Spielbericht: Werder Bremen - 1. FC Kaiserslautern 1:2

Fulminanter Hinrundenabschluss der Roten Teufel

Fulminanter Hinrundenabschluss der Roten Teufel


Wir sind im Soll! Dieses im Weserstadion gezeigte Spruchband bringt es auf den Punkt. Bundesligaaufsteiger 1. FC Kaiserslautern hat nach der Hinrunde 21 Punkte gesammelt, am Dienstag in Koblenz außerdem noch die Chance im DFB-Pokal zu überwintern. Mit dem verdienten 2:1-Erfolg bei Werder Bremen wurde auch der dritte deutsche Teilnehmer der Champions League besiegt und dabei über weite Strecken sogar schöner Fußball gezeigt. Der FCK hat eine tolle Mannschaft!

Der neue Gästeblock im Weserstadion war hingegen weniger schön. Erst durch das Labyrinth in den zweiten Stock geklettert, durften die FCK-Fans die teuer erkauften Getränke nicht mitnehmen in den Gästekäfig. Die drei Eingänge in den Block waren gefährliche Nadelöhre, die mehrfach Staus beim Betreten und Verlassen verursachten. Kein schöner Empfang! Zu allem Überfluss wurden dann drei Tage vor dem Spiel auch noch die eigentlich zugesagten Luftballons verboten, so dass die FCK-Fans die Utensilien für ihre geplante Choreographie „schmuggeln“ mussten: Letztendlich wedelten dann doch zahlreiche rote Ballons im Gästeblock, die „Frenetic Youth“ hatte eine schöne Aktion unter dem Motto „Herzenssache“ organisiert.

Insgesamt fanden sich ca. 2500 Lautrer Schlachtenbummler im mit 35.135 Zuschauern nicht ganz ausverkauften Weserstadion ein. Sie konnten sich am tollen Spiel ihrer Mannschaft erwärmen und bei -7 Grad im Gegensatz zum vorigen Auswärtsspiel auf St. Pauli einen guten Support hinlegen, untermalt von vielen Fahnen und Doppelhaltern. Weitere Spruchbänder wurden für den abgebrannten Fan-Treff „Zum zwölften Mann“ und für ein junges erkranktes Mitglied der Lautrer Fanszene gezeigt: Kopf hoch, Volker und Lucas, die FCK-Gemeinde steht hinter Euch!

Eher blass blieben dagegen die Fans des SV Werder, die auf Transparenten Amnesty International unterstützten („Kennzeichnungspflicht für Polizisten“) und in der zweiten Halbzeit gemeinsam mit den FCK-Anhängern den „Erhalt der Fankultur“ forderten. Ansonsten beschränkte sich die Unterstützung des kriselnden SVW auf einen kleinen Pulk in der Mitte der Ostkurve, der darüber hinaus auch einige Schwenkfahnen zeigte.

Lauterns Trainer Marco Kurz konnte auf den wieder spielberechtigten Srdjan Lakic zurückgreifen und schickte ansonsten dieselbe Formation wie gegen den VfL Wolfsburg aufs Feld. Und wie wichtig der Kroate für Kaiserslautern ist, zeigte er schon nach 26 Sekunden: Mustergültige Flanke von Christian Tiffert und „Laki“ macht sein erstes Tor! Welch ein Start! Und danach ging es gleich mal so weiter, Werder hatte in der ersten Phase des Spiels quasi keine Chance gegen einen bärenstarken FCK. Nach 26 Minuten hatte Trainer Thomas Schaaf genug und stellte um, Sandro Wagner kam für Petri Pasanen und das Spiel wurde etwas offener. Schiedsrichter Michael Weiner war die Lautrer Überlegenheit anscheinend auch zu viel und so pfiff er nach einer guten halben Stunde einen sehr fragwürdigen Elfmeter - Mathias Abel stand im Strafraum, Marko Marin lief auf und ließ sich fallen. Das 1:1 durch Aaron Hunt (34.) war aber auch entstanden, weil sich der FCK mehr und mehr zurückfallen ließ und Werder sein gefährliches Spiel über Marin, Hunt und Marko Arnautovic aufziehen konnte. Halbzeit in Bremen, trotz weiterer Gelegenheiten für die Gastgeber blieb es zunächst beim gerechte Unentschieden.

Für die zweiten 45 Minuten wechselte Kurz Adam Nemec für Jan Moravek ein. Der Tscheche hatte sich verletzt, die Blessur stellte sich aber glücklicherweise nur als Armprellung und nicht als Bruch heraus. Wenn auch nicht unbedingt geplant, aber Nemec war der perfekte Schachzug des Trainers! Zweikampfstark, Bälle halten und Räume zustellen, Nemec beflügelte das Spiel der Roten Teufel.

Der FCK mit Raketenstart in die zweite Halbzeit: Ivo Ilicevic schaltete nach Torsten Frings' Fehler am schnellsten, dribbelte sich an den Bremer Strafraum, passte quer auf Lakic und der Goalgetter brachte Kaiserslautern wieder in Front (52.). Lakic, du Riese! Die FCK-Fans legten nun so richtig los und der „Betze“ ließ Fußball vom Allerfeinsten folgen. Sehenswert vorgetragene Spielzüge und Konter vom FCK ließen die Bremer, die jetzt hinten aufmachten, nur hinterher schauen. Bis zur 72. Minute, da hatte Schiedsrichter Weiner mal wieder genug Lautrer Dominanz gesehen und zeigte Alexander Bugera die gelb-rote Karte. Zeitweise spielte der FCK gar nur zu neunt, da Kapitän Martin Amedick außerhalb des Spielfelds behandelt werden musste. Werder drückte nun und kam trotz limitierter spielerischer Mittel zu Chancen - doch Tobias Sippel rettete mit einer Glanztat gegen Wagner, der kurz vor Schluss ebenfalls Gelb-Rot sah, den Sieg. Nemec hätte danach eigentlich den Sack endgültig zumachen müssen, sein Schuss nach tollem Konter über Tiffert ging jedoch drüber. So kam Bremen noch zu ein paar Standardsituationen, in denen sogar Schlussmann Tim Wiese im Strafraum seines Ex-Vereines mitmischte. Doch die Roten Teufel ließen nichts mehr anbrennen und fuhren einen ebenso wichtigen wie verdienten Sieg an der Weser ein.

Die Mannschaft von Trainer Kurz zeigte in diesem Spiel ihre ganze positive Entwicklung im Laufe der Hinrunde. Waren die Spiele in Hamburg und Freiburg trotz gutem Auftritt noch verloren gegangen, so steht sie jetzt viel stabiler in der Defensive, zielstrebiger im Vorwärtsgang und fährt gute Auswärtsspiele mit Siegen nach Hause. Spielerisch top, mit Lakic dem Torjäger ist sie immer gefährlich. Srdjan Lakic muss gehalten werden!

Jetzt noch ein Sieg im DFB-Pokal-Achtelfinale am Oberwerth und niemand kann sich über das Sportliche der ersten Saisonhälfte beklagen. Die Trainer um Marco Kurz machen einen sensationellen Job, die medizinische Abteilung leistet gute Arbeit und das Team zeigt mannschaftliche Geschlossenheit. Das macht allen Fans viel Freude und Lust auf mehr in der Rückrunde. 21 Punkte nach 17 Spielen, Tabellenplatz 12, sechs Zähler vor der Relegation: Wir sind im Soll!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar

Kommentare 68 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken