Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Mainz 05 2:0

In unserem Land sind WIR die Nummer Eins!

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Einfach geil! Der 1. FC Kaiserslautern landet mit dem 2:0-Erfolg gegen Bundesligist Mainz 05 einen Pokal-Coup. Der zwölfte Mann peitscht sein Team 90 Minuten nach vorne und kann den Sieg gegen den rheinland-pfälzischen Nachbarn doppelt und dreifach auskosten.

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"Scheuklappen runter und volle Konzentration auf’s Derby! Wir werden gemeinsam einlaufen in dieses Dreckskaff, den scheiß Betzenberg entern, dort ein wahnsinniges Fest feiern und einen unterdurchschnittlichen Drittligisten mit 4:0 in seine kack Hölle schießen!"
(Der Mainzer "Q-Block" vor fünf Tagen)

Tja, liebe Nullfünfer. Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!

"Oh, wie ist das schöööööön", hallte es kurz vor dem Abpfiff durch das mit über 40.000 Zuschauern gefüllte Fritz-Walter-Stadion. Florian Pick hatte gerade das entscheidende 2:0 im Rheinland-Pfalz-Duell gegen den zwei Klassen höher spielenden Kontrahenten aus Mainz erzielt. Die FCK-Fans, die schon den 90 Minuten zuvor ihre Mannschaft unerbittlich nach vorne gepeitscht hatten, lagen sich nun endgültig in den Armen und feierten den Sieg.

Viel Betrieb in Stadt und am Stadion

Rund drei Stunden zuvor hatten sich in der Lautrer Innenstadt und rund um den Betzenberg lange Verkehrsstaus gebildet. Auch die Autobahnabfahrten und Parkplätze waren schon gut frequentiert. Alle Straßen hinauf zum Betzenberg waren von Fan-Massen blockiert, unter anderem zwei Märsche der Mainzer - die Zugfahrer vom Bahnhof, die Busreisenden vom Messeplatz - aber vor allem natürlich von zehntausenden FCK-Anhängern. An den Stadioneingängen standen die Fans lange an, viele waren heiß auf eine Pokalüberraschung. War hier heute wirklich was möglich? Die Kurve wurde zu Spielbeginn nochmal vom Vorsänger auf dem Podest heißgemacht: "Heute wird unser Tag!" 90 oder auch 120 Minuten müsse geile Stimmung angesagt sein, und auch an die Schmähungen und Spruchbänder von Seiten des Mainzer Anhangs gegen Fritz Walter wurde nochmals erinnert. Die Westkurve war heiß!

Ein Großteil der rund 6.000 Gäste-Anhänger auf der Osttribüne trug weiße Mainzelmännchen-Shirts mit der Aufschrift "Die Besten im Südwesten". Lustig. Die Mainzer Fanszene hatte zur Mottofahrt "Alle in Weiß" aufgerufen. Zum Einlauf beider Teams brannten im Gästeblock zahlreiche bengalische Fackeln und es wurde roter Rauch gezündet. Das sollte sich mehrmals im Spielverlauf wiederholen.

Die Mainzer dominierten die Partie zunächst vom Anpfiff weg. Die Elf von FCK-Trainer Sascha Hildmann stand tief hinten drin und verteidigte phasenweise mit allen Mann in der eigenen Hälfte. Vor allem FSV-Stürmer Robin Quaison hätte seine Farben in der Anfangsphase eigentlich in Führung bringen müssen, mehrfach rettete Lauterns Torhüter Lennart Grill glänzend.

FCK befreit sich - Publikum peitscht frenetisch nach vorne

Nach 20 Minuten schickte die Westkurve mit einem mehrteiligen Spruchband einen netten Gruß in Richtung Gästeblock: "Ein ebenbürtiger Gegner werdet ihr niemals sein!" Das sollte sich auch später noch beweisen. Die FCK-Mannschaft konnte sich danach aus der Mainzer Umklammerung lösen und fuhr selbst einige vielversprechende Angriffe. Das Publikum war jetzt endgültig da und feierte jede gelungene Aktion der Roten Teufel. Sogar Grätschen in des Gegners Hälfte wurden nun lautstark bejubelt. Hier geht heute was! Schiedsrichter Felix Zwayer, der durch einige merkwürdige Entscheidungen auffiel, schickte beide Teams mit einem 0:0 in die Kabine. Frenetischer Applaus auch von den Besuchern auf der Nordtribüne und Südtribüne, der FCK hatte das erste Etappenziel erreicht.

Timmy Thieles großer Moment führt zum 1:0

Nach der Pause, der Mainzer Block hatte wieder Pyro gezündet und diesmal für eine kurze Spielunterbrechung gesorgt, waren die Gäste erneut am Drücker. Just in dieser Druckphase spurtete Timmy Thiele in der 62. Minute seinem Gegenspieler Stefan Bell auf und davon. Bell wusste sich im Strafraum nur mit einem Foul zu helfen, Elfmeter für den FCK! Die große Chance zur Führung! Zittern auf allen Tribünen, schließlich hatten sich die Lautrer Spieler in der Vergangenheit nicht unbedingt eiskalt vom Punkt gezeigt. Diesmal war Manfred Starke der Schütze und der Neuzugang aus Jena zitterte den Ball förmlich über die Linie. Egal wie, 1:0 für die Roten Teufel! Die Hildmann-Elf lieferte nun eine Abwehrschlacht, immer mit dem zwölften, vielleicht gar mit dem dreizehnten Mann im Rücken. Tief in der eigenen Hälfte hatten sich die Roten Teufel nun verschanzt und nutzen jede Möglichkeit, um den Ball zurück in die Mainzer Hälfte zu dreschen. Einzelne Spieler an diesem Tag herauszuheben ist zwar ein wenig unfair, aber was Dominik Schad auf dem rechten Flügel über 90 Minuten ablieferte, war schon allererste Sahne.

Mainzer Fans zünden ihre eigene Zaunfahne an

Die Gäste drängten nun auf den Ausgleich, verzettelten sich aber immer wieder in der vielbeinigen FCK-Defensive oder waren im Abspiel zu ungenau. Selbst jeder Befreiungsschlag in der Abwehr wurde jetzt gefeiert wie ein Tor. Und so kam es, wie es in einem typischen Pokalspiel zwischen Underdog und Favorit schon oft gekommen war. In der 90. Minute zog Florian Pick noch einmal an, vernaschte Daniel Brosinski und ließ auch FSV-Keeper Florian Müller keine Chance. 2:0 für die Lautrer, das wars!

Was als Reaktion auf das nun sichere Ausscheiden aus dem Mainzer Block folgte, war bezeichnend: Zunächst flogen mehrere bengalische Feuer auf den Platz, was zu einer weiteren Spielunterbrechung führte. Als i-Tüpfelchen der Peinlichkeit geriet dann auch noch die eigene riesige Zaunfahne ("Q-Block Power") in Brand. Höhnische Gesänge aus der Westkurve, Party pur auf dem Betzenberg. Depp bleibt Depp!

In der fünfminütigen Nachspielzeit passierte dann nicht mehr viel. Der "unterdurchschnittliche Drittligist" hatte die Sensation geschafft und den im Vorfeld großmäuligen Kontrahenten aus Mainz aus der "kack Hölle" geschossen und aus dem DFB-Pokal geworfen. Nach Abpfiff feierten Mannschaft und Fans noch ausgiebig den Erfolg, während die Gäste wie bedröppelte Hunde vom Platz schlichen. Die Nummer Eins im Land sind und bleiben eben doch wir!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Flo

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | "Und alle rasten aus": Betze feiert großen Coup (Der Betze brennt)
- Blick in die Kurve | Lautern, wie es singt und lacht: "Q-Block on fire" (Der Betze brennt)

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