Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - MSV Duisburg 2:2

Kein Grund zur Freude

Kein Grund zur Freude

Foto: Neis/Eibner

Der 1. FC Kaiserslautern wendet in letzter Minute eine Heimniederlage gegen den MSV Duisburg ab. Doch ein wirklicher Anlass zur Freude ist das nicht. Ohne Siege wird beim FCK kein Erfolg einkehren.

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Die Maßgabe war klar. "Wir wollen bis zur Winterpause ungeschlagen bleiben, aber wir brauchen mehr Siege", sagte Jeff Saibene vor der Partie gegen den MSV Duisburg. Und die Gelegenheit, dies in die Tat umzusetzen, hätte kaum besser sein können als gegen die krisengeschüttelten Zebras, die verunsichert als frischgebackener Tabellenletzter in die Pfalz kamen. "Es darf alles passieren, außer einer Niederlage", sagte auch deren Coach Gino Lettieri. Mut klingt anders.

Vor Anpfiff der Partie, die aufgrund der Corona-Pandemie natürlich nach wie vor als seelenloses Geisterspiel ausgetragen wurde, hatten sich eine Hand voll Fans vor der Ostkurve eingefunden, um den Mannschaften durch das Marathontor beim Aufwärmen zuzuschauen. Schon beim Hochfahren auf den Betzenberg konnte man hier und da einen FCK-Schal entdecken. Das Interesse an den Roten Teufeln ist nach wie vor da. Aber natürlich konnte auch heute keine Stimmung aufkommen. Besonders traurig, wenn man bedenkt, wie viele Fans dieses traditionsreiche Duell normalerweise ins Fritz-Walter-Stadion gelockt hätte. Traurig wurde es auch kurz vor Beginn der Partie. In einer Schweigeminute gedachten die Spieler, Trainer und Anwesenden im Stadion der Opfer der Amokfahrt in Trier vor vier Tagen. Der FCK lief zudem mit Trauerflor auf. Manchmal ist Fußball eben wirklich nur eine Nebensache.

Ciftci leitet Gegentor ein - Kleinsorge mit Licht und Schatten

Nachdem der FCK einen Kreis gebildet und ein lautes "Einer für Alle!" ausgerufen hatte, rollte der Ball dann aber. Und der FCK versuchte, mutig in die Partie zu starten. Zumindest ein 0:0 lag so eigentlich nie in der Luft. Im negativen Sinn sorgte in der 14. Minute dafür dann aber ausgerechnet Hikmet Ciftci. Der 22-Jährige ließ sich im Mittelfeld ganz viel Zeit, traute sich nicht den langen Diagonalpass, drehte sich einmal, zweimal und vertändelte so den Ball. Das ließ sich ein Duisburger namens Vincent Vermeij, der den FCK-Fans noch aus der vergangenen Saison schmerzhaft in Erinnerung sein dürfte, nicht zweimal sagen. Er marschierte frei auf Torhüter Matheo Raab zu, legte nochmal ab zu Sinan Karweina, der problemlos zur Führung einschieben konnte. Solche Fehler dürfen einfach nicht passieren, sie prägen aber seit Monaten immer wieder das Lautrer Spiel. Ciftci hätte in der 37. Minute seinen Fehler zwar fast wieder wettgemacht, doch MSV-Keeper Leo Weinkauf hatte etwas dagegen. Einmal mehr zeigte sich: Ciftci, oftmals fußballerisch einer der besten Roten Teufel, zeigt aber auch immer wieder eklatante Schwächen.

Lücken taten sich auch immer wieder auf der rechten FCK-Seite auf, wo sich heute Marius Kleinsorge anstelle von André Hainault versuchen durfte. Der war defensiv manches mal überfordert, konnte dafür offensiv für deutlich mehr Akzente setzen als Hainault. So servierte Kleinsorge in der 27. Minute eine Flanke mustergültig auf Marvin Pourié, dessen Schuss allerdings knapp am Kasten von Leo Weinkauf vorbeiging.

Fritschs Pfeife bleibt stumm: Klarer Hand geht nicht!

Im Mittelpunkt stand dann aber vor allem Schiedsrichter Tobias Fritsch. In der 32. Minute schlug der FCK einen Freistoß in den Duisburger Strafraum, dort sprang der Ball Maximilian Jansen ganz klar an die Hand, doch ein Pfiff blieb aus. Dabei war kein Arm angelegt, eigentlich durfte es keinen Spielraum für Diskussionen geben. Der Schiedsrichter sah das aber offenbar anders. Nicht das letzte Mal an diesem Tag. Denn nur elf Minuten später hätte es schon wieder Strafstoß für den FCK geben können. Diesmal wurde Stürmer Marvin Pourié im Strafraum von einem MSV-Verteidiger am Fuß getroffen. Sicher keine so klare Situation wie die erste, doch auch hier wäre Fritsch nicht der erste Mensch auf dem Fußball-Planeten gewesen, der so eine Aktion als strafbar eingestuft hätte. Erst hatte der FCK also kein Glück, und dann kam auch noch… Naja lassen wir das. Wenn man so eine klare Chance vergibt wie Kenny Redondo freistehend nach dem ausgebliebenen Pfiff, dann darf man sich eigentlich zumindest über diese zweite Elfmeterszene nicht beschweren.

FCK-Defensive verteilt wieder Geschenke - Kein Elfmeter-Glück

In der zweiten Halbzeit intensivierte der FCK seine Bemühungen, vor allem Marvin Pourié hätte in der 58. Minute per Kopf den Ausgleich erzielen können, im Abschluss fehlte aber das Zielwasser. Doch auf der Gegenseite verteilte die Hintermannschaft der Roten Teufel wieder einmal Geschenke. Erstaunlich, denn in den vergangenen Wochen hatte sich diese eigentlich stabilisiert, aus dem Spiel heraus kaum Gegentore gefangen. In der 64. Minute verhalten sich die Innenverteidiger Kevin Kraus und der eigentlich auch heute wieder stark aufspielende Janik Bachmann sehr coronakonform und lassen dem Duisburger Ahmed Engin im Zentrum locker 25 Quadratmeter Platz, der Duisburger kann sich in Seelenruhe drehen, abziehen und so zum 2:0 treffen. Zu diesem Zeitpunkt fiel dieser Treffer überraschend - und damit so umso ärgerlicher.

Immerhin schien sich die Saibene-Elf vom Zwei-Tore-Rückstand nicht schocken zu lassen. In der 69. Minute erzielte Kevin Kraus nach einem Freistoß per Hacke einen schönen Treffer - dumm nur, dass er im Abseits stand. Und rund fünf Minuten später schaute wieder alles auf Schiri Fritsch. Wieder fiel Marvin Pourié im Strafraum, Fritsch zeigte in Richtung Mitte, entschied aber auf Abstoß, Pourié sah im Anschluss sogar zusammen mit seinem Gegenspieler noch Gelb. Auch darüber kann man sicher diskutieren.

Endspurt verhindert das Schlimmste - Es zählen nur noch Siege

Die Roten Teufel rannten vor allem die letzten zehn Minuten weiter an, sodass man sich fragen konnte: "Warum nicht gleich so?" Doch es schien nichts mehr zu nützen. Bis, ja bis Marvin Pourié die Sache an sich riss. Eine Minute vor dem Ende der regulären Spielzeit spielte der Stürmer mit Redondo Doppelpass, zog ab und erzielte mit etwas Mithilfe des Aluminiums den Anschlusstreffer. Nur Makulatur? Nicht mit Pourié. Nur eine Minute später gab es Ecke - eigentlich nicht gerade die Paradedisziplin des FCK. Doch wieder fand die Hereingabe von Redondo Pourié, der per Kopf tatsächlich noch den Ausgleich erzielen konnte. Und fast hätte man das heutige Spiel wirklich noch unter dem Motto: "Mund abputzen" abhaken können, hätte Huth in der dritten Minute der Nachspielzeit den Kopfball einmal ins statt über den Kasten von Weinkauf gesetzt. So aber blieb es beim 2:2-Unentschieden. Das neunte im 14. Saisonspiel. Und daher kann darüber auch keine wirkliche Freude aufkommen. Zu enttäuschend das Auftreten in vielen Phasen des Spiels gegen doch eigentlich entmutigte Duisburger. Zu eklatant wieder die Chancenverwertung, zu unnötig die Gegentore. "Wir stehen mit dem Arsch an der Wand", sagte Doppeltorschütze Pourié nach der Partie. Es helfen nur noch Siege.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit1993

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | Pourié: "Wir stehen mit dem Arsch an der Wand"(Der Betze brennt)

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