK hatte Dir dennoch ein Angebot zur Vertragsverlängerung vorgelegt, welches Du jedoch nicht angenommen hast. Warum nicht?

Simpson: Hierzu muss ich ein wenig ausholen. Zunächst wurde mir im Winter, ich war gerade von meinem Fußbruch ins Mannschaftstraining zurückgekehrt, mitgeteilt, dass ich in der Winterpause ausgeliehen werden sollte. Dies war ein herber Schlag für mich, da jedem bewusst war, dass ich noch nicht fit war und daher auch nicht meinen besten Fußball spielen konnte. Im Folgenden habe ich überwiegend aus der Zeitung erfahren, dass mir ein Vertragsangebot vorgelegt wurde. Ich kann mich noch genau an eine Veranstaltung mit der Mannschaft und den Sponsoren des Vereins erinnern, bei der FCK-Vorstand Stefan Kuntz auf die Frage eines Sponsors mitteilte, dass er sich mit Aimen Demai und mir in aussichtsreichen Gesprächen befinde. Aimen, der neben mir saß, und ich schauten uns an, da Herr Kuntz weder mit Aimen noch mit mir bis zu diesem Zeitpunkt gesprochen hatte. Ende der Saison erhielt mein Berater dann tatsächlich ein Angebot, zu dem uns mitgeteilt wurde, dass es nicht verhandelbar sei. Nachdem wir in Verhandlungen eingestiegen sind, wurde das Angebot deutlich heruntergesetzt. Ich wäre dennoch bereit gewesen, dieses Angebot so anzunehmen, wenn mir von Stefan Kuntz und später vom neuen Trainer Marco Kurz ein klarer Hinweis gegeben wurde, ob und inwieweit mit mir geplant würde. Nachdem Marco Kurz Trainer wurde, habe ich noch mehrfach per E-Mail bei Stefan Kuntz und beim Trainer angefragt und um ein entsprechendes klärendes Gespräch gebeten. Meine E-Mails wurden jedoch zu keiner Zeit beantwortet. Ich hätte jederzeit das Vertragsangebot des 1. FC Kaiserslautern, auch zu verschlechterten Konditionen, angenommen, wenn man mir eine sportliche Perspektive aufgezeigt hatte und der Vertrag erfolgsbezogen gewesen wäre.

Der Betze brennt: Und welche Gründe gaben nun den Ausschlag für Deinen Wechsel zum türkischen Aufsteiger Manisaspor?

Simpson: Seit Januar hatte mein Berater Kontakt zu diversen deutschen und ausländischen Vereinen, unter anderem Manisaspor. Dort hat sich im Gegensatz zum FCK sowohl der Manager als auch der Trainer unheimlich um mich bemüht und mir aufgezeigt, wie wichtig ich in ihren Planungen für die erste Liga sein könnte. Ich habe mir dann vor Ort ein Bild sowohl vom Verein, dem Trainer, der Stadt als auch von den Menschen gemacht. Die positiven Eindrücke waren so gut, dass ich mich entschloss, dort unterschreiben.

Der Betze brennt: Gerüchten zufolge standest Du auch mit Vereinen wie Duisburg und Mönchengladbach in Kontakt. Kam ein Wechsel innerhalb Deutschlands für Dich nicht in Frage, oder gab es hier einfach nur kein konkretes Angebot?

Simpson: Im Winter lag mir ein konkretes Angebot von Hertha BSC vor, das jedoch an den zu hohen Ablöseforderungen des FCK scheiterte. Aufgrund meiner durchwachsenen Saison hatte ich letztendlich nur Angebote aus der zweiten Liga in Deutschland, dort jedoch von nahezu allen Topvereinen vorliegen. Ein Transfer nach Mönchengladbach wäre im Sommer 2008 möglich gewesen, wenn ich mir nicht den Fuß gebrochen hätte. Auch insoweit gab es bereits damals konkrete Gespräche. Ich war mir jedoch insoweit, was die Zweitligisten betraf, mit meinem Berater Dr. Andreas Kirsch einig, dass in Deutschland nur der 1. FC Kaiserslautern in Frage kommen würde. Jeder andere Verein wäre ein sportlicher Abstieg gewesen. Ich war mir sicher, mit dem FCK in den nächsten ein, zwei Jahren in die Bundesliga aufsteigen zu können und dabei eine wichtige rolle zu spielen. Von daher kam ein Wechsel innerhalb der zweiten Liga nicht in Frage.

Der Betze brennt: Welche guten Erinnerungen nimmst Du aus Deiner Zeit beim FCK mit?

Simpson: Ich habe in Kaiserslautern viele Freunde gewonnen, die mir auch nach meiner Zeit in der Pfalz und nach meiner Fußballkarriere erhalten bleiben. Unvergesslich wird mir auch der 18. Mai 2008 und die sich anschließenden Feiern bleiben. In meinem Herzen wird auch ein immer gut gefülltes Fritz-Walter-Stadion und die besten Fans der Liga, insbesondere der Westkurve bleiben. Diese „Simpson, Simpson“-Rufe werde ich in meinem Leben niemals vergessen.

Der Betze brennt: ... und welche schlechten Erinnerungen?

Simpson: Die guten Erinnerungen haben bei weitem die paar schlechten Erinnerungen überwogen, so dass ich diese schon komplett vergessen habe.

Der Betze brennt: Was möchtest Du den FCK-Fans zum Abschied noch mit auf den Weg geben?

Simpson: Ich wünsche dem 1. FC Kaiserslautern, seinen Fans und der Stadt, die mir wirklich ans Herz gewachsen sind, so schnell wie möglich in die 1. Bundesliga aufzusteigen. Die Fans und das Stadion sind bereits erstligatauglich, Das Management muss noch ein wenig daran arbeiten, das Ziel, erstligatauglich zu sein, zu erreichen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Aufgrund Josh Simpsons kritischer Bemerkungen zu den Vertragsverhandlungen fragte „Der Betze brennt“ auch beim FCK-Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz nach, der sich dazu wie folgt äußert: „Aufgrund schlechter Leistungen, seiner Verletzung und einiger disziplinarischer Verfehlungen war Joshs Situation bei Milan Sasic nicht gerade optimal. Drei Tage vor Transferschluss kam sein Berater, Herr Kirsch, mit dem Vorschlag auf mich zu, Josh zu Hertha BSC zu transferieren. Ich zeigte mich gesprächsbereit und Hertha sollte sich bei mir melden. Keiner hat sich gemeldet. Auf Nachfrage von mir bei Michael Preetz (Sportlicher Leiter von Hertha BSC; Anm. d. Red) konnte dieser mit Joshs Namen nichts anfangen.“ Die weiteren Vertragsgespräche mit dem FCK haben sich aufgrund der Trainerproblematik insgesamt hinaus gezögert, so Kuntz weiter: „Dann gab es ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Josh und mir, in dem ich ihm sagte, dass er bei uns gehaltsmäßig unter den besten Fünf ist, leistungsmäßig über die gesamte Saison gesehen aber im letzten Drittel. Ich habe ihm eine Gehaltskürzung von 25% angeboten, die er sich gestaffelt nach Einsätzen wieder hätte zurückverdienen können. Dieses Angebot hat Josh nicht angenommen.“ E-Mails von Josh Simpson seien zu keinem Zeitpunkt bei Stefan Kuntz eingetroffen, lediglich zwei weitergeleitete E-Mails seines Beraters.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Kommentare 161 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken