Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Mainz 05 0:0

Schwaches Derby mit starkem Rahmen

Rheinland-Pfalz-Duell zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Mainz 05. Diesen Vergleich gab es auf Augenhöhe noch nicht oft, dennoch kann man im Rückblick auf die letzten Jahre sagen: So ruhig war es im Vorfeld des Derbys noch nie. Die sportliche Krise auf dem Betzenberg sorgte kurioserweise für eine ruhige Vorbereitungsphase der Mannschaft, da personelle Änderungen in der Vereinsführung die volle Aufmerksamkeit auf sich zogen. Und in den wenigen Berichten rund ums Spiel wurde auch kaum Feuer hinein getragen, FCK-Trainer Kjetil Rekdal und 05-Manager Christian Heidel waren in einer Talkrunde am Donnerstag sogar zu zahlreichen Späßen aufgelegt.

Weniger freundschaftlich ist nach wie vor das Verhältnis zwischen den Fans, wie das bei einem Derby eben so üblich ist. Während die FCK-Fans in wochenlanger Vorarbeit eine große Choreographie vorbereiteten, traten die Mainzer Ultras einmal mehr in der Nacht vorm Spieltag zu einer Graffiti-Aktion an, trauten sich diesmal aber nur bis zur Autobahnausfahrt vor.

Die heiße Derbyphase, abseits aller Nebenkriegsschauplätze, begann dann schließlich rund 90 Minuten vor Spielbeginn am Fuße des Betzenbergs. Die Polizei hatte sich eine völlig neue Taktik ausgedacht, um ein Aufeinandertreffen der Fangruppen am Löwenburg-Kreisel zu vermeiden, bewies hier aber lediglich eine hohe Naivität: Neben dem mittlerweile bekannten Glasverbot im Umkreis des Stadions wurde der normalerweise neben dem Fanshop aufgebaute Bierstand kurzerhand vor die Eisenbahn-Unterführung gesetzt. Ziel war, dass die 1.000 mit dem Sonderzug anreisenden Mainzer Fans über den Hinterausgang des Bahnhofs am Kreisel vorbei zum Stadion geführt werden - die Lautrer würden nach Meinung der Polizei schließlich den Bierstand auf der anderen Seite der Unterführung als Treffpunkt aufsuchen und so überlistet werden.

Der Plan ging natürlich nicht auf, am Kreisel befanden sich bereits vor Ankunft der Mainzer einige hundert FCK-Fans, darunter viele Schaulustige. Nach weiteren Pannen der Polizei wurden die Mainzer Fans, voran die Ultraszene, schließlich wie geplant vom Hinterausgang des Bahnhofs zum Gästeblock geführt. Hierbei kam es am Kreisel zu Auseinandersetzungen, nachdem die Mainzer Ultras einige Bengalos zündeten und in die Lautrer Menge warfen, die postwendend auf die gleiche Weise antwortete. Hinzu kamen fliegende Feuerzeuge und sonstige Gegenstände, körperliche Auseinandersetzungen konnte die Polizei jedoch mit einem massiven Aufgebot zwischen beiden Fangruppen verhindern. Laut Polizeibericht kam es zu vier Festnahmen, Verletzte gab es keine.

Die Luft knisterte also mal wieder, und diese Emotionen wurden dann auch ins Stadion mitgenommen. Hier hatten sich 39.150 Zuschauer eingefunden, darunter etwa 6.000 Mainzer. Diese zeigten lediglich wenige Doppelhalter und Fahnen sowie zahlreiche Schals beim „You'll never walk alone“. In der Westkurve wurde indes die angekündigte Choreographie präsentiert, welche ein imposantes Bild abgab: Über 1.000 Doppelhalter sowie zahlreiche Fahnen machten die FCK-Fans zum „Fels in der Brandung“, was per Spruchband als Choreo-Motto ausgegeben wurde. Hinzu kamen rund 60.000 Pilskronen, die aufgrund der weißen Hintergrundfarbe der Doppelhalter aber leider ihre Wirkung verfehlten.

Der Rahmen stimmte also, das Derby konnte beginnen! Doch leider wurden die Erwartungen enttäuscht. Nach starkem Beginn der Mainzer kamen die Roten Teufel besser in die Partie, Torchancen blieben jedoch speziell in der 1. Halbzeit Mangelware. Auf Mainzer Seite vergab Amri die beste Chance, beim FCK setzte Fabian Schönheim einen Freistoß nur knapp neben das Tor. Im zweiten Abschnitt wurde das Spiel dann etwas besser, beide Torhüter konnten ihre Mannschaft aber vor einem Rückstand bewahren. Die beste Gelegenheit für den FCK vergab Björn Runström, dessen Drehschuss 05-Keeper Ischdonat abwehren konnte.

Alles in allem scheiterten die Lautrer einmal mehr an der fatalen Offensivschwäche, die durch Neueinkäufe in der Winterpause behoben werden soll. Die Abwehr steht nach wie vor gut und ist mit 13 Gegentoren in 14 Spielen die beste der Liga. Dies bringt vor dem Hintergrund des vierten 0:0 der Saison allerdings nur wenig Entspannung, da der FCK immer noch mit drei Punkten Rückstand auf einem Abstiegsplatz steht.

Beide Fangruppen feierten ihre Teams nach Spielende dennoch, auch wenn die Nullnummer niemanden wirklich weiterbringt. Zumindest das Duell auf den Rängen gewannen die FCK-Fans, da von den Mainzern außer in der Anfangsphase kaum etwas zu hören war. Die Westkurve zeigte sich zu Spielbeginn in Topform, passte sich dann aber dem müden Kick an und peitschte die Mannschaft nur noch auf durchschnittlichem Niveau nach vorne. In der 2. Halbzeit stieg die Lautstärke dann noch einmal an, speziell beim neuen Gassenhauer „Wir sind die Lautrer, wir hassen Mainz, in uns'rem Land sind wir die Nummer Eins“. Die Ultragruppen präsentierten außerdem noch einige Spruchbänder, mit dem sie ihre Solidarität zu dem in Italien von einem Polizisten erschossenen Fußballfan ausdrückten: „Giustitia per Gabriele!“ (Gerechtigkeit für Gabriele) und „Solidarieta con tutti le curve italiane - la lotta continua ... ovunque!“ (Solidarität mit allen italienischen Kurven - der Kampf geht weiter ... überall!).

In der Adventszeit stehen nun die letzten drei Vorrundenspieltage an, in denen der FCK eine gesunde Basis für die zweite Halbserie schaffen muss. Gegen die direkten Konkurrenten aus St. Pauli und Jena sowie zum Jahresende beim 1. FC Köln müssen noch einige Punkte gesammelt werden, um im Abstiegskampf bestehen zu können und den Verein in absehbarer Zeit in die erste Liga zu bringen. Packen wir's an!

- Fanfotos vom Spiel
- Video von der Choreographie

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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